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0097 - Wir sprangen dem Tod ins Genick

0097 - Wir sprangen dem Tod ins Genick

Titel: 0097 - Wir sprangen dem Tod ins Genick
Autoren: Wir sprangen dem Tod ins Genick
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sie nie geben. Das sind nichts als faule Ausreden für eine total verfehlte Erziehung.
    Langsam rollte sein Wagen durch die Straßen. O'Brien hatte, weil er ein Mensch mit einem warmen Herz war, die schwächste Stelle seiner Gegner erkannt. Und er war dabei, seine Kenntnis zu verwerten. Weil er den Mörder eines jungen Kameraden finden wollte.
    Eine Viertelstunde später stand er einer augehärmten Frau und einem Mann gegenüber, dessen Gesicht von Furchen und Falten durchzogen war. Es waren einfache Leute, bescheiden und etwas unbeholfen, als er sich vorstellte:
    »Ich heiße Bill O'Brien, Detektiv-Corporal vom 81. Revier.«
    Die Frau setzte sich entsetzt.
    »Ich weiß schon«, sagte sie mit rauher Stimme. »Es ist wegen unseres Jungen, nicht wahr, Sir?«
    O'Brien nickte ernst. Diese beiden Menschen taten ihm im Grunde seines Herzens leid. Sie waren zu einfach, zu wenig gebildet, ein Leben lang zu arm und zu fleißig gewesen, als daß sie von Erziehungsproblemen etwas hätten verstehen können. Man konnte ihnen keinen Vorwurf machen, daß sie die neue Zeit und damit die Nöte ihres Jungen nicht begriffen. Und man konnte dem Jungen nur einen geringen Vorwurf machen, daß er in seiner Einsamkeit auf die schiefe Bahn gekommen war.
    »Tja«, sagte O'Brien. »Ich fühle mich nicht wohl in meiner Haut, das dürfen Sie mir glauben. Aber ich kann es nun einmal nicht ändern. Ihr gehört zu der Bande, die seit einigen Wochen das ganze Viertel terrorisiert.«
    Die Frau schluchzte auf und legte entsetzt die Hände vor die Augen. Der Mann hielt den Kopf gesenkt und sah starr zu Boden. Es war, als müsse er selbst im Sitzen eine ungeheure Last auf seinen gebeugten Schultern tragen.
    »Ich habe Ihren Sohn festnehmen müssen. Er ist gewissermaßen der Kontaktmann der Bande. Leider verweigert er jede Aussage. Natürlich würde er vor Gericht wesentlich besser wegkommen, wenn er den Mund auftäte und sprechen würde. Aber ich glaube, es gibt nur einen Menschen, der ihn dazu bewegen kann. Hat er eine Freundin?«
    Die Mutter sah auf. Etwas wie Hoffnung glänzte in ihren Augen.
    »Gercy!« rief sie. »Ja, das ist ein Gedanke, Mr. O'Brien. Gercy! Wenn jemand irgendeinen Einfluß auf ihn ausüben kann, dann ist es Gercy.«
    ***
    McKinsley schloß die Tür seiner Kneipe ab. Er hatte für einen Augenblick keinen Gast gehabt, und er wollte diesen Augenblick ausnützen.
    Rasch stieg er die Treppe hinauf und marschierte auf das Zimmer mit der Nummer elf zu. Er drückte die Klinke nieder, stieß die Tür auf, schaltete das Licht ein.
    Mitten auf dem Fußboden lag ein Schuh, von dem die Sohle halb abgerissen war. Er stieß ihn mit dem Fuß beiseite.
    Der Schuh kippte um. Unter der abgerissenen Sohle glänzte etwas.
    McKinsleys runzelte die Stirn. Er bückte sich und hob den Schuh auf. Neugierig ließ er sich auf den einzigen Stuhl fallen, riß die Sohle gänzlich ab und betrachtete die dünne Cellophanhülle, die unter der Brandsohle klebte. Behutsam löste er sie und ließ den Schuh achtlos fallen.
    Er hielt eine schmale Karte mit einem Lichtbild in der Hand, die in einer Cellophanschutzhülle stak.
    »Federal Bureau of Investigation — New York District«, las er mit zitternden Lippen halblaut vor sich hin. »Der nebenstehend abgebildete Jerry Cotton ist Special Agent des Federal Bureau of Investigation…«
    McKinsley verfärbte sich.
    »FBI!« murmelte er immer wieder. »FBI! Als ob ich nicht so etwas gerochen hätte! FBI! Lieber Himmel! Das bringt mich ins Grab! FBI!«
    Erts nach einer ganzen Weile, nachdem er zahllose Male »FBI« gestammelt hatte, löste sich seine Erstarrung und er rannte wie von Furien gehetzt die Treppe hinab.
    Er riß den Telefonhörer ans Ohr und wählte eine Nummer.
    Es schien ihm eine Ewigkeit zu dauern, bis sich endlich jemand meldete.
    »Ja? Hallo?« rief er in den Hörer. »Frankie? Bist du's? — Ja? Gott sei Dank, daß ich dich noch erwische! Hör genau zu, Frankie! Jack kommt heute abend mit zwei Neuen! Gib ihm irgendein Zeichen, damit du allein mit ihm sprechen kannst. Die beiden sind G-men vom FBI! Sie müssen verschwinden! Verstanden Sie müssen verschwinden!«
    ***
    Wir hievten die schwere Kiste hoch. Dann kletterte ich auf Phils Schulter und zur Luke heraus. Ich legte mich flach hin und zog Phil herauf.
    Wolden packte mit an. Gemeinsam schleppten wir die Kiste hinaus und luden sie auf den Lastwagen.
    »Kommt!« sagte Wolden.
    »Wo soll es denn hingehen, Boß?« fragte Phil.
    »Ach, am besten wir laden
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