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0097 - Wir sprangen dem Tod ins Genick

0097 - Wir sprangen dem Tod ins Genick

Titel: 0097 - Wir sprangen dem Tod ins Genick
Autoren: Wir sprangen dem Tod ins Genick
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die Kiste irgendwo im Hafen ab. Da fällt es nicht auf. Da wird doch Tag und Nacht irgend etwas verladen.«
    »Richtig«, nickte Phil. »Wir stellen sie einfach auf irgendeinem Pier ab.«
    »Ja«, nickte der Gangster. »Das wird das beste sein.«
    Wir kletterten wieder ins Führerhaus.
    Die ganze Fahrt über sprachen wir kein Wort.
    Unsere Gedanken waren bei Rock Billing, dessen sterbliche Überreste hinter uns auf der Ladefläche des Lastwagens lagen. Er war gekommen, er war gestorben. Nur in den Herzen seiner nächsten Angehörigen würde er weiterleben. Niemals würde irgendwo ein Denkmal für ihn gesetzt werden.
    Er hatte nichts als seine Pflicht getan.
    Für ein mittleres Beamtengehalt war er in den Tod gegangen.
    Für ein Gehalt?
    No. Er wäre für das Gehalt eines Ministers nicht gestorben. Er starb für das Recht. Für den Glauben, daß Menschen nur da in Frieden Zusammenleben können, wo einer die Rechte des anderen respektiert.
    Wer weiß, dachte ich. Irgendwann wirst du einmal an der Reihe sein. Die Chancen, daß man als G-man sehr alt wird, sind nicht sehr groß. Die Lebensversicherungen wissen das am besten. Deshalb lassen sie jeden G-men von vornherein die doppelte Prämie zahlen.
    Das muß ja ungefähr bedeuten, daß wir halb so wenig Chancen haben, alt zu werden, wie der übrige Teil der Menschheit.
    Na ja, man hat sich nachgerade daran gewöhnt.
    Ich riß mich mit Gewalt aus meinem Grübeln und überlegte nüchtern die Chancen, die wir heute abend hatten.
    Wahrscheinlich ließ sich keine Möglichkeit mehr finden, den FBI anzurufen und Verstärkung zu erbitten. Für den Fall mußten wir eben tun, was wir zwei tun konnten.
    Daß wir bei der Ausübung eines Verbrechens mitwirkten, war völlig ausgeschlossen. Für diesen Fall blieb uns nur die bekannte Devise:… die letzte Kugel hebt man sich auf für das eigene Leben…
    Wir konnten versuchen, die Bande in ein Feuergefecht zu verwickeln, wenn die Örtlichkeit so beschaffen war, daß wir uns wenigstens zwei Minuten halten konnten. In der Zeit mußte man irgendwo die Schüsse gehört und die Polizei alarmiert haben.
    Rock Billings Leiche würde man ja irgendwo dort finden, wo wir die Kiste jetzt abladen und stehenlassen würden. Damit war dann wenigstens die Ungewißheit hinsichtlich seines Schicksals geklärt.
    Auf eine verdammt grausame Weise geklärt.
    »So, ich denke, hier laden wir ab!« sagte Wolden plötzlich.
    Ich war so in Gedanken gewesen, daß seine Stimme zuerst wie aus weiter Ferne an mein Ohr drang.
    Wir stiegen aus.
    Wenn mich meine Ortskenntnis nicht täuschte, mußten wir uns auf irgendeinem Pier des East River befinden.
    Auf dem Nachbarpier wurde ein großer Frachter entladen. Kräne rasselten, Lautsprecher schrien Verladekommandos und manchmal heulte irgendwo in der Dunkelheit draußen auf dem Wasser ein Schlepper.
    Auf unserem Pier brannte nur eine einzige Bogenlampe. Die Gerüste der großen Kräne ragten stumm in den nächtlichen Himmel.
    Wir packten an und setzten die Kiste hinter einem Speicher ab. Ich prägte mir die Firmeninschrift auf der Speicherwand ein. Damit ich den Pier schnell wiederfinden konnte, falls wir die Sache heute abend doch lebend überstehen sollten.
    Wolden sah auf die Uhr:
    »Meine Güte!« rief er aus. »Schon halb zehn! Es wird Zeit, daß wir zurückkommen! Los, rein mit euch!«
    Wir kletterten zurück ins Führerhaus.
    Ich wollte wieder meinen Gedanken nachhängen, aber Phil fragte:
    »Was soll denn heute nacht für eine Sache steigen, Boß?«
    Wolden lachte.
    »Kannst die Neugier nicht länger bezähmen, was Boy? — Na, ich will's euch sagen! Unser Gewährsmann hat was aufgegattert, was sich wunderbar lohnt. Eine Firma, die Gold in großen Mengen verarbeitet. So eine Art Schmuckfabrik. Der gewöhnliche Goldvorrat wird auf dreihundert Kilo geschätzt. In Barren, versteht sich. Deswegen brauchen wir heute nacht die ganze Bande.«
    »Gibt es denn keine Wächter?«
    »Sicher doch! Die werden umgelegt! Ich denke, daß ihr beide da tatkräftig loslegt. Soll euer Schaden nicht sein.«
    »Und wenn einer von den Burschen Zeit findet, schnell die Polizei anzurufen?«
    Wolden lachte wieder:
    »Das wird nichts nützen. Die Bude steht ziemlich einsam, und das ganze Telefonkabel liegt noch nicht in der Erde, weil die Bude dort erst vor ein paar Tagen bezogen wurde. Wir werden das Kabel durchschneiden, bevor wir überhaupt richtig loslegen.«
    Ich sagte nichts dazu. Was soll man dazu sagen, wenn ein Gangster einem
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