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0097 - Wir sprangen dem Tod ins Genick

0097 - Wir sprangen dem Tod ins Genick

Titel: 0097 - Wir sprangen dem Tod ins Genick
Autoren: Wir sprangen dem Tod ins Genick
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konnte ich natürlich nicht mal seine Nasenspitze sehen.«
    »Und er fing vom Telefon an?«
    »Ja.«
    »Was sagte er?«
    »Ob ich jede Woche zehn Bucks verdienen wollte. Ich fragte, womit. Er sagte, indem ich mir auf seine Kosten hier ‘n Telefon aufstellen ließe. Ich fragte, wofür. Er sagte, das ginge mich nichts an.«
    »Und wie ging's weiter?«
    »Er sagte, ich sollte nur ein Handtuch ins Fenster hängen oder eine Lampe, wenn es schon dunkel sein sollte.«
    »Wann sollten Sie das tun?«
    »Sobald jemand hier anruft. Ich sollte den Hörer nur abnehmen und liegenlassen, bis jemand auf mein Signal käme.«
    »Okay. Und wer kam immer auf Ihr - Signal?«
    Der Mann druckste herum:
    »Chef, es ist ja nun nicht nett von mir, wenn ich meinen Wohltäter jetzt verpfeife, nicht?«
    »Leider hat die böse Polizei dafür überhaupt kein Verständnis«, seufzte der rothaarige Ire. »Ich glaube, die Polizei würde Sie glatt solange einsperren, bis Ihr Gedächtnis wieder etwas besser geworden wäre.«
    »Nicht schön von der Polizei!«
    »No, bestimmt nicht. Aber sie tut's.«
    »Tja, dann sage ich es besser, was?«
    »Ja, ich tät‘ es auch.«
    »So, hm… Was sollte ich denn überhaupt sagen?«
    »Wer eigentlich immer kam, wenn Sie das Signal gaben?«
    Der Mann nickte. Auf einmal grinste er.
    »Sir, wie wär‘s, wenn Sie unten von der Halle aus mal meine Nummer anrufen würden? Wenn Sie dann schnell mit dem Lift raufkommen, müssen Sie doch früher da sein als der Kerl, der immer kommt, wenn ich das Signal gebe. Dann brauche ich ihn nicht zu verpfeifen.«
    O'Brien lachte, daß es durch die Bude dröhnte. Er hatte in seinem Leben schon manchen verrückten Vogel kennengelernt, aber so ein Meisterstück von Selbstbetrug war ihm noch nie angeboten worden.
    »Also gut«, sagte er lachend. »Weil ich heute meinen verträglichen Tag habe.«
    Er fuhr mit dem Lift hinab und ging wieder zum Pförtner. Er gab ihm zwei Dollar und sagte:
    »Legen Sie mir ein Gespräch mit der Nummer RE - 6 - 4123 drüben in die Zelle.«
    »Jawohl, Sir.«
    O'Brien wartete in der Zelle, bis es klingelte. Er nahm den Hörer ab und lauschte. Zweimal ertönte noch das Summzeichen des Ortsnetzes, dann wurde der Hörer abgenommen.
    O'Brien legte seinen behutsam wieder auf und durchquerte raschen Schrittes die Halle. Mit dem Lift ging es wieder hinauf. Tatsächlich baumelte ein Handtuch im Fenster. Und der Hörer lag auf dem Tisch.
    O'Brien sah sich um.
    »Ich stell mich dort hinter den Vorhang«, sagte er. »Wenn Sie mich verraten, alter Freund, gehen Sie wegen Beihilfe zur Verbrecher flucht für einige Monaie hinter Gitter.«
    »Ich kann mich bremsen, solange es dort keinen Whiky gibt«, erwiderte der Mann trocken.
    O'Brien stand und wartete. Er fühlte, wie eine steigende Unruhe in ihm aufkeimte. Leise zog er seine Dienstpistole und hielt sie schußbereit in der Hand.
    Träge verging die Zeit. Kein Geräusch war im Raum außer den schnaufenden Atemzügen des Mannes. Schon wollte O'Brien es aufgeben, als draußen die Lifttür schlug.
    Eilige Schritte tappten näher und da wurde auch schon die Tür aufgerissen. Ein junger Bursche stürmtg herein, auf den Tisch zu und riß den Hörer hoch:
    »Ja, hallo?« sagte er.
    O'Brien trat lautlos hinter dem Vorhang hervor.
    »Hier spricht Detektiv-Corporal Bill O'Brien vom 81. Revier«, sagte er.
    Der junge Mann stieß einen Schrei aus und ließ den Hörer fallen. Er warf sich herum. O'Brien starrte direkt in das Gesicht eines jungen und doch schon alten Bekannten.
    »Sieh an, der junge Craise«, murmelte er. »Na, da haben wir ja den richtigen Fang gemacht…«
    ***
    Ausgerechnet jetzt hatte Jack Wolden Durst. Er setzte sich mit uns hinunter in die Kneipe und bestellte Whisky. Auf seine Rechnung sogar.
    Wir überlegten vergeblich, wie wir ihn loswerden könnten, um den FBI wegen Verstärkung anzurufen. Wenn sich die Bande heute abend traf, war es die gegebene Chance, sie auszuheben. Daß wir zwei nicht gegen zehn oder zwanzig im Alleingang antreten konnten, lag auf der Hand.
    ADer Wolden wich uns nicht von der Seite. Und mißtrauisch machen durften wir ihn auch nicht. Gegen halb neun fing es draußen an, dunkel zu werden, und wir hatten noch keine Möglichkeit gehabt, den FBI zu verständigen. Plötzlich sagte Wolden:
    »Da fällt mir was ein. Wir müssen ja noch eine Kiste wegbringen. Kommt, laßt uns austrinken. Die Sache muß erledigt sein, bis wir uns treffen.«
    »Okay, Boß«, sagte ich. Ich fühlte mich verdammt
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