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0093 - Vlado - der Schreckliche

0093 - Vlado - der Schreckliche

Titel: 0093 - Vlado - der Schreckliche
Autoren: Franc Helgath
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und wie ein Habichtsschnabel gebogen die Nase. Jetschwarze Augen, in denen ein düsteres Feuer glomm. Doch schrecklich war dieser Mund.
    Wie eine weit klaffende Wunde zog er sich breit über ein spitzes Kinn. Das war kein menschlicher Mund. Das war ein Abgrund, der alles verschlang. Er gähnte riesig und tief. Keine Zunge, und Zähne von einer besonderen Art.
    Die waren vorne in der Mitte stumpf und breit wie die eines Wiederkäuers und bleckten grünlich gelb. Drei am Oberkiefer. Vier im Unterkiefer. Dann auf jeder Seite je zwei Schneidezähne, die den Reißzähnen eines Tigers glichen. Sie waren auch genauso lang. Fast wie ein Kinderdaumen.
    Und nur ein Sekundenbruchteil war vergangen.
    Das Wesen stieß einen langgezogenen, gequälten Schrei aus, als das helle Licht auf die Augen traf. Die Lider schlossen sich und öffneten sich nicht sofort wieder. Der Arm ließ den Säbel fallen.
    Pavel Zapotoky die Stablampe.
    Er wirbelte um seine eigene Achse und stolperte vorwärts, so schnell seine alten Beine ihn trugen. Ihm schien es wie eine kleine Ewigkeit, bis er über die Grenze zu Vlados Reich mehr fiel als rannte. Lang schlug er hin. Sein Schädel traf auf etwas Hartes. Auf einen Stein, der mitten auf dem Pfad lag.
    Die Sinne wollten ihm schwinden, doch Pavel Zapotoky kämpfte mit aller Macht dagegen an.
    Hatte er es geschafft?
    Er drehte sich auf den Rücken, sah den Schatten Vlados auf sich zuspringen, sah den Rachen, der sich so weit geöffnet hatte, als wolle er sich über ihn stülpen.
    Pavel hatte es geschafft!
    Der Leichenfürst prallte kurz vor ihm wie von einer unsichtbaren Mauer aufgehalten zurück. Ein mörderisches Brüllen drang hinaus in die kalte Novembernacht.
    ***
    Nicole stolperte gegen die Brust Zamorras, hielt seinen Arm umklammert. »Hast du das gehört, Chef?«, fragte sie atemlos. »Da war ein furchtbarer Schrei.«
    Das Schneegestöber hatte an Heftigkeit zugenommen. Die Flocken wirbelten vom Sturm gepeitscht inzwischen auch herunter in das geröllübersäte Flussbett, setzten sich ins Gesicht, in die Haare Zamorras und wurden zu Wasser, dass sich mit seinem Schweiß zu einem klebrigen Film vermischte.
    »Nur der Wind, Nicole«, versuchte Zamorra, seine Sekretärin zu beruhigen. »Du bildest dir das nur ein. Die ganze Umgebung hier verführt dazu, dass man sich etwas einbildet, was gar nicht existiert. Es ist tatsächlich etwas unheimlich hier.«
    »Unheimlich, sagst du? Es ist irre. Vollkommen irre. Vielleicht hast du mich angesteckt, und ich sehe auch schon überall Gespenster. Wäre ich nur im Hotel geblieben.«
    »Jammere nicht«, meinte Professor Zamorra sanft. »Deine Neugier hätte dir auch dort keine Ruhe gelassen. Du wolltest ja unbedingt mit.«
    Nicole schniefte in Zamorras Revers. »Ist schon wieder gut, Chef. Aber für meine Nerven ist das nun einmal nicht die beste Gegend. War das eben wirklich kein Schrei?«
    Professor Zamorra drückte die junge Frau an sich.
    »Bestimmt nicht«, antwortete er entgegen seiner Ahnungen, die ihn schon seit Minuten beschlichen.
    Das Medaillon an seiner Brust war warm geworden. Unnatürlich warm.
    Das Amulett…
    Es hatte ihn zu dem werden lassen, was er heute war.
    Ein Dämonenjäger…
    Professor Zamorra hatte schon sehr frühzeitig erkannt, dass das ererbte Zaubermedaillon ihm nicht nur ungeahnte Kräfte über die Mächte der Finsternis verlieh, sondern ihm auch eine ungeheuere Verantwortung auf die Schultern lud, die immer schwerer und schwerer zu ertragen war. Das Medaillon war sein Schicksal geworden. Ihrer beider Schicksale hatten sich ineinander unentwirrbar verknüpft.
    Zamorra trug das Amulett seines Ahnen. Leonardo deMontagne war zur Zeit der Sarazenenkriege ein Magier gewesen. Unbekannt war noch, wie er in den Besitz dieses wunderkräftigen Medaillons gekommen war, das der berühmteste Magier aller Zeiten, Merlin selbst nämlich, geschmiedet haben sollte.
    In einem Versteck des ererbten Schlosses hatte das silberne Amulett die Zeiten überdauert, bis Professor Zamorra es entdeckte und das Medaillon ihn zur Verantwortung rief. Er wusste schon lange nicht mehr, wer hier eigentlich wem diente - er dem Amulett, oder das Amulett ihm.
    Und dieses Amulett war inzwischen nicht nur mehr warm, sondern richtig heiß geworden. Es brannte auf seiner Haut.
    Das bedeutete aller Wahrscheinlichkeit nach, dass sich unweit von hier etwas abspielte, was mit rationalen Denkweisen nicht mehr zu entschlüsseln und erklärbar war. Das silberne Zaubermedaillon fing
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