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0093 - Vlado - der Schreckliche

0093 - Vlado - der Schreckliche

Titel: 0093 - Vlado - der Schreckliche
Autoren: Franc Helgath
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ohne sichtbaren Schaden anzurichten. Hoch über seinem fahlbleichen Schädel mit dem fliegenden langen Haar schwang er einen Säbel, ließ ihn durch die Luft zischen. Sein lippenloser Mund war zu einem kreischenden Lachen geöffnet, das ihnen durch Mark und Bein drang, ihr Blut fast zum Gefrieren brachte. Noch nie hatte Pavel Zapotoky solch ein Lachen voller Hohn und schrecklicher Versprechen gehört.
    Ein scharlachrot gefütterter Umhang wehte hinter der Gestalt her, als würde ihr Sturmwind durch die altertümliche Kleidung sausen.
    Doch kein Lüftchen regte sich. Kein Hauch in diesem Teil des Urwalds.
    Das Gelächter brach so abrupt ab, wie es begonnen hatte. Nun wich auch die Steifheit aus Pavel Zapotokys Gliedern. Vorsichtig bewegte er seinen Arm, seinen Kopf, seine Beine, als könne er es gar nicht glauben, dass sein Körper wieder seinen Wünschen gehorchte.
    »Hölle, was für ein Glück!«, dröhnte eine gewaltige Stimme über ihn hinweg.
    Vlado hatte den Mund bewegt.
    Doch seine Stimme kam von überall her. Aus den Steinen an der Böschung, aus den knorrigen Wurzeln, die abgestorbenen Gliedmaßen gleich über den Weg ragten, aus der schwarzen Wand der Bäume, vom wolkenzerfaserten Himmel herab und sogar noch aus der Erde. Pavel Zapotoky spürte den Boden unter seinen Füßen vibrieren, als würde dort in fernen Tiefen ein starker Generator brummen.
    Neben ihm brach der alte Basci in die Knie. Er hatte beide Hände um den eigenen Hals gekrallt. Der Stoppelbart schabte überlaut über seinen ledrigen Handrücken.
    Der Todesfürst sprang federnd von seinem schwarzglänzenden Reittier herunter, kam weich auf und trat auf die sechs Männer zu. Nacheinander zeigte er mit seinem Säbel auf jeden von ihnen, führte die Klinge blitzschnell an sie heran und zog sie wieder zurück. Er trieb ein grausames Spiel mit ihnen.
    Kas Worzek war hingesunken. Er lag ausgestreckt neben seiner leergeschossenen MP. Seine Schultern zuckten heftig. Außer dem Schnauben des Rippen war kein Geräusch mehr in dieser Grabesstille zu hören.
    »Willkommen«, sagte diese fürchterliche Stimme dann, die Pavel Zapotoky den Schweiß auf die Stirn trieb und Angstschauder seinen gebeugten Rücken hinunterjagte. Er war nicht allein mit seiner Panik, seiner Furcht. Selbst der Professor aus Prag glaubte inzwischen sichtlich an Gespenster. Der Mann konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten. Vlado blieb vor ihm stehen.
    »Ihr habt lange gebraucht, Menschen, bis ihr endlich den Weg zu mir gefunden habt. Es dürstet mich nach eurem Blut. Leer sind die Kammern, leer die Speicher, aus denen ich meine Kräfte beziehe. Ihr kommt gerade noch zur rechten Zeit. Fürchterlich war der Hunger. Doch jetzt sind die Zeiten des Darbens vorbei. Sechs lebende, blutvolle Menschen. Fürst Vlado heißt euch alle willkommen.«
    Pavel Zapotoky hatte in die Außentasche seiner Jacke gegriffen. Fest umschloss seine schwielige Hand den Griff einer starken japanischen Stablampe. Man konnte bis zu einem halben Kilometer weit damit leuchten, und er hatte erst frische Batterien eingesetzt. Keine aus der CSSR, sondern neue aus Frankreich. Schmuggelgut, das bei ihm hängen geblieben war.
    Basci sank in diesem Augenblick vollends nieder. Die Kräfte hatten den Alten verlassen.
    Pavel Zapotoky war fast so weit. Trotz und die Wut auf Kas Worzek hielten ihn noch auf den Beinen. Und diese höllische Angst vor diesem Wesen, von dem er schon immer gewusst hatte, dass es existierte. Die Leute von Zelezná Ruda mieden diesen Ort nicht umsonst. Sie vertrauten auf die alten Überlieferungen, auf die Legenden, die man sich am Ofen erzählte, um die langen Winterabende zu verkürzen.
    Fürst Vlado lebte sein unseliges Leben. Er wohnte immer noch im alten Gemäuer, regierte sein durch eine Grenze eingeengtes kleines Reich und holte sich aus ihm die Opfer, die er zur Aufrechterhaltung seines widernatürlichen Lebens brauchte.
    Da riss Pavel Zapotoky seine Lampe heraus. Sie war sein ganzer Stolz. Sie machte mit ihrem starken Licht die Nacht zum Tag. Grell blitzte der Scheinwerferkegel auf, hüllte das Wesen aus dem Reich der Schatten ein.
    Fürst Vlado hob sofort den Arm, der den Säbel führte, vor sein Gesicht. Trotzdem konnte der Grenzgänger sich noch kurz seine Züge einprägen. Sie fraßen sich von selbst tief in sein Innerstes und würden nie mehr daraus weichen.
    Eine hohe, aristokratische Stirn. Dunkles, fettig glänzendes langes Haar, das einen schmalen Schädel umflatterte. Schmal
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