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0092 - Einsatz der Todesrocker

0092 - Einsatz der Todesrocker

Titel: 0092 - Einsatz der Todesrocker
Autoren: Jason Dark
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handelte automatisch.
    Stotterbremse, zurückschalten, wieder bremsen – anhalten.
    Die Gestalt war zur Seite gesprungen zu einem Citroën 2 CV, der am Rand der Straße parkte und mit einer Schneehaube bedeckt war. Ich ließ die Seitenscheibe nach unten gleiten und streckte den Kopf halb aus dem Fenster.
    Der Anhalter beugte sich vor.
    Ein junges Gesicht schaute mich an.
    Das Gesicht eines Mädchens.
    Himmel, wie kam das Girl denn in diese Gegend?
    »Was ist Ihnen denn passiert?« fragte ich und knipste mein bestes Lächeln an.
    Die Kapuze der Parka verbarg die Haare des Girls. Auf ihrem Gesicht glänzten geschmolzene Schneeflocken, in den Augen stand so etwas wie Verzweiflung.
    »Unser Wagen tut es nicht mehr. Bitte, Mister, würden Sie uns abschleppen und bis in den nächsten Ort mitnehmen?«
    Ich überlegte. Zu verlieren hatte ich nichts. Ob ich nun eine halbe Stunde später in Peelham eintraf oder nicht, das machte den Kohl auch nicht fett.
    »Natürlich nehme ich Sie mit«, sagte ich und öffnete die Tür.
    Das Girl trat zur Seite und deutete über die Kühlerhaube des Bentley hinweg auf den 2 CV. »Meine Freundin sitzt dort im Wagen«, erklärte sie mir.
    Ich stieg aus und warf meinen Burberry über. »Dann sind Sie also die mutigere Person.«
    »Wieso?«
    Wir gingen auf den 2 CV zu, dessen Beifahrertür aufschwang. »Es ist nicht jedermanns Sache, sich an solch einer einsamen Stelle auf die Straße zu begeben und einen Wagen anzuhalten.«
    »Ich kann Judo!«
    »Aha.«
    Die Freundin glich der Anhalterin zumindest in dem, was ihre Kleidung betraf. Ein schüchternes Lächeln umspielte ihre Lippen. Ich entkrampfte die Situation, indem ich mich vorstellte.
    »Ich heiße John Sinclair und komme aus London.«
    »Wir sind aus Liverpool«, sagte die Anhalterin.
    »Die Stadt ist auch nicht mehr das, was sie einmal war.«
    »Wieso?«
    »Kevin Keegan spielt schließlich jetzt in Germany.«
    »Ach, das meinen Sie.« Die beiden Mädchen lachten, und damit war das Eis gebrochen.
    Ich klopfte auf das Dach der Ente, und meine Hand versank im Schnee. »Was hat denn der Kleine?«
    »Er wollte auf einmal nicht mehr.«
    »Keinen Sprit?«
    Die beiden senkten die Köpfe. Da wußte ich, daß ich den Nagel auf den Kopf getroffen hatte.
    »Ja, meine Damen, zumindest sollte man einen Reservekanister dabeihaben, wenn man auf große Fahrt geht. In Peelham werden Sie bestimmt Benzin bekommen. Bis dahin nehme ich Sie mit. Okay?«
    »Sie sind sehr nett, Mr. Sinclair«, sagte die Anhalterin.
    »Trotzdem hätte ich gern Ihre Namen gewußt.«
    Die Anhalterin deutete auf ihre Freundin. »Das ist Betty Long. Ich heiße Lucy Taylor. Beide sehen wir der Welt offen entgegen und…«
    »Fahren ohne Sprit«, ergänzte ich, worauf die Girls anfingen zu lachen.
    Ich trat an das Heck des Bentleys und öffnete die Kofferraumhaube. Ein Abschleppseil lag bereit. Es war noch eingepackt. Rasch wickelte ich es auf und drückte es Lucy Taylor in die Hand. Sie hatte inzwischen die Kapuze nach hinten gestreift. Blondes, lockiges Haar umrahmte ein hübsches Puppengesicht, in dem der volle Mund besonders auffiel.
    Auch Betty Long hatte sich ihrer Kapuze entledigt. Sie trug das braune Haar kurz geschnitten. Die hochstehenden Wangenknochen gaben ihrem Gesicht einen aparten Ausdruck.
    Ich rangierte meinen Bentley so, daß ich bequem das Abschleppseil anlegen konnte. Bei meinem Wagen fand ich die Öse schnell, beim 2 CV mußte ich sie suchen.
    Fünf Minuten später war alles klar.
    Ich stemmte die Arme ein, nickte den beiden Girls zu und sagte: »Wir können, meine Damen.«
    »Danke.«
    Lucy Taylor und Betty Long stiegen ein. Lucy winkte mir zu, als sie hinter dem Steuer saß.
    Ich warf meinen Burberry in den Wagen, ließ den Motor an und gab vorsichtig Gas.
    Es war gar nicht so leicht, den Wagen abzuschleppen, denn der Schnee war noch nicht überall weggetaut und bildete gefährliche Rutschfallen.
    Immer wieder schaute ich in den Innen- und Rückspiegel, ob die beiden Girls auch gut hinter mir blieben. Sie schafften es. Sie hatten die Warnblinkanlage eingeschaltet und verhielten sich vorschriftsmäßig.
    Ich mußte lächeln. Keinen Sprit im Tank zu haben, war wirklich ein Ding. Aber so kann es kommen, wenn man sehr unternehmungslustig ist und vor Freude einiges vergißt.
    Das Wetter spielte verrückt. Nach dem plötzlichen Schneefall hatte der Wind aufgefrischt und bog die Tannen rechts und links des Weges. Plötzlich waren leuchtende Sterne und der Mond zu
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