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0092 - Das Testament des Detektivs

0092 - Das Testament des Detektivs

Titel: 0092 - Das Testament des Detektivs
Autoren: Das Testament des Detektivs
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lächelte boshaft — »ich habe nie gehört, daß er irgendwelche Rücksichten zu nehmen pflegt.«
    »Ich weiß das alles«, sprach der Unbekannte unbeirrt, »aber es kann mich nicht von meinem Plan abhalten.«
    »Ich will nichts damit zu tun haben!« Candlers Stimme war grob und knapp.
    »Es wird sich lohnen für dich. Du wirst dir zehn Villen in zehn Ländern kaufen können.«
    »Und auf dem elektrischen Stuhl überlegen können, was ich mit den Villen anfange.«
    »Oh nein« — diesmal war die Stimme sanft — »das Risiko ist kleiner, als du denkst. Vergiß nicht, daß der Henker auch von der Polizei gesucht wird.«
    »Ich will nicht.« Es klang so, als ob Candler sich dieses Bekenntnis selbst abtrotzie. Als ob er dem heimlichen Kampf, der in Candler vorging, Zeit lassen wollte, schwieg der Sprecher.
    »Ich will nicht«, bekräftigte Stick noch einmal. »Ich saß Jahre hinter Gittern, die ich kaum zu zählen wage. Nicht lange, und ich wäre ein freier Mensch gewesen. Ohne Angst und ohne Schuld. Ich hätte auf die Straße gehen können am hellichten Mittag und zu den Polizisten ›Guten Tag‹ sagen können. Ich wäre morgens zur Arbeit gegangen und abends nach Hause gekommen.«
    Die Stimme höhnte: »Du hättest keine Arbeit gefunden, du hättest, mittags Quäkersuppe gegessen und abends in die Sterne geguckt. Dein Bett wäre eine Zeitung und dein Wecker der erste Sonnenstrahl gewesen.«
    »Hör doch auf, ich kenne das Gejammere. Also, machst du mit?«
    »Nein«, sagte Candler, aber er hatte doch einen Moment gezögert.
    »Was willst du denn tun?« fragte der Sprecher lauernd.
    »Ich werde mich stellen.«
    Candler atmete schwer. Dann sprach der Fremde ruhig und fast ohne Betonung.
    »Gut tu das. Aber vergiß nicht, daß deine Flucht drei Polizisten das Leben gekostet hat. Man wird dir den Prozeß machen.«
    Candler sprang auf. »Aber, was kann ich denn dafür? Ich habe es nicht gewollt. Ihr Hunde, ihr…«
    Der unsichtbare Sprecher lachte.
    »Beruhige dich, es ging eben nicht anders. Es ist besser, du siehst recht bald ein, daß es für dich keine andere Möglichkeit gibt, als bei uns zu bleiben.«
    Candler saß zusammengekauert in seinem Sessel und dachte angestrengt nach. Was geschah, wenn er sich stellte? Würde man ihm glauben, wenn er beteuerte, daß seine Flucht völlig überraschend gekommen sei. Aber war er nicht doch mitschuldig… Hatte er nicht die Kassiber, die man ihm zusteckte, genauestens befolgt? Hatte er sich nicht beim Arzt gemeldet, Schmerzen simuliert, alles getreu der Ratschläge, die ihm gegeben wurden? Und wenn er alles wörtlich der Polizei zu Protokoll gab, wer würde ihm glauben? Wer würde einem vorbestraften Schwerverbrecher soviel Vertrauen schenken? Einige Sekunden war Candler davon überzeugt, daß man ihm vertrauen würde. Der Leutnant aus dem Gefängnis würde ihm vertrauen, der Pfarrer und der Werkmeister aus dem Arbeitsraum. Aber wenn die Tatsachen gegen ihn sprachen? Wenn er keinen einzigen Beweis dafür bringen konnte, wenn seine Erzählungen wie Lügengespinste in der Luft hingen?
    Er wurde zusehends unsicherer. Er sah die Männer sich von ihm wenden. Er hat nur geheuchelt, sich gebessert za haben, hörte er ihre Stimmen raunen.
    »Du wirst es nicht bereuen«, sagte der unsichtbare Sprecher.
    Stick Candler stand auf. »Okay«, erwiderte er mit brüchiger Stimme. »Okay!«
    »Gut«, sagte die Stimme, »dann sage mir, was du vom Henker weißt. Wir müssen auf seine Spur kommen.«
    Candler besann sich einen Augenblick. »Ich weiß eine Villa, in der wir manchmal Befehle erhielten. Nur zwei von uns kannten sie.«
    »Gut, wir werden dorthinfahlen. Was weißt du noch?«
    Candler senkte den Kopf. »Was ich noch weiß? Nur eines: Daß es furchtbar sein wird, gegen den Henker zu kämpfen.«
    ***
    Mr. High hatte unserer Erzählung aufmerksam gelauscht, und mir war es nicht entgegangen, daß er zunehmend mehr lächelte. Als wollte er sagen: Das sieht euch großen Lausejungen ähnlich, in eine Rauferei verwickelt werden und einen Mann schon fast in den Händen zu haben, den man doch erst am nächsten Tag suchen soll!
    Als wir unsere Erzählung beschlossen hatten, nickte er uns zu.
    »Sauber gemacht. Ihr glaubt also daß jene Mrs. Smith vielleicht wirklich eine Mrs. Smith war, aber ihre Schwester niemand anderes als Stick Candler.«
    »So und nicht anders.«
    »Keine schlechte Idee, ihn in Hauenkleidern zu verstecken. Aber warum eigentlich?«
    »Da gibt uns die Schlägerei von heute
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