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0092 - Das Testament des Detektivs

0092 - Das Testament des Detektivs

Titel: 0092 - Das Testament des Detektivs
Autoren: Das Testament des Detektivs
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Doktor!«
    »Würden Sie uns einmal in die Wohnung von Mrs. Smith hinaufführen?«
    »Ja«, sagte die Alte gerührt, wurde aber gleich wieder mißtrauisch.
    »Was hat denn die Polizei damit zu tun?« Ich beruhigte sie. Nur eine Formsache, weiter nichts.
    In der Wohnung oben war nicht viel zu sehen. Sie war ausgeräumt. Ein Fenster zur Straße, eines in den Hof hinaus. Ein Schrark, dessen Türen offenstanden und die kahlen Fächer sehen ließen. Auch den kleinen Nebenraum durchsuchten wir. Es war eine Routinearbeit, die schnell erledigt war, da wir nirgends zu wühlen brauchten. Alle Schubladen waren leer, die meisten standen zudem halb offen. Mrs Edwards vorheriger Besuch hatte anscheinend alles genau untersucht.
    Aber so nebenbei erfuhren wir von Mrs. Edwards noch einige Kleinigkeiten. Mrs. Smith war vor zwei Wochen eingezogen. Die Miete hatte sie bis Ende dieses Monats im voraus bezahlt. Als wir uns nach ihrem Aussehen erkundigten, erfuhren wir, daß sie so eine liebe Frau gewesen sei.
    »Und ihre Schwester?« Nun brach sie wieder in ein Schluchzen aus.
    »Die Arme, sie tut mir so leid.«
    »Wie sie aussah wollen wir wissen.« Mrs. Edwards hörte schlagartig auf zu jammern und wandte sich zu uns.
    »Wie sie aussah? Woher soll ich das wissen? Sie war so tief verschleiert, daß ich nicht einmal ihr Gesicht sehen konnte.«
    Und das war die erste präzise Antwort, die sie uns gegeben hatte.
    ***
    Wir waren bereits wieder auf dem Flur, als mir ein Gedanke kam und ich eine Frage stellte, die eigentlich recht ungehörig war.
    »Haben Sie auch nichts aus der Wohnung entfernt?« Sie wurde rot und beteuerte uns, das sei ganz ausgeschlossen, sie sei eine ehrliche Frau.
    »Dürfen wir noch einmal in Ihre Wohnung sehen?«
    Sie ging uns voran. Wir öffneten die Tür in ihr Schlafzimmer. Es war ärmlich und sah aus, als bestehe das Jahr nur aus Werktagen. Am Boden stand eine hülbgeleerte Whiskyflasche. In der Küche lagen Berge ungespülten Geschirrs. Konservendosen füllten die Regale. In einer Ecke stand ein Berg alter Flaschen. Ich sah sie genauer an.
    »Nicht wahr, Ihr Mann trinkt«, sagte ich freundlich und nahm eine von den Flaschen auf. »Bourbon-Whisky, nicht schlecht.«
    Ich blickte auf Mrs. Edwards, sie sah an uns vorbei auf den Boden. Wir beide spürten, wie sehr sie sich schämte. »Bourbon, eine gute Marke, wieviel trinkt er davon?« fragte Phil.
    Ohne aufzublicken, sagte sie tonlos: »Jeden zweiten Tag eine Flasche.«
    Ich ging mit schnellen Schritten in das Schlafzimmer, nahm die halbleere Whiskyflasche auf, ging zurück in die Küche und hielt sie Mrs. Edwards vor die Nase.
    »Dies da ist auch sehr guter Whisky, aber kein Bourbon. Ich weiß gar nicht ob Ihr Mann diese Marke trinkt?« Die Alte hielt den Kopf gesenkt und schwieg.
    Phil drängte:
    »Nun geben Sie schon zu, daß die Flasche nicht von Ihnen stammt. Es geschieht Ihnen nichts. Los, woher stammt sie?«
    Mrs. Edwards blickte auf uns, als hätten wir ihr Leben in der Hand.
    »Aus der Wohnung von Mrs. Smith.«
    »Und wann haben Sie sie herausgeholt?«
    »Heute früh, als ich saubermachte und… und…«
    »Was und?«
    Sie sah mich flehend an.
    »Nehmen Sie mich jetzt mit?«
    Ich mußte lachen.
    »Sie, nein, aber die Flasche nehmen wir mit.« Ich zog ein Tuch aus der Tasche und wickelte sie sorgfältig ein. »Sie haben uns sogar einen großen Dienst erwiesen, Mrs. Edwards.«
    Die alte Frau sah mich mit offenem Munde an.
    ***
    Wir fuhren -- was wir gar nicht beabsichtigt hatten — zum Distriktsbüio zurück.
    »Wenn wir richtig liegen, brauchen wir nicht erst nach Buffalo«, meinte Phil, worauf ich nur stumm die Achseln zuckte.
    Wir hatten Glück. Wir saßen nicht sehr lange bei den Männern im Labor, da wußten wir: Candler, der entflohene Sträfling Nr. 1178 ist in New York. Man hatte auf der Whiskyflasche eindeutig seine Fingerabdrücke gefunden. Die anderen Abdrücke, die auf der Flasche festgestellt wurden, konnte man nicht sogleich identifizieren. Möglicherweise waren aber auch sie registriert. Wir würden es noch erfahren.
    Das Telefon läutete. Mr. High rief an und bat uns zu sich. Wir eilten hinab.
    »Hat es etwas Unvorhergesehenes gegeben?« empfing uns unser Chef. »Ich hörte gerade, daß Ihr wieder im Hause aufgetaucht seid, da wollte ich mich doch erkundigen, was euch von der Fahrt nach Buffalo abhält.«
    Nun war es an der Zeit, unser Erlebnis in der vergangenen Nacht auszupacken.
    ***
    Stick Candler griff zur Serviette und wischte sich den
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