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0092 - Das Testament des Detektivs

0092 - Das Testament des Detektivs

Titel: 0092 - Das Testament des Detektivs
Autoren: Das Testament des Detektivs
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denen sich zwei auf die Trittbretter schwangen. Phil und ich drückten uns gegen die Wand. Wir waren unbeobachtet. Langsam versuchten wir uns ungesehen zu nähern. Schließlich wird nicht alle Tage ein Leichenwagen überfallen. Etwas Besonderes mußte dort vorgehen.
    Zwischen den vier Männern, die dem Wagen aufgelauert hatten, und dessen Besatzung war ein wüster, aber lautloser Kampf entbrannt. Man versuchte offensichtlich jedes Gespräch zu vermeiden. Eine Weile sahen wir zu. Dann mußte Phil meine Unruhe bemerkt haben. Er zog sich aus dem schützenden Dunkel heraus. Wir sprangen auf die Gruppe zu. Es war ein Knäuel ineinander verbissener Kämpfer.
    »He, Boys, was ist denn hier…« Weiter kam ich nicht. Ich wurde von rückwärts angesprungen und zu Boden gerissen. Ein bulliger Kerl mit einem Schlächtergesicht hatte sich auf mich geworfen, und es war nicht schwer zu erkennen, daß ich gegen seine Muskelberge nur mit List ankommen konnte.
    Ich ließ mich willig zu Boden drücken wie ein ahnungsloser Passant, der in eine Wirtshausschlägerei gerät. Der Bulle über mir verzog sein Gesicht und grinste. Er holte weit aus mit seinem rechten Arm. Und schlug zu. Sein Schlag ging ins Leere. Er verlor seine Sicherheit, und bevor er wieder fest auf mir lag, hatte er meine Fäuste als kleine Visitenkarte in seiner Magengegend. Er brüllte. Ich hörte, wie einer seiner Freunde ihn verwies.
    »Man wird doch noch schreien dürfen, wenn man getroffen wird«, hörte ich Phil sagen.
    »Jawohl, das wird man doch noch«, antwortete ich laut.
    Eine Taschenlampe leuchtete auf, und ihr Schein lag für Sekunden auf meinem Gesicht.
    »Jerry Cotton«, hörte ich eine entsetzte Stimme murmeln. Alles andere ging gespenstisch schnell. Ein paar Flüche, halb unterdrückt, halb roh herausgeschleudert. Zwei Kommandos, einige Gestalten, die über die Avenue rannten. Kreischende Reifen eines Wagens, der mit Vollgas abrauschte. Und dann standen Phil und ich, die wir nicht wußten, in was wir geraten waren, wieder allein. Wir sahen noch den Leichenwagen um die Ecke verschwinden.
    »Natürlich kein Nummernschild«, stellte Phil fest.
    »Aber wir können uns das Haus merken, aus dem sie den Sarg abgeholt haben.«
    »Wenn es ein Sarg war…«
    »Ein Sarg war es sicher. Fragt sich nur, war er enthielt.«
    Ich sah Phil an. Er hatte, eine Schramme über der Stirn.
    »Dir haben sie nicht schlecht mitgespielt.«
    »Halb so schlimm. Viel wichtiger wäre es zu wissen, was sich da gerade abgespielt hat.« Er tupfte sich mit dem Taschentuch die Stirn.
    Ich lachte. »Das werden wir morgen erfahren, wenn wir uns das Haus näher betrachten.«
    Wir gingen zum Wagen zurück. Phil meinte:
    »Eines scheint klar zu sein: Wir sind zwischen zwei Mühlsteine geraten.«
    »Und wir mußten uns ausgerechnet einmischen. Anstatt abzuwarten, was sie unter sich erreichten und ihnen zu folgen. Wir benehmen uns auch wie Anfänger, Phil!«
    Er sah mich an.
    »Du machtest einen so kampffreudigen Eindruck, daß ich dachte es sei…«
    Er beeemdete seinen Satz nicht.
    »Schon gut, ich weiß«, antwortete ich. »Morgen werden wir uns das Haus vornehmen, alter Junge, und es würde mich wundern, wenn wir dabei nicht auf eine Überraschung stießen.«
    Wir beschleunigten unsere Schritte. Ich fühlte mich nach der kleinen Prügelei außerordentlich wohl und aufgeräumt.
    »Und jetzt, Phil, kommst du mit, damit ich dir deine Stirn kunstgerecht verpflastere. Außerdem habe ich noch keine Lust schlafen zu gehen.«
    Er grinste.
    »Wie wäre es denn mit einer Schachpartie?«
    »Ausgezeichnet.« Ich lachte.
    So fuhren wir noch einmal in meine Wohnung. Auf dem Tisch stand noch der Whisky. Ich holte frisches Eis.
    Das Spiel dauerte bis vier Uhr früh. Es wurde schon hell über New York, und der anschwellende Lärm auf den Straßen begleitete uns in den Schlaf.
    Ach so, beinahe hätte ich es vergessen: Natürlich war ich es diesmal, der gewann.
    ***
    Kurzen Schlaf muß ein G-man gewöhnt sein. Um acht Uhr beginnt der Dienst im FBI-Büro. Natürlich waren wir vom pünktlichen Erscheinen entbunden, wenn wir die Nacht durch dienstlich unterwegs waren. Aber unser Ausflug gestern abend war alles andere als dienstlich gewesen. Es war vielleicht sogar besser, wenn man im FBI-Büro nichts davon erfuhr. Wir hatten uns nachträglich gegenseitig Vorwürfe wegen unseres Verhaltens gemacht, das auf jeden Fall unklug gewesen war. Na, was geschehen ist, kann niemand ungeschehen machen, und ich habe noch nie
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