Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0091 - Götzen und gelbe Gangster

0091 - Götzen und gelbe Gangster

Titel: 0091 - Götzen und gelbe Gangster
Autoren: Götzen und gelbe Gangster
Vom Netzwerk:
stellvertretend für sechshundert Polizeibeamte standen. Die Uniformen der Stadt- und Staatspolizei hatten das Übergewicht. Darunter vereinzelt FBI-Leute in ziviler Kleidung.
    Alle Gesichter waren ernst. Konzentration stand in den Mienen. Schweigend lauschte man Robsons Ausführungen. Der Stadtpolizeichef hatte sich - zum ersten Mal seit vier Monaten - wieder in seine Uniform geworfen. Er trug eine Pistole am Gürtel. Diesen Einsatz wollte er aus nächster Nähe mitmachen. Ebenso der FBI-Boss von Frisco.
    »Damit wäre das ganze Viertel hermetisch abgeriegelt.«, schloss Robson. »Jetzt zu unserem Vorgehen im Hotel.«
    Er sprach klar, zielbewusst, logisch. Jeder Satz folgte mit mathematischer Genauigkeit dem ersten. Es gab keine Rückblenden, kein »Ach so, das vergaß ich zu erwähnen«, kein »übrigens«. Es gab nur strenge Folgerichtigkeit und klare Anweisungen.
    Robson sah auf die Uhr.
    »Es ist jetzt zwei Uhr fünfundzwanzig«, sagte er. »Wir haben keine Zeit zu verlieren. Minuten können entscheiden. Deshalb mit Sirene. Ich warte an der verabredeten Stelle sechs Minuten. Dann muss das Hotel umzingelt sein…«
    Er machte eine kleine Pause und fügte dann leise hinzu: »Beten wir, dass es klappt…«
    Sie sahen sich an. Vierzehn Männer. Vierzehn, die ihr Leben riskieren würden für Recht und Gesetz.
    »Gehen wir«, sagte Robson.
    Es war als falle ein Bann von ihnen ab. Schnell und flüssig verließen sie nacheinander den Raum. Nacheinander füllten sich die drei Aufzüge und verschwanden summend nach unten.
    Nacheinander knallten auf dem Hof die Autotüren. Scheinwerfer blendeten auf. Polizeisirenen zerschnitten mit gellendem Ton die Ruhe der Nacht.
    Mit quietschenden Reifen nahmen die Fahrzeuge die Kurve hinter der Ausfahrt. Wie an unsichtbaren Fäden gezogen strebten sie ihren verschiedenen Zielen zu. In der ganzen scheinbaren Sinnlosigkeit dieses wirren Durcheinanders entfaltete sich langsam der Plan eines erfahrenen Polizeistrategen.
    Um zwei Uhr vierunddreißig stoppte Robsons Wagen in einer dunklen Gasse. Robson stopfte sich eine Pfeife und murmelte: »Sechs Minuten warten…«
    Er zündete die Pfeife an.
    »Wenn die sechs Minuten schon rum wären«, murmelte er mit dem ersten Zug. »Das Warten macht mich nervös.«
    Die G-men hinten im Wagen sagten nichts. Robson hörte nur, wie Metall klapperte. Wahrscheinlich sahen sie die Schlösser der Maschinenpistolen nach.
    Ein richtiger G-man kann das im Dunkeln…
    ***
    Ich hörte, wie ihre Schritte draußen durch den Gang kamen.
    Der Satan wollte es, dass das Mädchen ausgerechnet jetzt wieder zur Besinnung kam. Sie warf sich gegen mich und klammerte sich mit dem unverletzten Arm fest um mein linkes Bein.
    »Nein!«, schrie sie gellend. »Ich will nicht sterben! Ich will nicht sterben! Mutter! Ich will nicht sterben! Mutter, hilf mir doch!«
    Ihre Stimme hallte im höchsten Diskant von den Wänden wider.
    Die Tür flog auf.
    Mit zwölf Mann kamen sie.
    Sie wollten kein Risiko eingehen. In der Tür stand Choa Tse und grinste. Im Gegensatz zu vorher trug er jetzt ein farbenprächtiges chinesisches Gewand. Und er grinste.
    Ich stand nicht auf, weil sich das Mädchen an mein Bein klammerte. Ich wollte sie nicht wegstoßen.
    Sonst hätte ich vielleicht den verzweifelsten Versuch meines Lebens unternommen.
    Sie trugen mich. An den Beinen und Armen. Das Mädchen schrie in einem fort, bis ihre Stimme sich überschlug und nur noch ein heiseres Krächzen übrig blieb.
    War ich bis jetzt in einer steigenden Erregung gewesen, so wurde ich auf einmal ruhig und kalt wie Eis.
    Als ich an Choa Tse vorbeigetragen wurde, sah ich, dass er trotz seiner großen Mannschaft auch noch die Maschinenpistole mitgebracht hatte.
    Schleppenden Schrittes zogen sie mit uns den Gang entlang. Als man uns in den Raum brachte, wo vorher die Folterinstrumente gestanden hatten, hörte ich aus der Halle eigenartige Geräusche.
    Vielleicht war das chinesische Musik. In meinen Ohren hörte es sich nur wie eine widerliche Geräuschkulisse an. Dazwischen plappernde singende Stimmen. Ich konnte kein Wort verstehen.
    Wir mussten wohl auf irgendein Zeichen warten, denn die Chinks blieben dicht hinter dem Vorhang stehen, hinter dem die Tür zur Halle sein musste, weil dort das Geräusch am stärksten zu hören war.
    Das Mädchen war plötzlich still geworden. Vielleicht hatte sie eine neue Ohnmacht. Es wäre am besten für sie gewesen.
    Ich gab noch nicht auf. Obgleich ich mir verdammt genau darüber
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher