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0091 - Götzen und gelbe Gangster

0091 - Götzen und gelbe Gangster

Titel: 0091 - Götzen und gelbe Gangster
Autoren: Götzen und gelbe Gangster
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aufmachen und etwas sagen, aber wieder ging die Tür in meinem Rücken.
    Si Tschu sah über meine Schalter hinweg, nickte und verschwand. Wieder blieb ich lange Zeit allein.
    Dann kamen drei von den Gangstern wieder, banden mich los, und brachten mich in das Verlies zurück, indem ich noch vor kurzer Zeit mit Phil und dem Mädchen gewesen war.
    Jetzt war nur noch das Mädchen da. Sie trug einen unsauberen Verband um die Schulter. Aber sie war bei Bewusstsein.
    »Ihr Freund ist entkommen«, sagte sie. »Er wird uns hier herausholen, nicht wahr?«
    Ich nickte.
    »Das wird er. Verlassen Sie sich drauf. Was hat man denn mit Ihnen gemacht?«
    »Ich wollte mit Ihrem Freund fliehen. Aber ich war nicht so geschickt wie er. Er warf sich schnell genug beiseite, als Choa Tse mit seiner Maschinenpistole schoss. Ich bekam eine Kugel mit. Sie ist noch drin. Es schmerzt sehr. Wenn ich nur etwas zu trinken hätte… Mir ist so heiß… und ich habe einen furchtbaren Durst…«
    Ich kniete neben ihr nieder. Sie hatte bereits Wundfieber. Einen Arzt hätte sie gebraucht.
    »Es wird nicht mehr lange dauern«, sagte ich. »Wir sind keine Reporter. Wir sind FBI-Beamte. Wenn mein Freund hinausgekommen ist, wird es nicht lange dauern, und das ganze Viertel wird umstellt werden. Meine Kollegen holen uns hier heraus, darauf können Sie sich verlassen. Sie müssen nur noch so lange durchhalten, bis sie kommen.«
    Sie nickte. Obgleich sie Fieber hatte, war ihr Bewusstsein noch nicht getrübt. Sie tastete mit dem unverletzten Arm nach meiner Hand, als gebe ihr das schon eine gewisse Stärkung.
    »Wissen Sie, was man mit mir machen will?«, fragte sie tonlos.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Nein. Vielleicht Lösegeld von Ihren Eltern erpressen?«
    Jetzt schüttelte sie den Kopf. Emst und mit zitternder Stimme sagte sie: »Um drei wollen mich die Waschni-Leute zerstückeln. Bei lebendigem Leibe. Sie nennen das ›opfern‹… Bitte, sagen Sie mir, dass Ihr Freund schneller hier sein wird…bitte. Nicht wahr, er wird uns hier nicht im Stich lassen? Ich will nicht sterben. Ich bin doch noch so jung. Ich will nicht sterben. Ich will es nicht.«
    Ihre Stimme überschlug sich. Ich streichelte ihr über die heiße Stirn und redete ihr zu. In einem unbeobachteten Augenblick sah ich auf meine Armbanduhr.
    Es war kurz vor Mitternacht.
    ***
    Sechs Minuten nach zwölf stand Robson im Flur des FBI-Hospitals.
    »Sie müssen noch warten, Sir«, sagte eine Schwester. »Die junge Chinesin wird noch operiert. Es ist eine sehr schwierige Sache, denn der Dolch hat den Herzmuskel berührt…«
    Robson nickte.
    »Ich werde warten.«
    Die Schwester verschwand.
    Robson ging auf dem fliesenbelegten Flur auf und ab. Er tat alle die irrsinnigen Dinge, die Männer tun, wenn sie warten müssen. Er setzte die Füße abwechselnd auf die Ritzen zwischen den Fliesen und dann wieder nur auf die Fliesen. Er sah alle paar Minuten auf die Uhr, weil er glaubte, es müsse wieder eine halbe Stunde vergangen sein.
    Kurz vor halb zwei wurden die beiden Flügeltüren des Operationssaales geöffnet und ein Arzt kam heraus, der eine blutbesudelte Schürze über seinem weißen Kittel trug. Rein gewohnheitsmäßig hielt der die beiden Hände hoch, die in den hauchdünnen Operationshandschuhen steckten.
    »Sie sind der FBI-Kollege?«, fragte er.
    Robson nickte stumm.
    »Kommen Sie mit. Nehmen Sie Rücksicht auf den Zustand der Patientin. Sie wird nur noch ein paar Minuten leben. Sie will imbedingt noch mit Ihnen sprechen.«
    Der Arzt ging vor ihm her.
    Robson betrat den Operationssaal. Er trat nur mit den Zehenspitzen auf. Rings um den Operationstisch standen Assistenzärzte, Schwestern und Narkotiseure Sie traten zur Seite.
    Die grelle Lampe warf ein schattenloses Licht auf die Gestalt des Mädchens. Sie lag unter einer weißen Decke, die blutbesudelt war. Über eine Stelle in der Herzgegend war ein kleineres weißes Tuch gebreitet, das langsam von unten her Blut auf sog.
    Ihre Augen warfen geöffnet. Das Gesicht war blass wie weißer Marmor. Ich wusste gar nicht, dass sie so schön ist, dachte Robson. Es ist mir bisher noch gar nicht aufgefallen.
    Sie öffnete die Lippen.
    »Beugen Sie Ihr Ohr dicht an den Mund«, sagte der Arzt. »Sie hat nicht mehr viel Kraft. Wir haben getan, was wir konnten, aber…«
    Er vollendet den Satz nicht.
    Robson bückte sich.
    »Waschni-Leute…«, kam es unendlich leise von den Lippen des Mädchens. Dann folgte eine lange Pause, dann fuhr sie ebenso leise fort:
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