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0083 - Als die Knochenreiter kamen

0083 - Als die Knochenreiter kamen

Titel: 0083 - Als die Knochenreiter kamen
Autoren: A.F. Morland
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du!« Seine Augen waren schmal. »Und mach ja keine Dummheiten, Junge. Du kannst dir hoffentlich denken, in was für einer Verfassung ich bin. Wenn du etwas tust, das mich reizt, geht der Schuß fast von allein los.«
    Der Wächter quälte sich schwerfällig über das Hindernis. Drüben zerrte ihn Parandeh herunter. Nun war Hamad an der Reihe. Er schaute sich kurz um. Hinter ihm war noch alles in Ordnung. Alles war friedlich. Hamads Gesicht verzerrte sich zu einem boshaften Grinsen. Was für eine herrliche Macht man doch hat, wenn man einen Revolver besitzt.
    Er turnte gelenkig hoch, erreichte die Mauerkrone. Parandeh und der Wärter beobachteten ihn. Mit einem Panthersprung stieß er sich kraftvoll ab. Er landete auf einem wackeligen Stein, der sofort umkippte, und das wurde ihm zum Verhängnis. Hamad stieß einen heiseren Schmerzensschrei aus. Parandeh konnte hören, wie das Bein des Komplicen brach. Mit gefletschten Zähnen kämpfte sich Hamad hoch. Er fluchte. Er humpelte. Wenn er das rechte Bein belastete, schoß ihm ein höllischer Schmerz zuerst bis in die Hüfte hinauf und dann weiter bis unter die Schädelrinde.
    »Verdammt, was machen wir nun?« keuchte Parandeh besorgt.
    »Weiter!« sagte Hamad. »Nicht stehenbleiben! Weiter!«
    »Mit deinem gebrochenen Bein?«
    »Wir werden einen Wagen organisieren!«
    Parandeh stützte ihn. Hamad hüpfte mit zusammengepreßten Kiefern den schmalen Durchlaß entlang. Verflucht nochmal, warum waren sie so sehr vom Pech verfolgt?
    »Warum gebt ihr nicht auf?« fragte der Wächter eindringlich. »Es hat doch keinen Zweck mehr. Ihr kommt nicht weit.«
    »Das denkst du dir so!« knurrte Hamad. Jetzt, wo sein Bein gebrochen war, war er doppelt gefährlich. Mit zornsprühenden Augen richtete er den Revolver auf den Uniformierten. »Hast du Lust, ein paar Kugeln zu schlucken?«
    Der Mann schüttelte erschrocken den Kopf. »Nein. Nein!«
    »Dann rede nie wieder vom Aufgeben!« bellte Hamad.
    Drei Straßen weiter entdeckte Parandeh einen Jeep.
    »Den nehmen wir!« entschied Hamad. Auf dem Rücksitz lag eine Feldflasche. Sie war vollgefüllt mit Wasser. Es gab Werkzeug: einen Spaten, eine Spitzhacke, zwei Handlampen…
    »Der Himmel ist uns gnädig«, grinste Hamad. Aber diese Heiterkeit erreichte nicht seine Augen. Sein Blick wanderte zum Wächter.
    »Jetzt brauchen wir dich nicht mehr.«
    Der Mann wurde aschfahl.
    »Tabe, was hast du mit ihm vor?« fragte Parandeh beunruhigt.
    »Mach einen Vorschlag«, sagte Hamad mit einem eiskalten Grinsen.
    »Laß ihn laufen.«
    »Natürlich. Du schon wieder mit deinem goldenen Herzen.«
    »Mensch, Tabe, mach keinen Unsinn. Hast du etwa vor, den Mann umzulegen?«
    »Ich beschwöre Sie!« stöhnte der Wächter. »Ich habe eine Frau und zwei Kinder.«
    »Nur zwei Kinder?« fragte Hamad spöttisch. »Nimm dir ein Beispiel an unserem Schah. Der hat doppelt so viele Rangen.«
    »Laß ihn laufen, Tabe!« sagte Parandeh nervös.
    »Das können wir uns nicht leisten.«
    »Bei einem Mord mache ich nicht mit, Tabe!« blaffte Parandeh zornig.
    »Legst du denn keinen Wert auf deine Freiheit?«
    »Ich liebe meine Freiheit. Aber ich will sie nicht um jeden Preis haben!« gab Tehar Parandeh entschieden zurück.
    Hamads Lippen wurden dünn wie ein Bleistiftstrich.
    Parandeh wies auf Hamads gebrochenes Bein. »Du brauchst jetzt meine Hilfe, Tabe. Wenn du diesen Mann tötest, komme ich nicht mit dir, dann bist du aufgeschmissen, ist dir das klar?«
    »Dreh dich um!« befahl Hamad mit heiserer Stimme dem schwammigen Wächter. Der Mann suchte die Augen von Parandeh. Bei Allah, verhindere das Schlimmste! schienen seine Augen zu rufen.
    Er wandte sich mechanisch um.
    Hamad holte mit der Waffe blitzschnell aus und schlug zu. Der Wächter ächzte, kippte nach vorn und sackte zu Boden.
    »Hilf mir in den Jeep!« verlangte Hamad von seinem Komplizen.
    Parandeh kniete neben dem Wächter nieder, zog ein Lid des Mannes hoch, fühlte seinen Puls.
    »Was ist?« fauchte Hamad ungeduldig. »Warum untersuchst du ihn?«
    »Ich will wissen, ob er noch lebt.«
    »Natürlich lebt er noch. Ich habe ihn nicht erschlagen.«
    Parandeh fühlte das Ticken des Pulses und richtete sich langsam auf. Ja, der Mann lebte noch. Er würde in wenigen Minuten mit Kopfschmerzen wieder zu sich kommen. Bis dahin mußten sie die Stadt verlassen haben.
    Mit beiden Händen stützte er den Freund. Hamad hatte furchtbare Schmerzen. Er wollte sich vor Parandeh keine Blöße geben, versuchte den Schmerz zu
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