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0083 - Als die Knochenreiter kamen

0083 - Als die Knochenreiter kamen

Titel: 0083 - Als die Knochenreiter kamen
Autoren: A.F. Morland
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kommen?
    »Erzähl mir von Zamorra«, verlangte Avalone, während er den Zigarettenrauch bis in die Lungenspitzen hinab sinken ließ.
    Bill zuckte mit den Achseln. Er schob die Hände in die Hosentaschen. »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Er ist ein außergewöhnlicher Mann. In jeder Beziehung. Er ist überaus mutig, furchtlos, zuverlässig. Und er ist einer der besten Parapsychologen, die es gibt. Das sage ich nicht bloß, weil ich sein Freund bin. Es ist die Meinung seiner Kollegen.«
    »Warum nennt man ihn den Meister des Übersinnlichen. Ehrlich gesagt, ich finde diese Bezeichnung etwas hochgestochen.«
    »Du wirst deine Meinung ändern, wenn du Zamorra kennengelernt hast. Er vermag Dinge zu tun, die vor ihm kaum ein Mensch zustande gebracht hat.«
    »Mit diesem… diesem Amulett, nicht wahr?«
    »Ja. Es ist ein Erbstück. Sein Vorfahre Leonardo de Montagne hat es ihm hinterlassen. Geheimnisvolle Kräfte wohnen in diesem silbernen Talisman. Zamorra hat damit bereits ein ganzes Heer von Geistern und Dämonen vernichtet.«
    Avalone hob eine Braue. »Ist das wirklich wahr?«
    »Ich habe solche Kämpfe selbst miterlebt«, sagte Bill ernst. »Deshalb habe ich ihm das Telegramm ja geschickt…«
    Im Verlaufe der Ausgrabungen hatte das Wissenschaftlerteam die Gestalt eines steinernen Dämons aus der Erde gebuddelt. Die Figur, halb Stier, halb Tiger, stammte nach Flemings Ansicht aus der Zeit, als Dejokes das medische Reich gegründet hatte – also um siebenhundert vor Christus. Zamorra sollte die steinerne Figur an Ort und Stelle gründlich testen, bevor man sie ins Museum brachte.
    Bill war vorsichtig geworden.
    Er konnte sich noch zu gut an eine Ausgrabung in Ägypten erinnern. Sie hatten damals die noch relativ gut erhaltene Totenmaske eines ägyptischen Hohepriesters gefunden. Das wertvolle Stück wurde im Museum von Kairo ausgestellt, und es kam bald darauf zu einer Reihe von mysteriösen Mordfällen. Es dauerte viele Wochen, bis man dahinterkam, daß die Totenmaske ein gefährliches Eigenleben führte und jedermann nach Belieben in ihren dämonischen Bann zu schlagen vermochte. Zamorra mußte zu Hilfe gerufen werden. Er trieb die bösen Kräfte aus der Maske, und von diesem Zeitpunkt an konnte man sich die Totenmaske stundenlang ansehen, ohne irgendeiner Gefahr ausgesetzt zu sein.
    So etwas wollte Bill Fleming nicht noch einmal riskieren. Deshalb hatte er das Telegramm an Zamorra geschickt – und es war umgehend die Antwort eingetroffen: KOMME GERN STOP BRINGE NICOLE MIT STOP ERWARTE MICH MITTWOCH STOP ZAMORRA Andy machte noch einen Zug von seiner Zigarette, dann schnippte er sie fort. Die Glut purzelte durch die Dunkelheit und schlug auf der trockenen Erde auf.
    Funken spritzten auseinander.
    Bill schaute auf seine Uhr. »Zwei Minuten vor zwölf.«
    »Igitt – bist du ekelhaft genau«, sagte Avalone grinsend. Er drehte den Kopf nach rechts und schaute nachdenklich nach Rußland. »Sag mal, was hältst du eigentlich von diesen Gerüchten, Bill?«
    »Davon, daß die Horden des Dschingis Khan aus dem Jenseits zurückgekehrt sein sollen?«
    »Ja.«
    Bill schaute auf seine Schuhspitze. »Tja, was soll man dazu sagen?«
    »Vier oder fünf russische Dörfer sollen von diesen grausamen Horden bereits überfallen und dem Erdboden gleichgemacht worden sein.« Avalone tippte sich an die Stirn. »Man muß sich das plastisch vorstellen: Geisterreiter im zwanzigsten Jahrhundert.«
    »Diese Dörfer können einer Naturkatastrophe zum Opfer gefallen sein«, sagte Fleming.
    »Jedesmal nachts?« fragte Avalone zweifelnd. »Natürlich versuchen die Russen mal wieder, alles totzuschweigen. Man kennt ihre Taktik allmählich. In Moskau verbrennen in einem Superhotel eine Menge Leute, aber man hört keine genauen Zahlen, wie viele Tote es tatsächlich gegeben hat. Und wenn es mal irgendwo ein Erdbeben gibt, dann weiß in der westlichen Welt keiner genau, wie groß das Ausmaß der Katastrophe nun eigentlich gewesen ist. Und mit den jüngsten geheimnisvollen Ereignissen verfahren sie genauso. Kannst du mir erklären, warum die Russen das tun?«
    »Vielleicht möchten sie nicht, daß man sich in ihre Angelegenheiten einmischt.«
    »Das ist doch Blödsinn. Ich kenne einen Haufen Leute, die gern helfen würden…«
    »Man legt keinen Wert auf eine Hilfe von auswärts.«
    Avalone nickte aufgeregt. »Siehst du, und genau das kann ich nicht verstehen. Sollten wir nicht alle zuerst Menschen und dann erst Russen, Perser, Amerikaner oder
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