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0083 - Als die Knochenreiter kamen

0083 - Als die Knochenreiter kamen

Titel: 0083 - Als die Knochenreiter kamen
Autoren: A.F. Morland
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Aus den kurzen Ärmeln ragten sonnengebräunte Arme. Dieselbe Bräune fand sich auch in Nicoles offenherzigem Ausschnitt, und Bill wußte, daß dieses bezaubernde Mädchen am ganzen Körper so hübsch goldbraun war, denn Nicole Duval liebte es, sich vollkommen nackt in die Sonne zu legen.
    »Unser Dämon ist nach wie vor so reglos, wie man es von einem Stein erwarten darf«, sagte Bill, während seine Augen zu Zamorra weiterwanderten.
    »Was ist dann an diesem Gesichtsausdruck schuld?« wollte der Parapsychologe wissen.
    Fleming lehnte sich an den Landrover, zündete sich ein Zigarillo an und ließ den Rauch durch die Nasenlöcher sickern. Alle, die mit Nicole und Zamorra in Gorgan angekommen waren, waren nicht mehr zu sehen. Auf dem Parkplatz vor dem Flughafengebäude stand nur noch Flemings Wagen.
    »Ihr werdet mich für verrückt halten, wenn ich euch erzähle, was gestern nacht passiert ist«, sagte der Amerikaner heiser.
    »Ein bißchen verrückt sind wir doch alle«, meinte Nicole. »Nicht wahr, Chef?«
    »Du sagst es«, nickte Zamorra. Und ungeduldig fügte er hinzu:
    »Nun laß doch endlich die Katze aus dem Sack, Bill. Wie lange sollen wir denn noch warten?«
    »Etwa dreißig Kilometer von hier – ungefähr da, wo wir uns mit unseren Werkzeugen in den historischen Boden buddelten – hat Dschingis Khan ein kleines persisches Dorf dem Erdboden gleichgemacht.«
    »Hör’ ich richtig, sagtest du Dschingis Khan ?« fragte Nicole Duval verblüfft.
    Bill nickte mit ingrimmigem Blick. »Von dem spreche ich. Von Temudschin, genannt Dschingis Khan, der um 1155 bis 1227 lebte und sich nach furchtbar blutigen Stammesfehden 1206 zum Groß-Khan aller Mongolen machte. Er ist mit seinen Horden zurückgekehrt.«
    Bill erzählte von den schrecklichen Verwüstungen auf russischem Boden, die nur gerüchteweise über die Grenze gekommen waren.
    »Es war immer von den Knochenmännern des Khan die Rede, die diese Dörfer zerstört hatten, und es gab Gegenstimmen, die von irgendwelchen bedauerlichen Naturkatastrophen sprachen, die die russischen Dörfer heimgesucht hätten. Seit der vergangenen Nacht ist es für mich jedoch gewiß, daß man das Chaos keinesfalls der Natur anhängen darf. In der vergangenen Nacht wurden meine Kollegen und ich Augenzeugen einer solchen schrecklichen Verwüstung.«
    Bill warf sein Zigarillo auf den Boden und trat darauf.
    Er seufzte, als würde eine zentnerschwere Last auf seiner Brust liegen.
    »Ich sage euch, etwas Grauenvolleres habe ich in meinem Leben noch nicht erlebt.«
    Betretenes Schweigen.
    Nicole Duval sah Zamorra an. Der Parapsychologe dachte mit schmalen Augen nach. Sie kannte diesen Gesichtsausdruck. Und sie begann in diesem Moment die Zukunft zu fürchten, denn Professor Zamorra würde nicht ruhen, ehe er den Horden des Khan das teuflische Handwerk gelegt hatte. Nicole hatte sich an Jagden auf Geister und Dämonen gewöhnt. Ein Leben an Zamorras Seite hieß – ein Leben in permanenter Gefahr verbringen.
    Doch diesmal schien es schlimmer als all die anderen Male zu kommen, denn diesmal hatte es Zamorra nicht bloß mit einem Wesen aus der dämonischen Unterwelt, sondern gleich mit einer ganzen Horde zu tun.
    Der Professor heftete seinen entschlossenen Blick auf Bill. »Kann man das Dorf besichtigen?«
    Fleming schüttelte den Kopf. »Das Militär hat das zerstörte Dorf zum Sperrgebiet erklärt. Wir mußten unsere Zelte abbrechen und weiter nördlich aufstellen. Wir sind jetzt da, wo wir als nächstes graben wollten.«
    »Gibt es offizielle Meldungen über die… Katastrophe?« wollte Nicole wissen.
    »Man schweigt die Sache genauso tot, wie es drüben die Russen tun«, antwortete Bill. »Vermutlich will man verhindern, daß es unter der Bevölkerung zur Panik kommt. Vielleicht sucht man auch noch nach einer plausiblen Erklärung für das, was geschehen ist. Hinter der Armeewand wird eifrig gearbeitet. Spezialisten von allen Wissensgebieten und Fakultäten wurden für die Ermittlungen herangezogen. Man arbeitet wie im Fieber, denn man weiß, daß man die Sache nicht allzu lange geheimhalten kann. Bis dahin muß den Verantwortlichen etwas Glaubhaftes eingefallen sein…«
    »Warum versucht man’s nicht mit der Wahrheit?« fragte Zamorras Assistentin.
    Bill schaute sie mit großen Augen an. »Denkst du, man legt Wert darauf, von der ganzen Welt ausgelacht zu werden? Wer würde denn das Märchen von Dschingis Khan glauben?«
    »Aber es ist doch kein Märchen.«
    »Für die da draußen
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