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0083 - Als die Knochenreiter kamen

0083 - Als die Knochenreiter kamen

Titel: 0083 - Als die Knochenreiter kamen
Autoren: A.F. Morland
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weckte Callery und Jess. Sie rasten aus ihrem Zelt, als würden sie auf Kanonenkugeln sitzen. Mit schreckgeweiteten Augen starrten sie Bill und Andy an.
    »Liebe Güte, was ist denn das für ein Krach mitten in der Nacht?« stöhnte Callery. Er war blond und blauäugig. Seine Hände waren feinnervig wie die eines Uhrmachers. Wenn die Ausgrabungen in ein heikles Stadium traten, wurde immer Raymond Callery bemüht, denn mit seinem Feingefühl konnte keiner der anderen Wissenschaftler konkurrieren.
    Bill Fleming wies überwältigt auf das nahe gelegene Dorf, das soeben in Rauch und Flammen aufging.
    »Mensch, seh’ ich richtig? Dort tobt ein Krieg!« rief Noel Jess verdattert aus.
    »Dschingis Khan!« sagte Bill Fleming mit spröden Stimmbändern.
    Callery wandte sich an Avalone. Er wies mit dem Daumen auf Fleming und fragte verwirrt: »Sag mal, Andy, hat Bill sie plötzlich nicht mehr alle?«
    Avalone strich sich nervös das Haar aus der Stirn. »Bill ist nicht verrückt, Raymond. Es stimmt. Was da gerade passiert ist ein mongolischer Überfall auf ein persisches Dorf.«
    Callery wischte sich die feuchten Handflächen an seinem dunkelblauen Trainingsanzug trocken. »Nun mach aber mal halblang!« schrie er zornig. »Denkst du, ich laß mich von euch für blöd verkaufen?«
    »Wir müssen den Persern zu Hilfe eilen!« rief Fleming gehetzt. Er rannte in sein Zelt und kam mit zwei Pistolen zurück. Die eine reichte er Avalone, die andere schob er hastig in seinen Hosenbund.
    Dann rannte er zum Landrover, der hinter den Zelten stand. Noel Jess bewaffnete sich ebenfalls. Jess war ein schwerer Bursche mit den blutunterlaufenen Augen eines Fleischerhundes. Er hatte breite Schultern, schmale Hüften, ein nichtssagendes Gesicht und Fäuste, die wie Schmiedehämmer aussahen.
    Der Motor des Landrovers brummte los.
    Avalone, Callery und Jess sprangen zu Bill in den Wagen. Fleming knipste die Scheinwerfer an, und dann ging es im Höllentempo in Richtung Dorf davon.
    Je näher sie den brennenden Häusern kamen, desto deutlicher vernahmen sie die Kampfschreie der Mongolen, das Gebrüll der Schwerverletzten und Sterbenden.
    Die Männer wurden im Landrover kräftig hin und her geworfen.
    Bill ließ das Fahrzeug über die zahlreichen Buckel schießen. Verbissen krampfte er seine Hände um das Lenkrad. Er wich keinem Stein und keinem Schlagloch aus. Schnurgerade raste er auf das überfallene Dorf zu.
    Sie sahen die grausamen Reiter. Manche von ihnen trugen mächtige Zobelmützen. Andere trugen eiserne Helme, die ihre Köpfe wie Drachenschädel aussehen ließen. Ihre furchterregenden Gesichter waren mumifiziert. Die Flammen der brennenden Häuser ließen gespenstische Schatten über ihre Fratzen tanzen.
    Als Bill Fleming und seine Kollegen aus dem Landrover sprangen, jagte die wilde Horde des Khan auf der anderen Seite zum Dorf hinaus. Wutentbrannt riß Bill die Waffe aus seinem Gürtel. Mit wilden Sprüngen hetzte er durch die beißenden Rauchschwaden. Der süßliche Geruch von Blut stieg ihm in die Nase. Bill fing an, blindwütig hinter den grausamen Mördern herzuschießen.
    Auch Avalones Pistole fing an zu bellen, doch die Kugeln von dieser Welt vermochten dem Heer aus dem Jenseits nichts anzuhaben.
    Donnernd entfernte sich die tödliche Reiterschar.
    Bald war sie nicht mehr zu hören. Die Staubwolke löste sich in der Ferne auf. Der Spuk war vorbei, als hätte es ihn niemals gegeben.
    Im Dorf war kaum ein Stein auf dem anderen geblieben. Und was die Knochenmänner des Khan zurückgelassen hatten, waren Grauen, Chaos und Tod…
    ***
    Professor Zamorra und Nicole Duval hatten den Direktflug Paris –Teheran gebucht. Von Teheran ging es mit einer kleineren Kursmaschine nach Gorgan weiter, wo Bill Fleming sie mit dem Landrover erwartete. Der schlanke Professor mit dem ernsten Gesicht bemerkte sofort, daß etwas nicht stimmte. Bill war gerade dabei, Nicoles Gepäck im Wagen zu verstauen.
    Zamorra legte dem Freund die Hand auf den Arm. Bill richtete sich auf. Er blinzelte, weil ihn die Sonne blendete. »Hör mal, Bill, du gefällst mir ganz und gar nicht«, sagte der Parapsychologe eindringlich. »Du machst ein Gesicht, als hätten dir die Hühner das Brot weggefressen.«
    Nicole trat zu ihnen und nickte zustimmend. »Das fiel mir auch schon auf. Was ist passiert, Bill? Hat euer Dämon etwa ein Lebenszeichen gegeben?«
    Bill musterte Nicole gedankenverloren. Sie trug das blonde Haar hochgesteckt und hatte ein khakifarbenes Reisekostüm an.
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