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0083 - Als die Knochenreiter kamen

0083 - Als die Knochenreiter kamen

Titel: 0083 - Als die Knochenreiter kamen
Autoren: A.F. Morland
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und warf sie in die Schlucht hinunter. Schaudernd hörte er das hallende Klacken, und er dachte, daß den Jeep keiner mehr wiedererkennen würde, wenn er da hinunterstürzte.
    »Schneller!« rief Hamad im Wagen.
    »Ach, halt’s Maul!« erwiderte Parandeh. »Es ist leichter, zu befehlen, als einen Befehl auszuführen, merk dir das.«
    Keuchend stemmte sich Parandeh gegen den großen Felsen, der das übelste Hindernis war. Er brachte ihn zum Wackeln, wippte mit ihm, seine Füße rutschten über den steinigen Boden, knallrot war er im Gesicht. Er wußte, daß er diesen Brocken mit dem ersten Ansturm schaffen mußte. Beim zweitenmal würden seine Kräfte dazu nicht mehr ausreichen. Schweiß tropfte auf den grauen Stein. Parandehs Schulter schmerzte. Er stieß, schob und stemmte.
    Endlich stieg der Felsen auf seiner breiten Nase auf, rollte sich darüber ab und kam erst einen Meter weiter zum Stillstand.
    »Bravo!« rief Hamad. Er applaudierte grinsend.
    Parandeh richtete sich schwer atmend auf.
    »Geschafft!« rief Hamad. »Jetzt müßten wir eigentlich durchkommen.«
    Parandeh lief zum Jeep zurück. Er gab Gas, fuhr an, ließ die rechten Räder des Wagens an der steilen Wand hochklettern. Der Jeep neigte sich mehr und mehr. Gestein schrammte über das Blech. Das war ein häßliches Geräusch. Die Männer beachteten es nicht. Gespannt und verkrampft saßen sie in dem Fahrzeug.
    Hamad klammerte sich am Sitz fest.
    Parandeh umkrallte das Lenkrad mit seinen Fingern. Zentimeter um Zentimeter schob sich das Fahrzeug an den großen Gesteinsbrocken vorbei.
    »Es gelingt!« schrie Hamad vor Freude.
    Der Jeep war im 45-Grad-Winkel aufgestiegen.
    »Es gelingt!« rief Hamad noch einmal.
    Der Wagen ließ die steinerne Hürde immer weiter hinter sich. Parandeh ließ den Jeep langsam wieder von der rissigen Felswand herunterklettern. Das Fahrzeug sank links vorne etwas zu schnell in eine tiefe Querrinne. Das ganze Gewicht drückte mit voller Gewalt auf die Vorderachse. Diesem mächtigen Druck war das Material nicht gewachsen. Die Achse brach mit einem lauten, trockenen Knall, der sich wie ein Pistolenschuß anhörte.
    Hamad wurde nach vorn geschleudert. Es warf ihn auf das gebrochene Bein. Er stieß einen tierhaften Schrei aus, wurde kreidebleich, war für einen Moment nahe daran, die Besinnung zu verlieren.
    Parandeh versuchte den Wagen aus der Rinne zu zwingen. Es klappte nicht. Und zurück wollte das Fahrzeug auch nicht mehr. Da stellte er fluchend den Motor ab und knurrte wütend: »Jetzt ist es endgültig aus!«
    »Aus?« fragte Hamad mit irrlichterndem Blick, als der Schmerz im Bein etwas abebbte.
    »Die Vorderachse ist gebrochen. Wir stecken fest. Wir kommen keinen Millimeter mehr weiter«, sagte Parandeh trocken.
    Er hob den Kopf und schaute zum kobaltblauen Himmel. Dort oben kreisten nur die Geier. »Die warten auf uns«, sagte er grimmig.
    Resigniert hing er die Arme über die Lenkradspeichen. Sein schmales, feingeschnittenes Gesicht entspannte sich. Die schwarzen, funkelnden Augen verrieten, daß er bereit war, das Handtuch zu werfen.
    Über Hamads Gesicht huschte ein nervöses Grinsen. »Ich weiß, was jetzt in deinem Schädel vorgeht, Tehar!« sagte er blechern. Seine Hand bewegte sich langsam auf den Revolvergriff zu, der aus seinem Gürtel ragte.
    »Tabe, wir sollten die Lage jetzt mal realistisch betrachten«, sagte Parandeh ernst. »Der Jeep ist im Eimer. Du hast ein gebrochenes Bein. Wir können uns das Dorf, in dem Chana wohnt, aus dem Kopf schlagen.«
    »Das werden wir nicht tun.«
    »Wir müssen zurück, Tabe!«
    »Wir müssen hinauf, sage ich!«
    »Das schaffst du nicht. Nicht mit diesem Bein!«
    »Ich schaffe es, wenn du mir hilfst, Tehar«, sagte Hamad heiser.
    Jetzt lag seine Hand um den Waffengriff. »Wir haben diese Flucht miteinander begonnen, wir werden sie miteinander beenden. Versuche nicht, mich im Stich zu lassen, Tehar. Ein solcher Versuch würde dich das Leben kosten.«
    Langsam zog Hamad die Waffe.
    Parandeh schaute in die schwarze Mündung. Er zeigte keine Furcht. »Du bist verrückt.«
    »Vielleicht bin ich das.«
    »Du bedrohst mich, deinen Freund, mit der Waffe?«
    »Ich bin nicht mehr ganz sicher, ob du noch mein Freund bist«, sagte Hamad ernst. »Wir sind verschiedener Meinung. Du möchtest umkehren, ich will weitergehen. Ohne den Ballermann kann ich meinen Willen bei dir nicht durchsetzen!«
    Parandeh spuckte auf die flimmernde Straße. »Wie stellst du dir das denn in der Praxis vor? Wie
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