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0083 - Als die Knochenreiter kamen

0083 - Als die Knochenreiter kamen

Titel: 0083 - Als die Knochenreiter kamen
Autoren: A.F. Morland
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willst du mit diesem Bein weitergehen? Soll ich dich etwa auf meinem Rücken tragen?«
    Hamad bleckte eiskalt die Zähne. »Genau das wirst du tun, Tehar.«
    »Kommt überhaupt nicht in Frage.«
    »Dann«, sagte Hamad frostig, »leg’ ich dich um!«
    ***
    Sie erreichten das Lager. Bill Fleming fuhr den Landrover bis an die drei Zelte heran. Andy Avalone, Raymond Callery und Noel Jess saßen auf Campingsesseln in der Sonne. Große Hüte mit breiten Krempen spendeten Schatten für ihre Augen.
    Zamorra stieg aus und half Nicole Duval aus dem Wagen. Bills Kollegen erhoben sich. Mit verlegenen Mienen kamen sie näher. Fleming machte die Leute bekannt. Avalone scharrte mit dem Fuß über den Boden. Bill sah, daß die Kollegen mit der Ausgrabungsarbeit noch nicht begonnen hatten, wie sie es eigentlich vorgehabt hatten.
    »Was ist?« fragte Fleming. »Irgend etwas nicht in Ordnung, Andy?«
    Avalone zuckte die Achseln. Er schaute zu den anderen zurück, räusperte sich dann und sagte: »Während du weg warst, haben wir uns ausführlich unterhalten, Bill…«
    »Worüber?« fragte Fleming.
    »Über das, was in der vergangenen Nacht gelaufen ist.«
    »Und?«
    Zamorra und Nicole standen neben Bill und hörten sich schweigend an, was Avalone vorzubringen hatte. »Raymond, Noel und ich haben die Lust am Graben verloren, Bill«, sagte Avalone ernst. »Wir sind der Meinung, daß es besser wäre, sich beizeiten aus dieser Gegend abzusetzen. Wir hatten gestern nacht eine Menge Glück, ist dir das eigentlich schon zu Bewußtsein gekommen? Die Tataren sind über das Dorf hergefallen und haben es dem Erdboden gleichgemacht. Nun stell dir mal vor, was passiert wäre, wenn sie aus einer anderen Richtung gekommen wären. Stell dir vor, unsere winzigen Zelte hätten ihnen genau im Weg gestanden. Wie, glaubst du, hätten wir dann wohl ausgesehen?«
    Nun schaltete sich Raymond Callery ein. »Diese Teufel hätten uns genauso niedergemacht wie die Perser, Bill.«
    »Daran besteht überhaupt kein Zweifel«, fügte nun auch Noel Jess hinzu. »Ich sage dir, Bill, es wäre unvernünftig, hierzubleiben und das Schicksal auf diese wahnwitzige Weise herauszufordern. Das dürfen wir nicht tun.«
    Bill nickte. »Ihr möchtet die Ausgrabungsarbeiten also abbrechen.«
    Jess schwieg betreten. Auch Callery schwieg.
    »Ja«, sagte Avalone für alle drei.
    »Na schön«, meinte Bill. »Ich habe nicht die Absicht, euch in irgendeiner Weise zu beeinflussen. Wenn ihr nicht mehr bleiben wollt, ist’s mit den Ausgrabungen eben zu Ende. Was wir getan haben, geschah auf freiwilliger Basis und aus Freude an der wissenschaftlichen Arbeit. Wenn der Aufenthalt hier draußen kein Vergnü- gen mehr für euch ist, ist die Sache eben gestorben.«
    »Wir enttäuschen dich, nicht wahr?« fragte Avalone verlegen.
    »Weshalb denn? Ich kann verstehen, daß ihr Angst habt«, erwiderte Bill.
    »Hast du die Absicht, zu bleiben?« fragte Jess mit belegter Stimme.
    Bill nickte stumm.
    »Die Mongolen werden wiederkommen!« warnte Callery.
    Und Andy Avalone nickte beipflichtend. »Raymond hat recht, Bill. Diese reitenden Bestien werden wiederkommen. Du solltest diese Gegend lieber auch verlassen.«
    Fleming sagte nichts. Er hob nur trotzig den Kopf. Da wußten seine Kollegen, daß es nichts gab, das ihn bewegen konnte, von hier wegzugehen.
    ***
    Parandeh schnaufte laut. Sein Körper war schweißnaß, fast glaubte er schon Blut zu schwitzen. Hamad hockte wie ein Parasit auf seinem Buckel und ließ sich von ihm den Berg hinauftragen. Die verdammte Glut der Straße grillte Parandeh. Sein Mund war so trocken, daß die Zunge am Gaumen klebte. Der Weg stieg steil an. Parandehs Herz schien hoch oben im Hals zu schlagen. Er verlangte seinem Körper zuviel ab. Er wußte, daß er den Komplizen nicht mehr weit würde tragen können, dann würde er vor Erschöpfung zusammenbrechen und sich nicht mehr erheben können.
    Mühsam hob er die Füße.
    An seinen Schuhsohlen schienen dicke Bleiplatten zu hängen.
    Matt und schlaff war sein Körper jetzt schon. Er konnte sich die Strecke ausrechnen, die er noch schaffen würde. Hundert Yards vielleicht noch. Höchstens hundertfünfzig. Dann würde er so schwer ausgepumpt sein, daß er nicht einmal mehr auf allen vieren weiterkriechen konnte.
    Kreischend folgten ihnen die Geier.
    Parandeh verdammte sich selbst. Warum hatte er sich damals bloß an diesen Polizisten vergriffen. Verflucht noch mal, er war so schrecklich jähzornig. Das hatte er nun davon.
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