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0081 - Die Hexe von Los Angeles

0081 - Die Hexe von Los Angeles

Titel: 0081 - Die Hexe von Los Angeles
Autoren: Walter Appel
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Kichern folgte. »Holt mich doch!«
    Zamorra wechselte einen Blick mit Bill Fleming.
    »Wenn der Prophet nicht zum Berge geht, muß der Berg zum Propheten kommen«, sagte Zamorra. »Es wird uns wohl nichts anderes übrigbleiben, Bill.«
    Bill Fleming hatte keine angenehmen Erinnerungen an den Hexenwald, ebensowenig Zamorra. Er atmete tief ein, straffte sich.
    »Marschieren wir los!« sagte er.
    Die beiden Männer drangen in den Wald ein, der ihnen nach dem hellen Sonnenlicht draußen sehr düster erschien. Das Unterholz war noch dichter und verfilzter, als sie es in Erinnerung hatten. Bei jedem Schritt hemmten sie Ranken und Büsche. Fast war es, als hätten diese ein eigenes Leben und hielten sie absichtlich fest.
    Zamorra und Bill, die abwechselnd den Hammer des Donnergottes trugen, brach bald der Schweiß aus. Ihre Kleider wurden von dornigen Ranken in Fetzen gerissen. Der Wald paßte nicht in diese Gegend. Er hätte dem alten Germanien entstammen können.
    Der Teutoburger Wald hätte es sein können, in dem die Legionen des stolzen Varus gemetzelt worden waren.
    Zamorra und Bill Fleming marschierten unverdrossen und ohne Pause weiter. Da gellte ein hämisches Gelächter, und im nächsten Augenblick wurden sie, wie beim letztenmal schon, von unsichtbaren Geistern attackiert. Wie Knüppelschläge prasselte es auf sie nieder. Kreischen erscholl, höhnisches Lachen, Geschrei und Getobe.
    Aber diesmal waren die beiden Männer nicht wehrlos wie beim vorigen Mal. Zamorra schwang den Hammer Mjöllnir.
    »Weg mit euch, ihr Trolle und Gnome!« rief er. »Flüchtet, ihr Poltergeister, sonst zerschmettert euch der Hammer des großen Thor!«
    Jetzt wurden Angstschreie laut. Mit ein paar Hammerschwüngen vertrieb Zamorra die unsichtbaren Gegner. Der Schweiß troff an ihm herab. Er gab den Hammer Bill Fleming, und sie eilten weiter.
    Manchmal wurden sie noch angegriffen, aber stets genügten ein paar Hammerschwünge, um den unsichtbaren Gegnern Respekt einzuflößen. Die Handhabung des schweren Hammers kostete beide Männer viel Kraft.
    Doch Zamorra und Bill Fleming konnten die Lichtung mit dem Holzhaus der Edwiga Blutzahn nicht finden. Sie stolperten im Wald umher. Bis Zamorra sein magisches Amulett zu Hilfe nahm. Sein Glanz wies ihnen den Weg. Wenn es stark strahlte, rückten sie dem Hexenhaus näher. Wenn der Glanz schwächer wurde, hatten sie eine falsche Richtung eingeschlagen.
    Es gab keinen Weg und keinen Steg im Wald. Ein paarmal mußten Zamorra und Bill Fleming Sumpfflächen umgehen. Die Dämmerung brach schon ein, als sie die Lichtung erreichten. Eine düstere Glut erfüllte sie. Bewaffnete Bedienstete der Edwiga Blutzahn, reckenhafte Gestalten mit toten weißen Augen, standen in Reih und Glied.
    Ein dumpfer Gesang drang aus ihren Reihen, die mindestens hundert Mann umfaßten.
    »Wir sind die toten Streiter, von Zauberkraft gebannt. Wir gehorchen der Hexe Blutzahn, den Tod sät unsere Hand!«
    Sie waren in Felle gekleidet, manche hatten Brustharnisch und Beinschienen. Schilder und Schwerter hielten sie alle, ein paar auch Speere und Gere. Langsam und unaufhaltsam rückten sie näher.
    Zamorra und Bill Fleming waren so erschöpft, daß sie kaum noch eine Hand zu heben vermochten, geschweige denn den schweren Hammer Mjöllnir.
    »Thor könnte sie leicht erschlagen«, sagte Bill Fleming. »Aber wir nicht.«
    Da trat Edwiga Blutzahn aus ihrem Haus mit dem Bärenschädel über der Tür. In ein bis auf den Boden fließendes rotes Gewand war sie gekleidet. Eine goldene Gemme hielt es über der vollen Brust zusammen. Edwiga Blutzahns flammendrotes, in der Mitte gescheiteltes Haar fiel bis über die Schultern nieder.
    Streng und böse waren ihre starren Gesichtszüge. Ihre Augen loderten in einem kalten Feuer.
    »Thor ist erledigt«, sagte sie. »Wenn ich mit euch fertig bin, werde ich ihn töten. Was wollt ihr Würmer? Der Hammer des Gottes ist zu schwer für euch. Nur Thor kann den Mjöllnir schwingen. Meine Knechte werden euch gefangennehmen. Nicole Duval aber werde ich vor deinen Augen von Wölfen in Stücke reißen lassen, Zamorra, sobald du in meiner Gewalt bist.«
    Teuflisch gellte das Gelächter der Druidenhexe. Wie bei einer Vision sah Zamorra Nicole Duval, leicht bekleidet, in einer Wolfsgrube. Sah, wie struppige Wölfe auf die Schreiende lossprangen, wie ihre Zähne sich in ihr blühendes Fleisch gruben. Zamorras Gesicht wurde starr.
    Eine wilde Wut keimte in ihm auf, der sonst so besonnen war. Die Wut der
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