Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0081 - Die Hexe von Los Angeles

0081 - Die Hexe von Los Angeles

Titel: 0081 - Die Hexe von Los Angeles
Autoren: Walter Appel
Vom Netzwerk:
tanzte hin und her. »Hä, hä, hä, hö, hö, hö, verschwindet bloß, ihr Ungeziefer! Sagt dem Gouverneur, wenn er keine Ruhe gibt und mir mein Tal nicht läßt, werde ich ihm den Fenriswolf auf den Hals hetzen. Oder noch besser, ich schicke ihm die Midgardschlange, damit er sieht, welche Machtmittel mir zur Verfügung stehen. Grüßt diesen Rattenschwanz von einem Gouverneur von der Druidenhexe Edwiga Blutzahn! Und jetzt fort mit euch, fort, fort, fort, bevor Fenrir euch alle verschlingt!«
    Der Fenriswolf knurrte noch lauter und drohender.
    »Re-re—rette sich wer kann!« schrie Edmond Edison, der Vermessungsingenieur, drehte sich um und wetzte davon wie ein Sprinter, Obwohl er nicht mehr zu den jüngeren Semestern zählte und einen beachtlichen Bauchansatz hatte, legte er eine rekordreife Zeit vor. Die Landvermesser blieben aber nicht hinter ihm zurück, im Gegenteil, ein paar überholten ihn noch. Ein Kleinbus und zwei Limousinen standen in der Nähe.
    Die zehn Männer sprangen hinein, Vermessungsstangen und -geräte einfach liegenlassend, und rasten davon, als sei der Teufel hinter ihnen her. Die Druidenhexe tanzte auf der kleinen Anhöhe hin und her und schlug sich vor Vergnügen auf die mageren Schenkel.
    Wo der Geifer des Fenriswolfes hintroff, wuchs giftiger blauer Eisenhut.
    ***
    Der Gouverneur tagte mit einem Sonderstab von sechs Mann im State-Capitol von Sacramento, der Hauptstadt Kaliforniens. Im neunzehnten Jahrhundert hatte Sacramento anläßlich des großen kalifornischen Goldrausches weltweite Berühmtheit erlangt. Heute war es mit seiner Viertelmillion Einwohnern ein mehr beschauliches Städtchen.
    »Das gibt es nicht!« sagte der Gouverneur und hieb im Konferenzzimmer auf den runden Tisch. »Das kann doch einfach nicht wahr sein!«
    Das hatte er schon mindestens hundertmal gesagt. Er hatte den Sonderstab wegen der Vorfälle im Lytle-Creek-Valley zusammengerufen. Die sechs Männer des Sonderstabes waren ein hoher Armee- und ein Polizeioffizier, zwei Beamte vom Gouverneursamt, der Architekt, der das Staudammprojekt plante, und ein leitender Ingenieur.
    »Der Vermessungsingenieur Edmond Edison verständigte die Staatspolizei«, sagte der eine Beamte hilflos. »Zwei Streifenwagen sind in das Tal gefahren. Diese seltsame Frau, die sich als Hexe bezeichnete, sahen sie nicht. Wohl aber das gigantische Wolfsungeheuer. Sergeant Patterson von der State-Police sagte, so schnell sei er noch nie in seinem Leben von einem Ort weggerast.«
    »Aber der Hubschrauber, der später das Tal überflog, hat nichts mehr von dem Riesenwolf gesehen«, wandte der Gouverneur ein.
    »Jedenfalls weigern sich Edison und seine Landvermesser, im Lytle-Creek-Valley noch irgendwelche Arbeiten durchzuführen«, sagte der Architekt, ein noch junger, extravagant gekleideter Mann.
    Der Gouverneur gab sich gern als kompromißloser Macher, der vor keiner Entscheidung zurückschreckte.
    »Alles Mummenschanz!« sagte er. »Das war ein Trugbild, weiß der Teufel, wie es erzeugt wurde. Oder eine Hypnose. Jedenfalls wird der Staudamm dort gebaut, wo er geplant ist, und das Projekt vorangetrieben. Soll ich mich vielleicht vor den Kongreß hinstellen und sagen, das ganze Projekt sei aufgehoben worden, weil ein riesiger Geisterwolf erschienen ist? Den eine Hexe herbeigerufen habe, die dort in dem Tal wohne? Da kann ich auch gleich ins Irrenhaus gehen.«
    »Das ist alles ein Unsinn, wie ihn sich nur Zivilisten ausdenken können«, sagte der Armeegeneral. »Ich bin dafür, eine Kompanie Elitesoldaten in das Tal zu schicken und es durchkämmen zu lassen. Wenn die Alte aufgetrieben wird, kommt sie in eine Anstalt. Und dieses Vieh, das soll sich nur zeigen. Eine Panzerfaust wird das schon zerfetzen.«
    »Mir scheint, Sie schießen über das Ziel hinaus, General«, sagte der Gouverneur mit gerunzelter Stirn. »Gerade habe ich festgestellt, daß dieser angebliche Riesenwolf nur ein Trugbild sein kann. Aber sonst bin ich von Ihrer Idee sehr angetan. Ein paar Polizisten oder noch besser eine Abteilung Nationalgarde sollen mit den Soldaten ins Tal. Wenn dieser Edison dort nicht weiter vermessen will, nehmen wir eben einen anderen Landvermesser.«
    Die Herren am Tisch nickten. Sie waren zufrieden, dieses eigenartige Problem gelöst zu haben. Bürgerinitiativen von Umwelt- und Naturschützern und ähnliche Widerstände waren sie gewöhnt, damit wurden sie fertig. Aber mit Hexen und riesigen Geisterwölfen hatten sie keine Erfahrung.
    Daran glaubten sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher