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0080 - Ich und die Zeitungshyänen

0080 - Ich und die Zeitungshyänen

Titel: 0080 - Ich und die Zeitungshyänen
Autoren: Ich und die Zeitungshyänen
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gewisser James Cooley mit seinem Blatt Attention erlaubte, das übertraf alles bisher da gewesene.
    Cooley hetzte seine Reporter und Privatdetektive, die er engagierte, mit Foto- und Filmkameras, mit Mikrofonen und Tonbandgeräten auf alles, was in den Staaten Rang und Namen hatte. Aber glauben Sie nur nicht, Mr. Cooley sei darauf aus gewesen, die Arbeit der Berühmten besonders getreu zu schildern! Im Gegenteil! Ihm kam’s nur darauf an, sie bei irgendeiner menschlichen Schwäche zu erwischen, in ihre Privatsphäre einzudringen, ihnen ihre intimsten Geheimnisse abzulauschen, und das alles in seiner Zeitung groß und breit auszuwalzen, mit heimtückisch geschossenen Bildern zu belegen und Gespräche, zum Beispiel irgendeinen häuslichen Streit zwischen einem Filmstar und seinem Ehemann, möglichst im Wortlaut bringen zu können.
    Klar, dass es einen Rattenschwanz von Zivilprozessen, Beleidigungs- und Verleumdungsklagen gab, aber der Staat konnte Cooley und seiner Zeitung nicht ans Leder. Wir haben die Pressefreiheit. Solange eine Zeitung nicht gegen die Bestimmungen des Pressegesetzes und gegen die Sicherheit des Staates verstößt, kann sie drucken, was sie will. Druckt sie eindeutige Unwahrheiten über eine Person, so kann sie nur im Zivilprozess zu Schadenersatz gezwungen werden, aber niemand kann sie verbieten.
    Zwar wurde die eine oder andere Ausgabe von Attention in dem einen oder anderen Staat der USA wegen »unmoralischer Berichterstattung« hin und wieder beschlagnahmt, aber solche Verluste regten James Cooley schon lange nicht mehr auf. Neuerdings war er dazu übergegangen, für die einzelnen Staaten des Landes gewissermaßen Ortsausgaben herauszugeben, in denen er sich mit Persönlichkeiten befasste, die zwar nicht in den ganzen Vereinigten Staaten, aber in bestimmten Bezirken berühmt waren. Für New York interessierte er sich besonders, denn hier war sein Hauptquartier.
    Das also ist die Geschichte des Mr. Cooley und seines Giftblatts. Und nun muss ich Ihnen noch auseinandersetzen, warum wir vom FBI uns für diesen Zeitungsherausgeber interessierten.
    Ich sagte schon, dass im Zusammenhang mit Attention Berichten eine Menge Zivilprozesse angestrengt wurden'. Außerdem aber hatten wir vier Selbstmorde, die in unmittelbarem Zusammenhang mit Attention standen, registriert. Um genauer zu sein: Nur bei zwei Selbstmorden stand der Zusammenhang mit Attention Artikeln einwandfrei fest. In einem Fall handelte er sich um den Piloten einer Luftfahrtlinie, der 5 Millionen Flugmeilen hinter sich gebracht hatte, und der in den Zeitungen als Muster an Zuverlässigkeit gefeiert wurde. In der Woche darauf brachte Attention einen Artikel, in dem dieser Flugkapitän beschuldigt wurde, während des Chinakrieges Waffen für Mao Tse Tung geflogen zu haben.
    Der Kapitän strengte sofort einen Prozess an. Seine Gesellschaft aber beurlaubte ihn bis zum Gerichtsentscheid. Der Mann nahm sich die Sache so zu Herzen, dass er noch vor Beginn der Verhandlung Selbstmord beging. Seine Witwe führte den Prozess weiter, und dabei kam heraus, dass Attention wieder einmal nur die halbe Wahrheit geschrieben hatte. Der Flugkapitän hatte zwar in jenen Jahren besagte Flüge durchgeführt, aber im Auftrag einer Luftfrachtgesellschaft, die angeblich auf Veranlassung des Roten Kreuzes Medikamente und Verbandzeug in das Kampfgebiet flog. Dass die Medikamentenkisten in Wahrheit mit Waffen gefüllt waren, kam erst ans Tageslicht, als er schon lange nicht mehr für die Gesellschaft flog.
    Bei dem zweiten Selbstmord hatte es sich um einen Regisseur gehandelt, der, ehemals berühmt, mit dem Ruhm als Kapital eine eigene Filmproduktion aufziehen wollte. Das Geld hoffte er, von einigen reichen Leuten zu bekommen. Er begann seinen ersten Film zu drehen, als Attention eine Story veröffentlichte, in der dem Regisseur eine Menge sehr unmoralischer Dinge nachgesagt wurden. Der Regisseur wehrte sich verzweifelt, aber bevor er sich von dem Verdacht reinigen konnte, hielten sich seine Geldgeber zurück und zeigten ihm die kalten Schultern. Der Mann kam im Handumdrehen in Geldschwierigkeiten. Er saß auf seinem halb fertigen Film und konnte ihn nicht vollenden. In einem Verzweiflungsanfall hängte er sich auf, und hier blieb es für immer ungeklärt, wie viel an dem Attention Bericht der Wahrheit entsprach.
    So bedauerlich die beiden Selbstmorde waren, so hätten sie uns vom FBI doch noch nicht auf die Beine gebracht, aber die beiden anderen Selbstmorde ließen
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