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0080 - Ich und die Zeitungshyänen

0080 - Ich und die Zeitungshyänen

Titel: 0080 - Ich und die Zeitungshyänen
Autoren: Ich und die Zeitungshyänen
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die Kanone in meiner Magengrube hinunter. Ich verstehe einiges von den verschiedenen Waffenmodellen, und ich kannte auch das Ding hier.
    Der Sicherungsflügel war nicht zurückgeschoben. Ich blinzelte schärfer hin. Kein Zweifel. Die Sicherung sperrte noch den Abzug.
    Bei der Smith & Wesson genügt zwar ein Daumendruck, um die Sicherung zu lösen. Immerhin sind auch das zwei Bewegungen, Daumendruck und das Krümmen des Zeigefingers, bevor es knallt. Bei einem Colt ist die Sache noch etwas komplizierter. Wenn der Bursche so unvorsichtig war, mir eine unentsicherte Pistole in die Magengrube zu drücken, dann musste er die Folgen selbst tragen.
    Ich verschränkte über dem Kopf die Finger ineinander, hob mich ein wenig auf den Zehen und ließ mit aller Kraft die zusammengeballten Hände auf sein Handgelenk sausen. Sein Arm wurde mit solcher Wucht nach unten gerissen, dass sein Oberkörper der Bewegung zu folgen gezwungen war. Ich gab dem Schwung bis in eine halbe Kniehocke hinein nach und schwang aus dieser Stellung heraus zurück, wieder nach oben, ohne die verschränkten Hände auseinanderzunehmen.
    Auf dem Rückflug gab es einen gewaltigen Zusammenstoß zwischen seinem Kinn und meinen Fäusten, ein Zusammenstoß, der so heftig war, dass meine Hände sich wie von selbst lösten. Sein Kopf aber flog zurück, sein Hut segelte durch den Flur, und er hörte sogar auf zu kauen.
    Im nächsten Augenblick hatte ich ihm den Revolver aus der Hand gerissen, drehte ihn um und löste die Sicherung.
    Der Bursche stand noch, wenn er auch wackelte. Seine Augen waren glasig und ausdruckslos. Das erste Zeichen, dass er wieder zu Bewusstsein kam, war, dass sein Unterkiefer langsam wieder kauende Bewegungen zu machen begann. Es sah aus wie eine Maschine, die erst langsam auf Touren kommt.
    Jetzt stieß ich ihm den Coltlauf in die Magengrube.
    »Was soll der Unsinn, den ihr hier veranstaltet?«, fragte ich.
    Bevor er antworten konnte, fielen die beiden Wand-Steher mit einem Redeschwall über mich her. Sie gehörten zur Redaktion. Ich sah es an den Ärmelschonern, die einer von ihnen trug. Soviel ich aus ihren Reden entnahm, waren hier vor einigen Minuten eine Anzahl Männer eingedrungen. Sie hatten sich gerade auf dem Flur befunden und waren gezwungen worden, sich unter Bewachung des Kaugummiliebhabers an die Wand zu stellen.
    »Wo sind die anderen?«, fragte ich.
    »Ich glaube, sie gingen in das Büro des Chefs.«
    »Welche Tür?«
    »Die Erste neben der Treppe. Durch sie gelangt man ins Vorzimmer und von dort aus…«
    »Schon gut! Passt ein wenig auf diesen Knaben auf. Zu zweit werdet ihr ihn hoffentlich halten können.«
    ***
    Ich steuerte die bezeichnete Tür an, legte die Hand auf die Klinke und drückte die Tür vorsichtig und sehr langsam aüf. Ich muss sagen, sie war prächtig geölt, denn sie gab nicht das geringste Geräusch von sich, bis sie weit offenstand und mir einen Blick in das Vorzimmer ermöglichte.
    Zwei hübsche Mädchen, offenbar die Sekretärinnen, standen wie verschüchterte Hühnchen in der äußersten Ecke und waren sehr blass unter dem Make-up.
    Auf einem Schreibmaschinentisch saß ein Mann, der mir den Rücken zudrehte, aber aus seiner Haltung entnahm ich, dass er ein Schießeisen auf die Girls gerichtet hielt.
    Auf den Zehenspitzen ging ich auf den Burschen zu. Der Teppich auf dem Fußboden schluckte jedes Geräusch. Eines der Mädchen sah mich und riss die Augen auf, aber bevor der Gangster, der sich auf dem Schreibtisch lümmelte, das bemerkte und sich umdrehen konnte, war ich nahe genug hinter ihm, um ihm den Lauf des Colts gegen den Schädel zu schlagen.
    Er sackte zusammen und wollte seitlich vom Schreibtisch rollen, aber ich fing ihn auf und ließ ihn sanft zu Boden gleiten. Das einzige laute Geräusch verursachte sein aufschlagendes Schießeisen. Ich bückte mich rasch und nahm es in die linke Hand.
    Die Mädchen flatterten auf wie die Gänse.
    »Ruhig!«, zischte ich. »Wo sind die anderen?«
    Sie zeigten eifrig auf die Tür am Ende des Zimmers.
    »Wie viele?«
    »Drei«, lispelten die Girls.
    Ich sah mir die Tür näher an. Es war eine Polsterschiebetür, eines dieser protzigen Dinger, wie man sie häufig vor Chefbüros findet, weil die hohen Herren so empfindlich gegen jeden Krach sind, den sie nicht selbst machen. In dieser Situation allerdings war solche Art von Tür gerade richtig.
    Kurzerhand zog ich sie eine knappe Fußbreite auf. Das genügte, um ein einwandfreies Schussfeld in das
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