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0080 - Ich und die Zeitungshyänen

0080 - Ich und die Zeitungshyänen

Titel: 0080 - Ich und die Zeitungshyänen
Autoren: Ich und die Zeitungshyänen
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aber er arbeitete ausschließlich für Cooleys Attention. Obwohl er die Frechheit eines Affen besaß, wenn es darum ging, auf Kamera-Schussweite an sein Opfer heranzukommen, so litt er doch ständig unter der Furcht, bei einer dieser Gelegenheiten furchtbar verprügelt zu werden. Da er wenig Aussichten hatte, sich körperlich gegen einen zornigen und kräftigen Mann behaupten zu können, suchte er nach einem Burschen, der ihn notfalls in Schutz nehmen konnte. Seine Wahl fiel auf mich. Seitdem hatte ich das Vergnügen, Tony Decrom auf seinen meist nächtlichen Kamerajagden durch New York zu begleiten. Er zahlte mir dafür einen schäbigen Anteil des Honorars, das er für abgelieferte Bilder von Cooley erhielt.
    Über Tony Decrom hoffte ich, ins Zentrum des Geschäftes zu gelangen.
    ***
    Am Nachmittag gegen 5 Uhr läutete ich an Tony Decroms Wohnungstür. Der kleine Bildreporter öffnete. Seitdem er für Attention Geld verdiente, hatte er eine Menge Dollar in seine Bude investiert. Weil Decrom klein war, konnte nichts in seiner Behausung groß genug sein. Die Couch in seinem Wohnzimmer hatte die Ausmaße eines mittleren Motorbootes und der Barschrank war so gewaltig, als sei er für den Durst von Riesen berechnet.
    »Hallo«, sagte Tony. »Die Bilder waren okay. Harpers Gesicht wirkt herrlich dämlich, und das Mädchen an seiner Seite sieht aus wie die Sünde persönlich.«
    Ich streckte die Hand aus.
    »Meinen Anteil?«
    »Der Buchhaltungschef war nicht da, als ich die Bilder ablieferte. Niemand konnte die Kassenanweisung unterzeichnen. Ich rufe an, ob sie es jetzt in Ordnung haben. Dann kannst du hinfahren und den Zaster abholen.«
    Decrom kommandierte mich gern ein bisschen herum. Es machte ihm Spaß, dass ein Mann von meiner Statur ihm gehorchte. Ich ließ ihm das Vergnügen.
    Er telefonierte mit der Kassenabteilung der Zeitung, erfuhr, dass die Anweisung vorläge und sagte, er ließe das Geld gleich abholen.
    Er gab mir den Autoschlüssel.
    »Hole es ab, Jack«, befahl er. »Nimm deinen Anteil und bringe den Rest her.«
    Ich trollte mich. Decroms Mercury stand auf der Straße. Ich gondelte damit zur 57. Straße, in der die Redaktion von Attention lag.
    James Cooley hatte sein Unternehmen in dem Hintergebäude eines großen Blockes angesiedelt, in dem eine Unzahl größerer und kleinerer Firmen sich betätigten. Man erreichte dieses, nur zweistöckige Gebäude durch eine Toreinfahrt und über einen Hof, auf dem ständig Lastwagen und Lieferautos jeder Größenordnung herumrangierten.
    Der Eingang zur Redaktion bestand in einer einfachen Tür, hinter der ein Pförtner in einer Loge saß.
    »Ich möchte zur Kasse«, sagte ich und tippte an den Hut.
    »Zweite Etage, vierte Tür links«, schnarrte er.
    Ich ging die Treppe hinauf, zählte die Türen und trat ein. Eine Barriere trennte das vordere Drittel des Raumes ab. Hinter der Barriere saßen ein paar Mädchen, die Rechenmaschinen betätigten oder Kontenkarten beschrieben. Ein würdiger 10 Herr bewachte die drahtgesicherte Kasse und schien das Oberhaupt zu sein.
    »Mr. Decrom schickt mich«, sagte ich. »Ich soll sein Geld abholen. Er hat angerufen.«
    Der würdige Herr legte mir eine Quittung vor. Ich musste unterschreiben. Dann zählte er mir pedantisch den Zaster auf die Barriere.
    Ich schob das Zeug zusammen, verstaute es und ging.
    Als ich den Korridor betrat, sah ich einige erstaunliche Dinge. Zunächst entdeckte ich schräg gegenüber zwei Herren, die mit dem Gesicht zur Wand standen und die Hände über dem Kopf hielten. Vor ihnen stand ein breiter untersetzter Mann, der herumfuhr, als er meine Schritte hörte.
    Der Untersetzte hielt einen kurzläufigen Revolver in der Faust und kaute heftig auf seinem Kaugummi.
    Seine Hand mit dem Revolver machte eine unmissverständliche Bewegung zu der Wand hin, an der die beiden anderen standen.
    »Was ist los?«, fragte ich erstaunt. Er kam mit drei großen, raubtierhaften Schritten auf mich zu und stieß mir den Colt-Lauf in die Magengrube.
    Er knurrte einige unverständliche Laute, die nicht dadurch deutlicher wurden, dass er auch während des Sprechens auf das Gummikauen nicht verzichtete. Immerhin begriff ich ihn so weit, dass ich jetzt zur Vorsicht die Arme hochnahm.
    Er streckte seine linke Pratze aus und tastete meine Jacke ab. Dabei fühlte er die Dollarscheine, die ich in die Tasche gestopft hatte und interessierte sich näher dafür.
    Während er seine Pfote in meine Tasche senkte, schielte ich vorsichtig auf
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