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0079 - Das Gespensterschiff

0079 - Das Gespensterschiff

Titel: 0079 - Das Gespensterschiff
Autoren: Franc Helgath
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widmete dem Gespensterschiff nicht mehr Aufmerksamkeit als einem Leuchtturm, der noch meilenweit entfernt liegt.
    José wurde unsicher. Es war auch die Sicherheit, die dieser Mann ausstrahlte, die ihn die Waffe senken ließ.
    »Und Sie meinen?« kehrte er wieder zum »Sie« zurück, »daß wir trotzdem eine Chance haben? Sind Sie auch ein Gespenst oder so was ähnliches?«
    Trotz der Situation, konnte sich Zamorra ein leises Lächeln nicht verkneifen.
    »Ich bin Gespensterjäger. Bleiben wir doch bei dieser Version. Aber jetzt paßt auf. Die QUEEN schiebt sich in Schußposition. Schießt auf alles, was sich bewegt.«
    Zamorra sah, daß sich einige Gestalten an den schweren Mörsern zu schaffen machten. Sie waren von seinem Standort aus gut zu erkennen. Er brachte die MPi in Anschlag und jagte einen Feuerstoß den oberen Deckrand der CARIBBEAN QUEEN entlang. Die Wirkung war verheerend.
    Ein lautstarkes »Iloooaah hooo« ging in nervenzerfetzendem Kreischen und Zetern unter. Die Feuergarbe hatte eingeschlagen wie die Sense ins Gras. Arme, Beine und Köpfe flogen durch die Luft, und all diese Gliedmaßen wurden urplötzlich eingehüllt in eine rotschimmernde Aura, in der sie zu Staub vergingen.
    »Nun schießt doch endlich!« schrie Zamorra, und nun huschte auch ein erleichtertes Grinsen über das Gesicht Josés.
    »Verdammt, verdammt, verdammt«, murmelte er. Und bei jedem »verdammt« bellte ein Schuß aus seiner Magnum, und bei jedem Schuß riß eine der mumifizierten Gestalten die Arme hoch, verbrannte in einem glutroten, kalten Feuer.
    Auch Joey und M’babwo reihten sich ein in dieses höllische Stakkato explodierender Geschosse.
    ***
    Käpt’n Hawk stand gerade auf der Brücke, als das Verderben über die CARIBBEAN QUEEN hereinbrach. Hilflos mußte er mit ansehen, wie seine Leute im Kugelhagel vergingen. Es konnten keine normalen Geschosse sein, denn die hätten seinen Männern nichts anhaben können. Seine Gedanken überschlugen sich. Nach fast drei Jahrhunderten bekam Kapitän Alexander Hawk zum ersten Mal wieder ein Gefühl für das, was er als Mensch unter panischer Angst kennengelernt hatte. Er hatte alle Mühe, die Übersicht zu bewahren.
    Seine Mannschaft an den Mörsern war vergangen, als hätte es sie nie gegeben. Innerhalb weniger Sekunden hatte er mehr als die Hälfte seiner Leute eingebüßt, und die Sterblichen von dieser schäbigen Barkasse schossen immer noch aus allen Rohren.
    Hawk sorgte zuerst einmal dafür, daß die CARIBBEAN QUEEN aus der Reichweite dieses Kugelhagels kam, gegen den seine Horde nicht geschützt war. Nach kurzer Zeit war das Manöver beendet, die SARONA lag weitab. Die See beruhigte sich etwas. In Käpt’n Hawks dämonischem Gehirn reifte ein neuer Plan, den er sofort in die Tat umsetzte. Er hatte seinen Gegner unterschätzt, doch er sah noch eine gute Chance, am Ende trotzdem als Sieger aus diesem Kampf hervorzutreten.
    Wozu war er Pirat gewesen? Zu seinen Zeiten hatte es allenfalls Musketen gegeben; eine Notwendigkeit, sich modernere Waffen anzuschaffen hatte nie bestanden. Also würde er nach den alten taktischen Konzepten vorgehen und zu einer List greifen.
    Er beorderte zehn Mann seiner restlichen fünfzehn Leute zu sich und gab ihnen ihren Auftrag. Einige Untote würde er vielleicht verlieren, doch er wußte auch, daß seine Leute ausgezeichnete Nahkämpfer waren. Einige von ihnen würden im Nichts zerrinnen, doch der Rest würde unter den Sterblichen auf der SARONA ein fürchterliches Blutbad anrichten.
    Zehn Halbskelettierte sprangen auf sein Geheiß in die Fluten der Karibik.
    Sie hatten den Auftrag, die Barkasse mit dem Feind zu entern. Sie brauchten diese neuen Waffen nicht. Sie hatten Beile, Messer und Schwerter, die ihnen einen besseren Dienst erweisen würden.
    Alexander Hawk sah ihnen mit zusammengepreßten Lippen nach, wie sie wegtauchten. Seine Leute brauchten keine Luft zum Atmen, und wie sie unter Wasser auf die SARONA zutauchten, waren sie hochbrisante, tödliche Torpedos.
    Mordmaschinen…
    ***
    Zamorra sah, daß die CARIBBEAN QUEEN sich wieder entfernte. Sein Widersacher hatte sehr schnell eingesehen, daß seine herkömmlichen Mittel diesmal versagten. Er würde sich etwas Neues einfallen lassen, denn aufgegeben hatte er mit Sicherheit nicht.
    Und er getraute sich auch nicht, einen neuerlichen mentalen Kontakt herzustellen, denn er hatte am eigenen Leibe erfahren müssen, mit welch brutaler Gewalt dieser zum Dämon gewordene Pirat Zurückschlagen
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