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0079 - Das Gespensterschiff

0079 - Das Gespensterschiff

Titel: 0079 - Das Gespensterschiff
Autoren: Franc Helgath
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Gruppe der anderen Geköpften. Auch der mit dem einen verbliebenen Skelettbein war darunter. Die Wesen, bei denen die Verwesung schon sehr weit fortgeschritten war, stellten sich vor den sterblichen Gefangenen in einer Reihe auf. Sie standen dicht beieinander. Ihre Monstermienen blieben ausdruckslos.
    »Habt Dank für euere Dienste«, dröhnte Hawks Schnarren. »Unser Fürst wird sie euch lohnen.«
    Blitzschnell, kaum, daß die Augen seine Bewegung verfolgen konnten, ließ Käpt’n Hawk viermal hintereinander seinen Säbel kreisen. Mit jedem Kreisschlag polterte ein Kopf auf die Planken. Die Rümpfe der Gerichteten neigten sich vornüber, sackten in den Knien ein und sanken schließlich unendlich langsam aufs Deck. Aus den Halsstrünken floß kein Blut mehr.
    Die Schädel zerfielen zuerst. Man konnte verfolgen, wie sie allmählich amorph und brüchig wurden wie großem Druck ausgesetzte Sandsteine. Die Köpfe nahmen eine aschgraue Färbung an, über die sich ein rotschillerndes Flimmern zog. In diesem Glimmen vergingen die Schädel zu Staub.
    Die geheimnisvolle rote Aura fraß sich weiter wie eine formlose Amöbe, breitete sich aus auf die Rümpfe und erfaßte auch sie. Der Vorgang der Auflösung wiederholte sich an ihnen. Mit dem letzten Häuflein Asche, das an Deck zurückblieb, verging auch das Flimmern. Eine plötzliche Windbö fuhr den Toppmast herab, stob hinein in die Überreste der Untoten und wehte sie vom Deck hinaus aufs offene Meer, wo die Asche als graue Wolke zerfaserte und verschwand.
    Käpt’n Hawk stand breitbeinig da. Die Hände hatte er auf seinen Säbel gestützt, und in seinem hohlwangigen, vom Mond weiß beleuchteten Malaiengesicht bleckte wieder dieses höhnische Grinsen. So wie Käpt’n Hawk sich in diesen Sekunden gab, hatte er eine fatale Ähnlichkeit mit einem mittelalterlichen Scharfrichter.
    »Nieder mit den Gefangenen!« befahl er auch schon. »Ihre Köpfe auf die Planken. Kommen wir zu einem Ende.«
    Zahllose Hände griffen nach den vier Männern und nach Nicole, packten sie, rissen sie auf die Knie, und die Nacken boten sich schutzlos dem Schwert ihres Scharfrichters.
    ***
    Professor Zamorra war allein in der muffigen Kajüte. M’babwo hatte den kleinen Klapptisch abgeräumt. Auf ihm lag jetzt das Waffenarsenal, das die Besatzung auf der SARONA gehortet hatte. Ein Colt Cobra mit einer gefüllten Reservetrommel, eine Magnum mit zwei Ersatzmagazinen, eine Parabellum.
    Die Crew Hank Glosters schien eine ausgesprochene Vorliebe für die riesigen Kaliber zu haben. M’babwo hatte die Patronen seiner Parabellum obendrein noch stumpf gefeilt. Das Geschoß platzte auseinander wie eine Granate, wenn es im Ziel auftraf.
    Glosters MPi war eine funktionsfähige Waffe aus spanischen Fabriken.
    Ein wenig alt schon, aber durchaus gut gepflegt. Daneben lagen noch vier Rollen Patronen.
    Zamorra nahm sich jede einzelne vor.
    Er hatte sein zauberkräftiges Amulett vom Hals geholt. Es hatte ihm in der Welt der Dämonen und der Zwischenreiche bereits mehrere Beinamen eingebracht. Einer von ihnen war »Der Magier des Silberglanzes…« Und Merlins wunderkräftiges Metall glänzte noch intensiver auf, als Zamorra leise einige Beschwörungsformeln murmelte, die die Geschosse auch zu tödlichen Waffen für Untote machen sollten. Zamorra strich über jede einzelne Patrone dieses Waffenarsenals, belegte auch die Waffen selbst mit einem magischen Zauber, der sie zu tauglichen Instrumenten gegen Käpt’n Hawks Höllenbande machte.
    Nach etwa zehn Minuten war er fertig. Aufseufzend lehnte er sich zurück. Die Prozedur hatte ihn ermüdet. Inzwischen rächte sich auch, daß er im Flugzeug nur schlecht hatte schlafen können und er kaum etwas zu sich genommen hatte, seit er seinen Fuß auf New Providence Island gesetzt hatte.
    Doch er durfte nicht schlapp machen. Weitaus größere und gefährlichere Abenteuer standen ihm noch bevor.
    Mit einem Male war ein Zucken in seinen Gedanken. Das überwältigende Gefühl höchster Todesangst, die nicht in ihm selbst entstanden war. Ein ohnmächtiger Hilferuf eines liebgewordenen Menschen.
    Ein Hilferuf von Nicole…
    Zamorra konnte ihre Gedanken spüren. Er empfing keine Worte, sondern Eindrücke. Nicole mußte in größter Gefahr schweben, wenn er ihren Ruf so klar empfangen konnte. Er und das Mädchen waren verwandte Seelen, und für ihn als Parapsychologen war nichts Unerklärliches dabei, daß er Gedankenströme eines vertrauten Menschen empfangen konnte. Er hatte bei
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