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0075 - Das tödliche Tagebuch

0075 - Das tödliche Tagebuch

Titel: 0075 - Das tödliche Tagebuch
Autoren: A.F. Morland
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mit einem wilden Satz durch die Glaswand. Sein kräftiger Körper brach mit kolossaler Wucht durch die Scheibe. Ein klirrender Glasregen prasselte auf das Mädchen herab.
    Ethel stieß einen krächzenden Schrei aus, schnellte hoch und hetzte verstört auf die Glashaustür zu. Der Killer versuchte sie zu stoppen. Er schleuderte ihr einige Blumentöpfe nach. Zwei verfehlten sie nur knapp. Der dritte traf sie zwischen den Schulterblättern.
    »Ahhh!« schrie sie. Ihr Rücken bog sich durch. Ihr Gesicht war vom bohrenden Schmerz verzerrt.
    Der Mann stieß ein teuflisches Lachen aus.
    Ethel nahm ihren ganzen Lebenswillen zusammen und hastete weiter. Endlos weit erschien ihr das Areal der Gärtnerei mit einemmal. Sie dachte, von hier nicht mehr lebend wegzukommen, und diese uferlose Angst peitschte sie weiter, immer weiter - und verlieh ihr für kurze Zeit fast übermenschliche Kräfte.
    Ethel erreichte das Ende des Geländes.
    Wieselflink überkletterte sie den rostigen Maschendrahtzaun, der das Areal an dieser Seite einfriedete. Sie keuchte über eine Fahrbahn, lief drei Straßen weit, ohne sich umzusehen und warf sich dann - fast schon am Ende ihrer Kräfte - in eine pechschwarze Sackgasse hinein. Sie konnte nicht mehr weiterlaufen. Sie war ausgebrannt, konnte sich kaum noch auf den schlotternden Beinen halten.
    Nun mußte sich der Himmel um sie kümmern. Sie selbst war dazu nicht mehr in der Lage. Mit rasenden Herzschlägen und völlig außer Atem preßte sie sich gegen die rauhe, kalte Wand. Schweiß rann in breiten Bächen über ihr Gesicht. Die Tränen, die aus ihren weit aufgerissenen Augen quollen, vermengten sich mit ihm.
    Stoßweise flogen Atemfahnen aus ihrem offenen Mund. Die Seiten stachen schrecklich. Sie hatte Kopfschmerzen. Und die quälenden Todesängste machten sie halb verrückt.
    Noch war sie ihn nicht los.
    Ihr Verfolger erschien in diesem Moment in der Kluft, die die beiden Gebäudefronten bildeten. Er wandte sein Gesicht der finsteren Sackgasse zu und schien zu wittern, daß sich sein Opfer hier verborgen hatte.
    Ethel schüttelte entsetzt den Kopf, als er entschlossen in die Dunkelheit trat.
    »Nein!« stammelte sie verstört. »O Gott, nein!«
    Er kam zielsicher auf sie zu.
    Sein Lachen klang dämonisch. »Die kräfteraubende Flucht hättest du dir sparen können!« sagte er mit rauher Kehle. »Du hättest wissen müssen, daß du mir nicht entkommen kannst.«
    Um Ethel herum fing sich alles zu drehen an. Sie hörte ein Mädchen schrill schreien, ohne zu wissen, daß sie diesen Schrei ausgestoßen hatte. Der Unhold flog mit einem tiefen Knurren auf sie zu, und seine mörderischen Pranken rissen mitleidlos das Leben aus ihrem jungen Körper.
    ***
    Tagebucheintragung vom 3. Dezember.
    Gewiß bin ich nicht der einzige Mensch, der an Schlaflosigkeit leidet. Viele haben sich daran gewöhnt. Vielleicht muß ich mich ebenfalls damit abfinden. Aber noch bin ich darüber verzweifelt.
    Ich war beim Arzt. Er untersuchte mich auf meine Bitte hin sehr gründlich und stellte fest, daß mein Puls viel zu rasch in meinen Handgelenken tickte, daß meine Augen extrem erweitert wären und daß vor allem meine Nerven hochgradig gereizt sind. Trotzdem meinte er, dies wären keine besorgniserregenden Symtome.
    »Damit können Sie hundert Jahre alt werden«, sagte er scherzhaft.
    »Und das Fieber?« fragte ich ihn.
    »Nervösen Ursprungs.«
    »Was soll ich dagegen tun?«
    »Ich verschreibe Ihnen Tabletten. Sie nehmen davon täglich drei Stück nach den Mahlzeiten. Das wird Sie bald wieder in Ordnung bringen.«
    Nach den Mahlzeiten, hatte er gesagt. Aber ich habe keinen Appetit. Ich bringe keinen Bissen hinunter. Mich ekelt vor dem Essen.
    Was ist nur los mit mir?
    ***
    »Ich möchte mal eine Nacht erleben, in der nichts passiert«, seufzte Captain Ted Vicker. Er saß im Dienstwagen neben Sergeant Morton Bunckers, der den Chevrolet steuerte. Bunckers war ein dicker, ewig schwitzender Kerl mit schwarzem Kraushaar, das schrecklich ölig glänzte. Er hatte ein gutmütiges Wesen, und es war nicht einfach, ihn mit irgend etwas aus der Ruhe zu bringen.
    Dafür brauste der Captain um so öfter auf. Oft wegen Nichtigkeiten, die Bunckers überhaupt nicht beachtete.
    Ted Vicker war vierzig, hatte ein scharfgeschnittenes Profil und stechende Augen, denen kaum mal etwas entging, deshalb nannten ihn seine Männer ab und zu »Falkenauge«. Es war nicht immer leicht, mit ihm zusammenzuarbeiten, und trotzdem wären seine Männer für ihn
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