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0074 - Söldner des Teufels

0074 - Söldner des Teufels

Titel: 0074 - Söldner des Teufels
Autoren: Hans Wolf Sommer
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gar nicht fahren. Der Besitz der de Marteaus lag auf halbem Wege. Und schon bald schälten sich die Konturen des großen Herrschaftshauses und der umliegenden Wirtschaftsgebäude aus dem Halbdunkel der beginnenden Nacht. Zamorra lenkte den Wagen auf den Hof und hielt an.
    Ihre Gastgeber erwarteten sie bereits auf der Treppe, die ins Haus führte. Die Begrüßung war herzlich. Die Freude, sich zu sehen und die nächsten Stunden miteinander zu verbringen, war allgemein.
    Nach dem obligatorischen Aperitif setzten sie sich zum Abendessen nieder. Es gab Oxtail clear und danach gespickten Rehrücken.
    »Selbst geschossen«, wie Lucien de Marteau mit Jägerstolz verkündete.
    Den Abschluß machten Crepes à la Marie. Marie war die Köchin der de Marteaus, eine Frau, um die Zamorra und Nicole die Gastgeber aufrichtig beneideten. Sie waren beide ausgesprochene Feinschmecker und wußten es zu würdigen, wenn sie etwas Exquisites vorgesetzt bekamen.
    Nach dem Essen zogen sich Gastgeber und Gäste in den Salon zurück, um den weiteren Abend bei Kaffee, Cognac und angeregten Gesprächen zu verbringen.
    Sie plauderten über dies und jenes. Die de Marteaus waren kultivierte Leute mittleren Alters. Lucien besaß den etwas rauhen Charme des Landedelmanns und machte Nicole augenzwinkernd den Hof. Denise, seine Frau, die in ihrer Jugend eine ausgesprochene Schönheit gewesen sein mußte, nahm es lächelnd zur Notiz. Auch der Professor ärgerte sich kein bißchen, daß Nicole spielerisch darauf einging. Er war sich seiner Freundin bombensicher, wußte ganz genau, daß sie nur ihm echte Gefühle entgegenbrachte.
    Insgesamt war die Stimmung aufgeräumt und von angenehmer Atmosphäre. Dann jedoch gab es eine Trübung. Zamorra war es, der völlig unbeabsichtigt einen Störfaktor ins Spiel brachte.
    »Wie geht es Marcel?« erkundigte er sich nach dem etwa zwanzigjährigen Sohn der de Marteaus, der an der Sorbonne in Paris Philologie studierte.
    Die Mienen von Lucien und Denise de Marteau verdüsterten sich augenblicklich.
    »Ach, Marcel…«, sagte der Gastgeber mit einer Stimme, die alles andere als glücklich klang.
    Der Professor runzelte die Stirn. »Ärger?« fragte er. »Hat er ein Examen nicht bestanden?«
    Lucien de Marteau schüttelte langsam den Kopf.
    »Marcel braucht keine Examina mehr zu bestehen«, antwortete er leise.
    »Wieso denn nicht? Ist er denn schon fertig mit seinem Studium? Ich dachte immer, er hätte noch ein paar Semester vor sich.«
    »Marcel hat sein Studium abgebrochen«, sagte der Gutsbesitzer.
    »Abgebrochen? Aber…«
    »Marcel sieht keinen Sinn mehr darin, zu studieren und einen Doktortitel zu erwerben. Profanes Zeugs, materialistischer Schnickschnack, weltlicher Unsinn… Er hat jetzt nur noch Sinn für das Geistige.«
    »Wie denn, wie denn«, wunderte sich der Professor. »Will er etwa… ins Kloster gehen?«
    De Marteau lächelte schmerzlich. »So ähnlich. Er hat sich einer Sekte angeschlossen.«
    »Ach du lieber Gott!« rief Nicole unwillkürlich aus. »Und dabei war er doch immer so ein ernsthafter junger Mann.«
    Sie sah Marcel de Marteau deutlich vor sich – einen hochaufgeschossenen Jungen, der ihr immer sehr schüchtern erschienen war.
    Obgleich fast gleichaltrig mit Nicole, hatte er nicht ein einziges Mal versucht, mit ihr zu flirten. Und ein solches Versäumnis sagte schon einiges über einen jungen Mann aus.
    »Ernsthaft, ja«, sagte Lucien de Marteau. »Zu ernsthaft wahrscheinlich. Immer ein bißchen verträumt, empfänglich für die Einflüsterungen falscher Freunde.«
    »Hast du nicht versucht, ihm seine verrückte Idee auszureden, Lucien?« wollte Zamorra wissen.
    »Natürlich habe ich das versucht. Ich habe argumentiert, geschimpft, gebettelt. Alles umsonst. Er will mit uns nichts mehr zu tun haben, hat sich regelrecht von uns losgesagt. Ich hatte keine Chance, ihm seinen Entschluß am Telefon auszureden.«
    »Am Telefon?« wunderte sich der Professor. »Du hast nicht persönlich mit ihm gesprochen?«
    De Marteau griff nach seinem Cognacschwenker, leerte das Glas mit einem Zug.
    »Ich bin in Paris gewesen«, sagte er, »im sogenannten Tempel dieser Sekte. Man wollte mich nicht mit Marcel sprechen lassen, hat es rundheraus abgelehnt.«
    »Und Sie haben sich das gefallen lassen?« warf Nicole ein. »Marcel ist Ihr Sohn!«
    Hilflos zuckte der Gutsbesitzer mit den Achseln. »Was soll ich machen? Marcel ist volljährig. Gesetzlich kann er tun und lassen, was er will. Ich kann ihn zu nichts
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