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0074 - Söldner des Teufels

0074 - Söldner des Teufels

Titel: 0074 - Söldner des Teufels
Autoren: Hans Wolf Sommer
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zuleide tun, denn der Große Geist ist allezeit mit ihnen. Auch ihr könnt eintreten in den Kreis der Glücklichen. Kommt zu uns, werdet Söhne und Töchter des Lichts!«
    Marcel war tief beeindruckt. Den Gedanken an Scharlatanerie hatte er längst fallen lassen. Auch seine anfängliche Bestürzung hatte sich mittlerweile gelegt. Diese Kinder des Lichts waren offenbar nicht mit all den anderen Sekten zu vergleichen, die nur darauf aus waren, jungen Menschen etwas vorzugaukeln und sich an ihnen zu bereichern. Diese Leute hatten anscheinend wirklich etwas Außergewöhnliches anzubieten.
    Unverwundbar sein – ein uralter Traum der Menschheit. War er tatsächlich Wirklichkeit geworden?
    Gespannt und von innerer Unruhe erfüllt lauschte Marcel den weiteren Ausführungen des Priesters im weißen Gewand.
    ***
    Professor Zamorra und Nicole Duval, seine Sekretärin und Freundin, freuten sich auf den Abend, der vor ihnen lag.
    Sie waren von Lucien de Marteau und seiner Gattin zum Essen eingeladen worden, und in der Vergangenheit hatten sich solche Abende immer als sehr amüsant erwiesen. Interessante, geistvolle Gespräche, erstklassige Speisen, erlesene Weine…
    Die Marteaus gehörten zu ihren nächsten Nachbarn im romantischen Loire-Tal. Das Haus des Großgrundbesitzers de Marteau lag nur wenige Kilometer von Château de Montagne, ihrem eigenen Wohnsitz, entfernt. In wenigen Minuten schon konnten sie drüben sein.
    Theoretisch zumindest. In der Praxis würde aber wahrscheinlich noch eine halbe Ewigkeit vergehen, bis sie sich auf den Weg machen konnten.
    Der Professor war längst ausgehfertig, aber Nicole stand noch vor dem Spiegel. Ebenfalls fertig angekleidet, mit unauffälligem Make-up versehen, dezent parfümiert. Nur das Wichtigste – das, was das grazile, hübsche Mädchen als das Wichtigste ansah – fehlte noch: Die passende Frisur.
    Nicole hatte einen Tick, einen Haartick. Mal sah sie sich am liebsten in Braun, dann wieder in schwarz oder blond. Heute trug sie die Haare kurz, morgen lang, kunstvoll hochgesteckt oder fließend auf die Schultern fallend. Natürlich konnte sie alle diese Scherze nicht allein mit ihrem natürlichen Haar anstellen. Deshalb mußten Perücken herhalten, Perücken in allen Variationen. Einen Teil dieser Dinger, bei weitem nicht alle, hatte sie nun im Badezimmer um sich herum aufgebaut und stülpte sich hektisch eine nach der anderen über, ohne sich für eine bestimmte entscheiden zu können.
    »Wie findest du diese, Chef?« fragte sie und hielt ein gelocktes Etwas mit einem Stich ins Rötliche hoch. »Ist sie nicht entzückend?«
    »Entzückend, ja«, pflichtete ihr der Professor bei, der dem haarigen Treiben mit wachsendem Unmut zusah.
    Nicole setzte die ›entzückende‹ Perücke auf und musterte sich im Spiegel. Und schon riß sie sich das rötliche Gespinst wieder vom Kopf.
    »Ist wohl doch nicht das richtige. Zur lachsfarbenen Bluse kontrastiert sie überhaupt nicht.«
    Die nächste kam dran, etwas kurzes Blondes. Auch sie fand keine Gnade vor ihren Augen.
    »Nichts für den Abend«, kommentierte sie und faßte prüfend mehrere Alternativen ins Auge.
    Das Ende von Zamorras Leidensfähigkeit war gekommen. Des bösen Spiels rechtschaffen müde, griff er nach dem nächstbesten Deckel, schwarz und fließend, trat von hinten an Nicole heran und drückte ihr das Ding auf den Kopf. Erbittert zog er an beiden Seiten daran, so fest, daß Nicoles Gesicht bis über die Augen darin verschwand.
    »Paßt!« erklärte er im Tonfall eines Feldwebels, der dem neuen Rekruten soeben die erste Uniform verpaßt hat.
    Das Mädchen stieß einen Klagelaut aus und schob das künstliche Haar hoch. Ihr Blick fiel in den Spiegel. Und plötzlich huschte ein glückliches Lächeln über ihre Züge.
    »Chef!« jubelte sie. »Die ist ja geradezu ideal. Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
    Zamorra ächzte nur.
    Wenig später verließen sie das Château, stiegen in ihre schwarze Citroën-Limousine und fuhren los.
    Es war ein wunderschöner Abend. Der Wind bewegte die Zweige der Bäume, die ihren Weg säumten. Das blasse Gesicht des Mondes lugte zwischen dem dunklen Grün hervor und ließ die Landschaft gleichzeitig geheimnisvoll und malerisch erscheinen. Nicole und Zamorra liebten diese Szenerie. Sie fühlten sich wohl hier in der Abgeschiedenheit des Loire-Tals, fernab von der hektischen Betriebsamkeit der Stadt.
    In einiger Entfernung tauchten jetzt die Lichter des nahen Dorfes auf. Soweit mußten sie jedoch
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