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0074 - Söldner des Teufels

0074 - Söldner des Teufels

Titel: 0074 - Söldner des Teufels
Autoren: Hans Wolf Sommer
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entsteigen. »Es ist doch egal, ob wir am Nachmittag oder erst am Abend wieder zu Hause sind. Komm, bleib hier! Wir haben doch so viel Zeit.«
    Sie streckte die Arme aus, um ihn festzuhalten.
    Dem Professor fiel es gar nicht so leicht, ihrer Lockung zu widerstehen. Wenn er sie so ansah, in ihrem himmelblauen Baby-Doll-Look, der ihre prächtige Figur auf ganz raffinierte Art und Weise zur Geltung brachte, wurde er beinahe schwach. Dennoch – aufgeschoben war nicht aufgehoben. Zuerst kam die Pflicht, auch wenn es nur eine selbst auferlegte war.
    Mannhaft entwand er sich ihren Armen.
    »Soviel Zeit haben wir gar nicht«, sagte er, endgültig aufstehend.
    »Du scheinst zu vergessen, daß ich mir für diesen Paris-Besuch noch etwas vorgenommen habe.«
    »Wieso denn? Etwa noch ein Vortrag?«
    »Diese Sekte! Du erinnerst dich?«
    »Sekte? Ach, ja…« Jetzt erst wurde Nicole richtig wach. »Natürlich, du hast es den de Marteaus versprochen.«
    Er nickte. »Und ich pflege meine Versprechungen zu halten. Du kannst aber ruhig noch liegenbleiben. Ich komme schon allein zurecht.«
    »Wirklich?«
    Nicole war hin- und hergerissen. Sich von den wohligen Kissen trennen und mitkommen oder sich genüßlich auf die Seite wälzen und weiterschlafen – das war hier die Frage. Das Trägheitsprinzip trug den Sieg davon.
    »Wenn du mir versprichst, mir nachher alles ganz genau zu erzählen…«
    »Aber sicher, mein Schatz.«
    »So ziehe denn hin in Frieden!« sagte Nicole. Sekunden später war sie schon wieder eingeschlafen.
    Lächelnd ging der Professor ins Badezimmer und duschte. Dann zog er sich an. Er brauchte nicht einmal besonders leise zu sein, denn er kannte die Hartnäckigkeit von Nicoles Schlaf. Man konnte Bomben unter ihrem Kopfkissen zünden. Wenn sie nicht aufwachen wollte, wachte sie auch nicht auf.
    Zamorra drückte die Tür ins Schloß und fuhr mit dem Aufzug hinunter in den Frühstücksraum. Er ließ sich von dem servierenden Garcon einen Stadtplan bringen. Zwar kannte er Paris sehr gut, aber sämtliche kleinen Sträßchen konnte wirklich niemand im Kopf haben. Nicht einmal ein Taxifahrer. Luden de Marteau hatte ihm gesagt, daß der ›Tempel‹ der Kinder des Lichts, in der Rue Alfred de Vigny lag. Und von dieser Straße hatte er noch nie in seinem Leben etwas gehört.
    Dies war nicht weiter verwunderlich, denn es handelte sich, wie er aus dem Stadtplan ersah, um ein kleines Sträßchen in St. Cloud.
    Hier wurde also nicht nur dem Pferdesport, sondern auch dem Seelenheil gehuldigt.
    Oder auch dem Seelenunheil. Je nachdem, von welchem Standpunkt aus man es sah.
    Nach dem Frühstück fuhr er sogleich los. Das Hotel, in dem er und Nicole abgestiegen waren, lag in der Nähe des Place de la Republique. Er hatte also das Mißvergnügen, den gesamten Stadtkern durchkreuzen zu müssen. Und das war wahrhaftig nichts, was einen mit Begeisterung erfüllen konnte. Aber Luden de Marteau war schon einiges Ungemach wert.
    Er benötigte fast anderthalb Stunden, um sein Ziel zu erreichen.
    Die Gegend war nicht unflott. Mietskasernen und Reihenhäuser gab es hier nicht. Die Gebäude standen einzeln, meist inmitten eines größeren Grundstücks. Bäume, Sträucher und Blumen bestimmten das farbenprächtige Frühlingsbild. Hier wohnten gewiß keine Leute, die am Hungertuch nagten.
    Der Tempel der Sekte paßte genau in diesen Rahmen. Von einem Tempel herkömmlicher Vorstellung konnte allerdings keine Rede sein. Es war eine Villa, nicht mehr ganz neu, aber sehr gepflegt. Die Gartenanlage ringsum, akkurat gezogene Blumenbeete und sorgfältig gestutzte Sträucher, zeigte an, daß man sich hier Mühe gab, etwas für das Auge des Beschauers zu tun.
    Zamorra ließ sich hierdurch jedoch nicht täuschen. Auch manche Gefängnisse machten von außen einen durchaus akzeptablen Eindruck. Wie es innen aussah – darauf kam es an. Und damit meinte er keinesfalls die Räumlichkeiten als solche.
    Der Professor parkte seinen Citroën unmittelbar vor dem Haus und stieg aus. Ein Tor aus ornamentartig angeordneten Eisenstäben versperrte den direkten Zugang zum Haus. Vergeblich hielt der Professor nach einem Klingelzug Ausschau. Es gab nichts, womit ein Besucher auf sich aufmerksam machen konnte.
    Fängt ja gut an, dachte er, scheint, daß die Sektierer wenig Wert auf Gäste legen. Er trat ein paar Schritte zur Seite und blickte über die Buschhecke hinweg auf die Fassade. Hinter keinem der Fenster zeigte sich irgendeine Bewegung. Und im Garten selbst war
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