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0074 - Söldner des Teufels

0074 - Söldner des Teufels

Titel: 0074 - Söldner des Teufels
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Sekte, sah die Sache doch wohl ganz anders aus.
    Also jetzt keinen Rückzieher mehr!
    Entschlossen schritt sie die breiten Stufen zum Tempel des Lichts empor.
    Und dann sah sie die Sektierer zum ersten Mal mit eigenen Augen.
    Sie sah die, die der Chef als Bonzen bezeichnet hatte, und sie sah die
    … Zombies. Die Unterschiede traten sofort klar zutage. Hier wachsame Aufmerksamkeit, da stereotyp lächelnde Teilnahmslosigkeit, geboren aus Seelen- und Willenlosigkeit.
    Unschlüssig blieb sie unmittelbar hinter dem Eingangsportal stehen. Jetzt jedoch war ihre Unschlüssigkeit gespielt. Sie entsprach ihrer Rolle, denn ein echter Interessent, der sich mit dem Gedanken trug, ein Kind des Lichts zu werden hätte ganz bestimmt nicht anders gehandelt.
    Nicole blieb nicht lange allein. Zwei Weißgewandete – Menschen natürlich – kamen auf sie zu. Schleimiges Lächeln bog ihre Mundwinkel in falscher Freundlichkeit nach oben.
    »Miß, was führt sie in den Tempel des Lichts?«
    »Ich möchte… Ich hatte vor …«, stammelte Nicole rollengerecht.
    Das Zahnpastalächeln der beiden verstärkte sich.
    »Du interessierst dich für die Gemeinschaft des Lichts?« erkundigte sich der eine. »Du möchtest den Großen Geist näher kennenlernen, meine Tochter?«
    Innerlich frohlockte Nicole. Bis jetzt lief es glatter, als sie geglaubt und erhofft hatte.
    Sie sagte: »Ich habe einer ihrer… ihrer …«
    »Offenbarungen beigewohnt?«
    Nicole nickte. »Das wollte ich sagen. Ich war tief beeindruckt, und deshalb…« Sie zeigte auf einen der Zombies, der mit seinem eingefrorenen Lächeln auf dem Gesicht auf einem Kissen hockte und selbstvergessen vor sich hinblickte. »Sind sie wirklich so … glücklich?«
    »Die Einheit mit dem Großen Geist des Lichts ist das höchste Glück auf Erden«, verkündete der Bonze mit salbungsvollem Öl in der Stimme.
    »Und was muß ich tun, um ebenfalls dieses Glücks teilhaftig zu werden?«
    »Folge mir, meine Tochter«, sagte der Sektenbonze.
    ***
    Sie waren keine Gemeinschaft des Lichts. Sie waren eine Gemeinschaft des Unglücks.
    Junge Menschen, angeekelt vom Leistungsdruck der Konsumgesellschaft, abgestoßen von einem Leben, das sich auf Äußerlichkeiten und Oberflächliches beschränkte, voller Sehnsucht nach einem Dasein, in dem es nur stilles Glück und vollkommene innere Zufriedenheit gab.
    Das waren die einen.
    Und dann gab es noch die anderen. Sie standen an sich mitten im Leben, akzeptierten die Welt so, wie sie war, wollten etwas erreichen. Zu viel vielleicht. Sie hatte die Unverletzbarkeit fasziniert, die der große Knüller der Sekte war. Immunität! Keine Angst vor Unfällen und Krankheiten mehr. Vollkommene Gesundheit fürs ganze Leben. Ein Traum, der Wirklichkeit geworden war.
    Welches der beiden Hauptmotive sie auch veranlaßt hatte, sich den Kindern des Lichts anzuschließen, eins hatten sie gemeinsam: Leichtgläubigkeit, geradezu einfältige Vertrauensseligkeit, die Unfähigkeit zu erkennen, daß niemals alles Gold war, was glänzte.
    Dies war eigentlich das Erstaunlichste an der ganzen Sache, denn durch die Bank waren sie allesamt ziemlich intelligente Leute. Und doch waren sie auf die Verlockungen und Versprechungen, auf die Parolen und Lügen hereingefallen, die den Drahtziehern der Sekte leicht vom Munde gingen.
    Noch ganz zuletzt hatten sie geglaubt, das Glück zu finden, das sie suchten.
    Bis dann der Dämon gekommen war, und sie blitzartig erkannt hatten, daß alles ein großer Irrtum war, daß sie einem ungeheuren Täuschungsmanöver zum Opfer gefallen waren.
    Da aber war es bereits zu spät gewesen.
    Und nun waren ihre irdischen Körper zu bloßen Hüllen geworden, von denen höllische Kräfte Besitz ergriffen hatten, während ihr Bewußtsein, ihr Id, in diesen Dämonenleibern steckte, die der Wolfsköpfige dort draußen, der Herr der Tausend Feuer, vollkommen beherrschte.
    Iskabaal – das war der Name des Unholds.
    Und er war wirklich ein Unhold, der selbst hier in diesem finsteren Reich, in dem die Hinterlist, die Grausamkeit und das Böse schlechthin zu Hause waren, noch seinesgleichen suchte.
    Iskabaal führte einen erbitterten Kampf gegen einen anderen Dämon. Gegen Esterroth, den Herrn der Fließenden Wasser. Seit Äonen – was auch immer Äonen hier im Zwischenreich bedeuten mochte, wo die Zeit anders verlief als im Diesseits – tobte der Kampf hin und her. Mal war Iskabaal auf der Siegesstraße, mal Esterroth.
    Kämpfe hier im Zwischenreich wurden mit anderen
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