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0072 - Das Höllentor

0072 - Das Höllentor

Titel: 0072 - Das Höllentor
Autoren: Richard Wunderer
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unbemerkt verließ der Mörder das Hochhaus und tauchte im Gewühl der Passanten unter.
    ***
    Superintendent Powell zuckte erschrocken zusammen, als ich ohne Voranmeldung in sein Büro stürmte.
    »Sinclair! Was ist denn passiert?« rief er.
    Ich blieb vor meinem Vorgesetzten stehen. »Das möchte ich von Ihnen hören«, antwortete ich. »Charly Catfield!«
    Er nickte verstehend. »Ach so, Sie haben es schon gehört. Ja, das ist eine böse Sache. Es hat ihn letzte Nacht auf Island erwischt. Wir haben es von der Polizei in Reykjavik erfahren. Catfield wollte Urlaub machen und hatte ein kleines Ferienhaus gemietet. Es liegt etwas außerhalb von Reykjavik. Am Morgen ist er tot aufgefunden worden. Ich glaube, es war Herzversagen.«
    »So, Sie glauben!« Ich stützte mich auf dem Schreibtisch ab und beugte mich zu Sir Powell hinunter. »Sie wissen nicht zufällig, wie er gefunden wurde?«
    Er sah erstaunt zu mir hoch. »Er wollte vermutlich noch nach einem Arzt telefonieren. Den Hörer hielt er in der Hand und…«
    Ich schüttelte den Kopf. »Irrtum, Sir, er hat mit mir telefoniert.«
    Ich schilderte Sir Powell den genauen Verlauf des Gesprächs und erklärte auch, daß es ein Fall für mich war.
    Sir Powell war einverstanden.
    Von Glenda ließ ich mir die Adresse von Catfields Büro in London heraussuchen und fuhr hin. Das Büro entpuppte sich als ein Raum seiner Privatwohnung. Seine Sekretärin war gleichzeitig seine Ehefrau gewesen. Sie gab mir bereitwillig Auskunft.
    »Viel weiß ich leider auch nicht«, sagte sie gefaßt. »Charly sollte für Mr. Athering etwas erledigen.«
    »Athering, der Millionär?« fragte ich überrascht. »Der seine Finger im Stahlgeschäft hat?«
    Sie nickte. »Sein Sohn Bill ist verschwunden. Charly hat dessen Spur nach Island verfolgt. Mehr hat er mir nicht gesagt.«
    Anschließend besuchte ich Mr. Athering in seinem Monsterbüro, in dem man den halben Scotland Yard hätte unterbringen können.
    »Warum kümmert sich die Polizei um diese Angelegenheit?« fragte der Millionär unbehaglich, als ich ihm erklärt hatte, weshalb ich gekommen war. »Hätte ich polizeiliche Nachforschungen gewünscht, wäre ich zu Scotland Yard gegangen.«
    »Sie haben es aber vorgezogen, einen Privatdetektiv anzustellen«, sagte ich unbeeindruckt. »Ich weiß. Charly Catfield. Er ist tot. Deshalb bin ich hier.«
    Die Nachricht von Catfields Tod erschütterte Athering zwar nicht besonders, aber nach zehn Minuten hatte ich ihn so weit, daß er mit der Sprache herausrückte.
    Demnach hatte sein Sohn Bill erklärt, er wolle nichts mehr von seinem Vater und seinen Millionen wissen. Er habe etwas Besseres gefunden.
    »Seit dieser Auseinandersetzung ist Bill verschwunden«, schloß Mr. Athering seinen wenig aufschlußreichen Bericht. »Island, sagen Sie? Wieso Island?«
    Ich stand seufzend auf. »Ich hatte gehofft, genau das von Ihnen zu erfahren, Mr. Athering«, antwortete ich und verabschiedete mich enttäuscht.
    Von meinem Apartment aus wollte ich Jane Collins anrufen und sie einladen, mich nach Island zu begleiten. Suko traf ich vermutlich zu Hause an, also zwei Schritte von meinem eigenen Apartment entfernt.
    Ich brachte den Bentley in die Tiefgarage des Hochhauses und fuhr zu meiner Etage hinauf. Nichtsahnend näherte ich mich meiner Wohnungstür.
    ***
    So hoch im Norden wurde es im Winter auch tagsüber nicht hell. Island lag in Dunkelheit.
    In den Städten und Dörfern brannte in den Häusern Licht. Vor den Fenstern tanzten Schneeflocken in einem leichten Wind hin und her.
    Die Menschen ahnten nicht, was sich in einem anderen Teil der Insel abspielte. Dort türmten sich über dem festen Land riesige Wolkenmassen auf. Blitze zuckten auf die Erde herunter. Der Donner rollte pausenlos.
    Orkanartige Stürme fegten über die schneebedeckten Hügel, trieben Fontänen von Eiskristallen hoch und erfüllten die Luft mit orgelndem Jaulen und Heulen.
    Von Zeit zu Zeit brach die Erde auf. Haushoch schossen dampfende Wasserstrahlen hervor und gefroren unter dem mörderischen Sturm zu Eis. Die Eissäulen kippten zur Seite und zersprangen auf dem harten Boden. Der Wind trieb die Trümmer vor sich her.
    Spalten klafften auf, gelbe Schwefeldämpfe stiegen zischend hervor, hielten sich einige Sekunden lang und wurden verweht. Dann war die ganze Gegend von einem unerträglichen Pesthauch erfüllt.
    An manchen Stellen schmolz die dicke Schneedecke und brach ein. Brodelnde, kochende Sümpfe kamen zum Vorschein, bildeten in
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