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0072 - Das Höllentor

0072 - Das Höllentor

Titel: 0072 - Das Höllentor
Autoren: Richard Wunderer
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Sekundenschnelle eine neue Eiskruste und wurden zugeschneit.
    Es war ein Land, das Menschen verschlossen sein mußte. Hier konnte niemand leben.
    Und doch stand ein alter Mann, auf einen Stab gestützt, inmitten der tosenden Urgewalten. Ruhig schweifte sein Blick über die dunkle Landschaft. Sein zahnloser Mund formte fremdartige Laute, unverständliche Worte.
    Die Kleidung hing in Lumpen um seinen hageren Körper. Durch zahlreiche Löcher pfiff der Wind. Es machte dem Alten nichts aus.
    Endlich löste er sich aus seiner Erstarrung und ging mit weit ausgreifenden Schritten über ein ebenes Schneefeld.
    Er hatte noch nicht die Hälfte der weißen Fläche überquert, als der Schnee vor ihm aufbrach. Giftige Schwefeldämpfe hüllten den Mann ein. Kochendes Wasser schoß aus der Tiefe hervor. Direkt vor seinen Füßen war ein ebenfalls kochender Morast von Dampfblasen.
    Der Alte schritt unbeirrt weiter. Seine Beine versanken im Sumpf.
    Tiefer und tiefer geriet er in den übelriechenden Morast, während er unbeirrt auf den Mittelpunkt des Schneefeldes zusteuerte.
    Sekunden später war er in der heißen schlammigen Masse verschwunden.
    Über ihm erstarrte die Oberfläche des Sumpfes zu Eis. Der Geysir verwandelte sich in eine Eissäule, die der Sturm umwarf und zerschmetterte.
    Dichte Schneewolken verteilten sich auf dem zugefrorenen Schlammloch bis keine Spur mehr zurückblieb.
    Der Orkan steigerte seine Wut. Die Luft erzitterte unter den jaulenden Tönen.
    Die Menschen in ihren lichterfüllten, warmen Häusern ahnten nichts davon. Sie sahen nur die sanft auf die Erde fallenden Schneeflocken und freuten sich über den stillen Winter dieses Jahres.
    ***
    Ich hörte das Telefon schon auf dem Korridor. Wie immer, wenn man sich besonders beeilt, funktionierte gar nichts. Zuerst fand ich den Schlüssel nicht, dann fiel er mir aus der Hand, und zuletzt hakte das Schloß.
    Endlich hatte ich die Tür offen, knallte sie hinter mir wieder zu und stürmte zum Telefon, riß den Hörer ans Ohr und meldete mich.
    »Na endlich!« Jane Collins lachte unbeschwert. »Ich habe im Yard erfahren, daß du nicht da bist, deshalb probiere ich…«
    Mehr hörte ich nicht.
    Um den Hals trug ich ein geweihtes silbernes Kreuz. Von diesem Kreuz aus schossen gleißende Strahlen nach allen Seiten und hüllten mich in einen durchsichtigen Käfig aus Licht ein.
    Im selben Moment flog mein Apartment in die Luft. Ich sah einen orangeroten Lichtblitz und ließ mich instinktiv fallen. Der Lichtkäfig wanderte mit mir, hüllte mich noch immer ein.
    Die Sofas lösten sich auf. Die Trümmer flogen mir um die Ohren. Flammen leckten nach allen Seiten.
    Die Fenster splitterten, die Lampen barsten. Die Wand zur Nachbarwohnung wölbte sich. Tiefe Risse entstanden. Endlich stürzte die Mauer in sich zusammen.
    Und ich lag mitten in diesem Inferno auf dem Boden, eingehüllt in die schimmernden, durchsichtigen Fäden – und spürte von alldem nichts!
    Ich war wie betäubt, aber nur von dem Schock. Weder die herumsirrenden Splitter der Bombe noch die Trümmer meiner Einrichtung trafen mich. Sie glitten an der leuchtenden Hülle ab.
    Auf der anderen Seite der zerschmetterten Trennwand richtete sich Suko auf. Die Explosion hatte sich auf der Seite zu seinem Apartment ereignet.
    Er war blaß, soweit ich das bei seiner Hautfarbe überhaupt sehen konnte, und riß seine schmalen Augen weit auf. Fassungslos blickte er dorthin, wo sich vor wenigen Sekunden noch eine massive Mauer befunden hatte. Dann sah er mich.
    »John!« rief er, wollte zu mir herüberlaufen, prallte jedoch zurück.
    Ich konnte mir den Grund denken. Es war die leuchtende Aura, die ihn stocken ließ.
    Ich raffte mich auf. Es bestand keine Gefahr mehr.
    Genau so plötzlich, wie sie entstanden war, verschwand die schimmernde Erscheinung. Suko holte tief Luft, sprang über die Reste der Mauer hinweg und blieb vor mir stehen. Er deutete auf meine Brust.
    »Das Kreuz«, murmelte er. »Ich habe es ganz deutlich gesehen! Es hat diesen Käfig erzeugt!«
    »Der mir das Leben gerettet hat«, ergänzte ich. »Ich verstehe nur nicht, wieso es auf eine gewöhnliche Bombe angesprochen hat. Es schützt mich oft vor Gefahren durch Dämonen, aber eine Bombe…?«
    Wir konnten nicht weitersprechen, weil draußen auf dem Korridor Stimmengewirr aufbrandete. An der ebenfalls zerstörten Eingangstür versammelten sich die Nachbarn. Unten auf der Straße gellten Sirenen.
    Der Portier drängte sich zwischen den Leuten durch,
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