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0071 - Panik in der Geisterhöhle

0071 - Panik in der Geisterhöhle

Titel: 0071 - Panik in der Geisterhöhle
Autoren: Hans Wolf Sommer
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anfänglich gedacht hatte. Einen Durchmesser von rund fünf Kilometern hatte sie bestimmt.
    Viel gab es nicht zu sehen. Steil aufragende Felsen beherrschten das ganze Eiland. Graues Karstgestein reichte nahezu überall bis dicht ans Ufer heran.
    Sie hatten, vom Dorf aus gesehen, die halbe Insel umrundet, als der Professor plötzlich spürte, wie das Brennen auf seiner Brust sich intensivierte. Das Amulett machte sich bemerkbar. Ganz in der Nähe mußte eine böse Macht lauern.
    Zamorra wurde die Aufmerksamkeit in Person. Angestrengt beobachtete er die Umgebung, das Wasser, die Insel. Vor ihnen hatte sich die Insel geteilt. Ein wuchtiges Felsmassiv hatte sich vom Land abgespalten, bildete eine kleine Nebeninsel, durch eine knapp zwanzig Meter breite Fahrrinne von der Hauptinsel getrennt. Die Passage zwischen den Felsen wirkte wie ein großes Portal.
    Da die Lücke breit genug war, den Kutter hindurchzulassen, war ein Ausweichmanöver nicht erforderlich. Das Boot segelte genau auf den Spalt zu. Je näher sie kamen, desto mehr brannte das Amulett.
    Zamorra war alarmiert. Der Talisman arbeitete so zuverlässig wie ein Geigerzähler. Gefahr lag in der Luft.
    Aber wo? Zwischen diesen Felsen dort vorn?
    Der Körper des Professors straffte sich. Unruhe erfüllte ihn bis in die letzte Faser.
    Das Amulett war jetzt wie ein glühendes Eisen, das ihm jemand gegen die Haut preßte.
    Dieser Hohlweg…
    »Emwalomas!« rief er spontan. »Drehen Sie ab, fahren Sie nicht zwischen den Felsen durch!«
    Der Grieche sah ihn erstaunt an. »Warum nicht? Glauben Sie, die Kerle hätten sich da in einen Hinterhalt gelegt?«
    »Die Inselbewohner? Nein…«
    Der Professor konnte ihm nicht sagen, was ihn warnte. Der Mann würde es nicht verstehen, würde ihm nicht glauben.
    Näher und näher kamen die Felsen. Und die Glut auf seiner Brust ließ ihn fast schreien.
    »Drehen Sie ab!« rief er noch einmal. »Drehen Sie endlich ab.«
    Es war bereits zu spät.
    Aus heiterem Himmel kam plötzlich Sturm auf. Eine gewaltige Windbö jagte über das Wasser, fuhr in die Segel, blähte sie prall auf.
    Der Kutter machte einen regelrechten Satz nach vorne, schoß wie ein Rennboot auf die Lücke zwischen den beiden Felsen zu.
    Schrecken zeichnete sich auf den Gesichtern der Fischer ab. Sie wußten nicht, wie ihnen geschah, standen dem Phänomen hilflos gegenüber.
    Zamorra handelte blitzschnell. Nur knapp hundert Meter waren sie jetzt noch von dem Spalt entfernt. Es war keine Zeit mehr zu verlieren.
    »Raus!« brüllte er. »Raus aus dem Kahn!« Kaum kam er mit seiner Stimme gegen das Pfeifen und Sausen der Windsbraut an.
    »Aber…« setzte Emwalomas an.
    Der Professor ließ ihn nicht weiterreden. Kurz entschlossen gab er dem Mann einen Stoß. Mit einem schrillen Schrei stürzte Emwalomas über den Rand des Bootes ins Wasser.
    Die anderen standen nicht in Zamorras unmittelbarer Reichweite.
    Ihnen konnte er nicht mehr helfen.
    »Raus!« schrie er noch einmal. »Springt über Bord!«
    Dann federte er herum. Nicole! Das Mädchen war nicht weniger verblüfft als die Männer. Mit einer Hand hielt sie sich am Bootsrand fest, um vom Wind nicht aus dem Gleichgewicht gebracht zu werden. Unentschlossenheit stand in ihrem Gesicht geschrieben.
    Die Felsen waren jetzt fast heran. Noch wenige Meter…
    Zamorra machte einen gewaltigen Hechtsprung, warf sich mit ausgestreckten Armen auf Nicole, packte sie. Ganz kurz kam sein Fuß noch einmal in Berührung mit den Planken. Wuchtig stieß er sich ab. Mit Nicole in seinen Armen flog er über den Bootsrand. Das Wasser spritzte auf, als sie hineintauchten.
    Sie waren mit ihren Köpfen sofort wieder über der Wasseroberfläche. Ein lautes Geräusch, das den Wind übertönte, drang an sein Ohr.
    Ein Krachen, ein Knirschen… Unmittelbar neben ihnen.
    Sie glaubten ihren Augen nicht trauen zu dürfen. Die Felsen, die soeben noch zwanzig Meter auseinandergeklafft hatten, waren wie zwei Stahlfedern aufeinander zugeschossen. Donnernd waren sie zusammengeprallt und hatten den Kutter zwischen sich zerquetscht und unter ihren Felsmassen begraben. Die Entsetzensschreie der Kreter, die den rechtzeitigen Absprung vom Boot versäumt hatten, wurden vom Wind verweht.
    Ein neues Geräusch klang auf. Ein dumpfes Schmatzen. Wie eine Ziehharmonika fuhren die beiden Felsenhälften wieder auseinander.
    Die Fahrrinne, die sich für Sekunden geschlossen hatte, war wieder vorhanden.
    Skylla und Charybdis, fuhr es dem Professor durch den Kopf. Die beiden
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