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0071 - Panik in der Geisterhöhle

0071 - Panik in der Geisterhöhle

Titel: 0071 - Panik in der Geisterhöhle
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Mittel. Er hob den rechten Arm aus dem Wasser, holte aus und schmetterte Emwalomas die Faust gegen den Schädel. Sofort wurde der Grieche still. Wenn ihn der Professor nicht immer noch mit der anderen Hand gehalten hätte, wäre er auf der Stelle abgetrieben.
    Die Situation war jetzt ungeheuer schwierig für den Professor. Mit nur einem Arm und einem Bein kam er gegen Sog und Wind nicht an. Kaum konnte er sich auf der Stelle halten.
    Nicole kam ihm zu Hilfe.
    »Laß ihn los, Chef!« rief das Mädchen, das inzwischen – den Umständen entsprechend – wieder ganz ruhig geworden war. »Ich kann ihn halten.«
    So machten sie es. Zamorra gab Emwalomas frei, und Nicole hakte sich mit ihrer freien Hand bei ihm ein. Der Professor, jetzt wieder Herr seiner beiden Arme, konnte sich erneut nach vorne orientieren.
    Mit der Kraft, die ihm das Amulett verlieh, tauchte er seine Handflächen wie Schaufeln in das Wasser. Mit zusammengebissenen Zähnen und gespannten Muskeln, die langsam zu verkrampfen drohten, kämpfte er sich durch das zum Glück nicht eisige, sondern angenehm temperierte Naß.
    Das Heulen des unnatürlichen Windes, in dem eine böse Drohung mitzuschwingen schien, spornte ihn zusätzlich an.
    Und dann hatten er und sein Anhang es geschafft. Nur noch wenige Meter trennten sie vom rettenden Inselufer. Mit dem freien Fuß tastete Zamorra nach unten, spürte Grund. Er hörte auf zu schwimmen und stellte sich. Nicole konnte ihn jetzt loslassen und sich wieder auf ihre eigenen Körperkräfte verlassen.
    Schlagartig legte sich der Wind. Und auch von dem Sog, der wie Treibsand an ihnen gezogen hatte, war nichts mehr zu spüren.
    Die unheimliche Macht, die sie im Griff gehabt hatte, war gewichen.
    Total erschöpft nahmen der Professor und Nicole den immer noch bewußtlosen Fischer in die Mitte und wateten an Land.
    ***
    Minutenlang sprach niemand von ihnen ein Wort. Auch Alexis Emwalomas nicht, der mittlerweile wieder zu sich gekommen war. Sie alle mußten erst einmal verschnaufen und die zitternden Glieder zur Beruhigung bringen.
    Auf dem Rücken liegend und tief die würzige Seeluft in die beanspruchten Lungen ziehend, luden sie die ausgepowerten Akkus wieder auf.
    Nicole war es, die das Schweigen schließlich brach.
    »Chef, hast du eine Erklärung?«
    Der Professor richtete sich in eine sitzende Stellung auf.
    »Eine Erklärung? Eins steht fest: hier auf Tilos wirken unheilige Kräfte. Diese unheimliche, blutige Felsenfalle… Wir müssen ungeheuer vorsichtig sein. Es ist bestimmt nicht auszuschließen, daß hier noch andere tödliche Gefahren lauern.«
    »Wie ich dich kenne, wirst du den Dingen natürlich auf den Grund gehen«, stellte Nicole fest.
    Zamorra nickte. »Du weißt, daß ich es mir zur Lebensaufgabe gemacht habe, den Mächten der Finsternis entgegenzutreten, wo auch immer sie sich zeigen. Und dann wollen wir natürlich Bill nicht vergessen. Wie ich es sehe, war er einem Geheimnis auf der Spur. Und irgendjemand hat ihm dabei Knüppel zwischen die Beine geworfen.«
    »Die Dorfbewohner!«
    »Die sind mit Sicherheit nicht unschuldig. Denken wir an das verschwundene Motorboot, den ungewöhnlichen Empfang in dem Gasthaus…«
    »… und die verschwundenen Kinder der kretischen Fischer«, ergänzte das Mädchen.
    »So ist es!«
    »Glaubst du, die Leute wissen etwas von dieser… dieser Felsenfalle?«
    »Ich glaube schon«, antwortete der Professor. »Tilos ist eine kleine Insel. Es sollte mich doch sehr wundern, wenn sie keine Kenntnis von einem solch phantastischen Phänomen hätten.«
    Nicole sah ihn mit großen Augen an.
    »Das würde doch bedeuten, daß sie mit diesem Bösen unter einer Decke stecken. Oder bist du da anderer Meinung?«
    Der Professor lächelte grimmig. »Wenn du mich so direkt fragst… Nein, ich bin nicht anderer Meinung.«
    Sie hatten Französisch miteinander gesprochen. Sehr zum Leidwesen des Griechen, der natürlich kein einziges Wort verstanden hatte.
    Der Mann war völlig verstört und bedurfte dringend einer kleinen Aufmunterung.
    Zamorra redete mit ihm, versuchte, das Geschehene etwas zu verharmlosen, es auf natürliche Ursachen zurückzuführen, um ihn nicht noch mehr zu beunruhigen.
    Aber Emwalomas war Realist. »Machen Sie mir nichts vor, Monsieur«, sagte er. »Ich weiß, was ich gesehen habe. Und Sie haben es schon vorher gewußt. Hätten Sie mich sonst über Bord geschleudert?«
    In dieser Beziehung mußte ihm der Professor recht geben.
    »In Ordnung, Alexis«, meinte er.
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