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0071 - Panik in der Geisterhöhle

0071 - Panik in der Geisterhöhle

Titel: 0071 - Panik in der Geisterhöhle
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Schreibtisch stellte, blickte er hoch.
    »Mein Gott!« rief Nicole aus. »Wo bist du denn? Bei Astabaal, dem Herr des fließenden Blutes?«
    Der Professor lächelte leicht, antwortete aber nicht sogleich.
    Nicole zog sich einen Stuhl heran, nahm zwei Tassen vom Tablett und füllte sie mit goldgelbem Special Darjeeling. Das Aroma des Tees erfüllte die trockene Gelehrtenatmosphäre des Arbeitszimmers mit Leben.
    »Also, was ist los?« erkundigte sich Nicole noch einmal.
    Zamorra griff nach dem Sahnekännchen und schüttete einige Tropfen in seine Tasse.
    »Ich mache mir Sorgen«, sagte er dann.
    »Sorgen?«
    »Um Bill! Er ist schon seit mehr als einer Woche überfällig.«
    Nicole setzte ihre Tasse, die sie gerade zum Munde geführt hatte, wieder ab.
    »Grundsätzlich ist das richtig«, entgegnete sie. »Aber was will das besagen? Er hat sich eben länger in Griechenland aufgehalten, als er ursprünglich beabsichtigte. Immerhin hat er uns wissen lassen, daß er nicht zu seinem reinen Vergnügen da ist, sondern die griechischen Inseln im Auftrag des New York Institute of History besucht.«
    Der Professor nickte. »Und er ist irgendeiner geheimnisvollen Sache auf der Spur gewesen. Denk an das letzte Telegramm, das wir von ihm bekommen haben. ›Bin hinter einer sensationellen Sache her, die auch dich sehr interessieren dürfte!‹ So ungefähr war der Wortlaut. Wenn ihm nun etwas zugestoßen ist?«
    »Du siehst immer gleich so schwarz, Chef«, widersprach Nicole.
    »Bill wird sich schon nicht auf die Dämonenjagd begeben haben. Vergiß nicht, er ist Kulturhistoriker und kein Parapsychologe wie du, der schon mit bösen Mächten konfrontiert wird, wenn er nur mal ins Theater geht.«
    »Trotzdem!« sagte Zamorra. »Du weißt, daß ich eine Art sechsten Sinn besitze. Und der sagt mir, daß Bill irgendwie in Gefahr ist. Tu mir einen Gefallen, Nicole: Ruf das Hotel an, von dem aus er seine letzte Nachricht aufgegeben hat. Wenn ich mich getäuscht habe – um so besser.«
    Achselzuckend stand Nicole auf, verließ das Zimmer und kam wenig später zurück. In der Hand hielt sie ein Telegrammformular.
    Sie griff zum Telefon und meldete ein Gespräch nach Iraklion auf Kreta an, Hotel Astir. Das Telefonfräulein erklärte ihr, daß es eine ganze Weile dauern könne, bis die Verbindung hergestellt sei. Eine Direktwahl zwischen dem Loiretal, wo Nicole und Zamorra im Château de Montagne wohnten, und der fernen Mittelmeerinsel war nicht möglich.
    Es dauerte über Gebühr lange, mehr als einen halben Tag. Nicole und der Professor saßen längst beim Abendessen, das der alte Raffael wie immer in exzellenter Manier zubereitet und serviert hatte, als das Telefon endlich anschlug. Nachdem Nicole geklärt hatte, daß das Hotel Astir in der Leitung war, ging der Professor dran.
    Er sprach Griechisch gut genug, um sich einwandfrei verständigen zu können. Und so dauerte es auch nicht lange, bis er den Sachverhalt eruiert hatte. Er bedankte sich bei seinem Gesprächspartner auf Kreta und legte auf.
    »Und?« Nicole sah ihn gespannt an. »Hörte sich nicht so an, als wenn du mit Bill selbst gesprochen hättest.«
    »Nein«, sagte Zamorra langsam, »das habe ich auch nicht. Bill ist nicht im Hotel.«
    »Sondern?«
    »Er hat das Astir vor zwölf Tagen verlassen und ist bisher nicht zurückgekommen, obwohl er nur drei Tage fortbleiben wollte.«
    »Hm!« machte Nicole.
    Zamorra kehrte an den Abendbrottisch zurück.
    »Konnte der Hotelmensch dir sagen, wo Bill hinwollte?« erkundigte sich das Mädchen.
    »Er wollte eine kleine Tour machen«, antwortete der Professor.
    »Wohin? Das hat er die Hotelleitung nicht wissen lassen.«
    Sie speisten weiter. Aber irgendwie war ihnen der rechte Appetit verlorengegangen. Die lukullischen Köstlichkeiten Raffaels fanden nicht mehr die verdiente Würdigung.
    Schließlich stellte der Professor die Frage, die Nicole schon die ganze Zeit über erwartet hatte: »Nicole, was hältst du von einem kleinen Mittelmeerurlaub?«
    ***
    Sie flogen bereits am nächsten Tag.
    Die Reise verlief ohne jede Schwierigkeit. Mit Zamorras schwarzer Citroën-Limousine fuhren sie zum Pariser Flughafen Orly. Von Orly aus nahmen sie eine planmäßige Linienmaschine, die sie direkt nach Iraklion brachte. Am späten Nachmittag landeten sie auf dem Flughafen der größten kretischen Stadt. Eine schrägstehende, noch recht heiße Sonne und eine ziemlich bürokratische Zollabfertigung erwartete sie. Ohne weiteren Aufenthalt ließen sie sich
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