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0071 - Panik in der Geisterhöhle

0071 - Panik in der Geisterhöhle

Titel: 0071 - Panik in der Geisterhöhle
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Umstand, daß man ihren Knochen recht böse mitgespielt hatte. Mit zornblitzenden Augen zwar, aber doch sichtlich beeindruckt, machten sie tatsächlich Anstalten, dem Befehl Folge zu leisten.
    Der Professor jedoch war so leicht nicht einzuschüchtern.
    »Langsam, Leute!« sagte er zu den Männern aus Ierapetra. Seine Stimme klang nicht minder energisch als die des Wirts.
    Die Fischer verhielten ihren Schritt, waren wohl froh, daß ihnen jemand das Gesetz des Handels vorschrieb.
    Zamorra blickte den Einheimischen mit der Pistole scharf an.
    »Tun Sie das Ding da weg!«
    Der andere dachte gar nicht daran, zielte mit dem Lauf jetzt genau auf die Brust des Professors.
    »Was ich gesagt habe, gilt auch für Sie, Fremder!« schnarrte er.
    Hartgesottener Bursche, dachte Zamorra. Und laut sagte er: »Spielen Sie sich hier nicht so auf, ja? Hier gibt es doch sicherlich einen Polizeiposten. Ich verlange, daß Sie einen Beamten herholen.«
    Der Wirt lächelte jetzt. Leicht belustigt, wie der Professor fand.
    Der Mann hatte wohl Grund zur Belustigung, denn er sagte: »Die Polizeigewalt in diesem Ort vertrete ich.«
    Zamorra wußte nicht, ob er die Wahrheit sagte, aber er konnte seine Worte auf Anhieb kaum widerlegen.
    »Dann sagen Sie mir, wo man hier den Bürgermeister erreichen kann«, verlangte er deshalb.
    Wieder lächelte der Einheimische mit der Pistole.
    »Der Bürgermeister bin ich!« verkündete er nonchalant.
    Langsam aber sicher kam sich Zamorra vor wie in einem Bergdorf auf Sardinien, das fest in der Hand der Mafia war. Auch dort stieß man überall auf Granit.
    »Wenn Sie nicht freiwillig gehen, muß ich Sie in polizeilichen Gewahrsam nehmen«, versprach der Mann. »Hausfriedensbruch, Ruhestörung. Widerstand gegen die Staatsgewalt. Genügt das?«
    Für einen einfachen Mann von einer kleinen Insel drückte sich der Bursche ganz schön offiziell aus. Sich seinen Anweisungen weiterhin zu widersetzen, konnte unangenehme Konsequenzen nach sich ziehen. Mit der harten Welle war hier kaum noch etwas zu erreichen. Strategischer Rückzug und Neuordnung der angeschlagenen Kräfte schien für den Augenblick das Vernünftigste zu sein.
    Scheinbar resignierend gab Zamorra auf. Er drehte sich um und trat auf Nicole zu, die die Diskussion und das vorangegangene Handgemenge leicht irritiert verfolgt hatte.
    »Komm, Nicole, gehen wir«, sagte er, nahm ihren Arm und verließ die ungastliche Gaststube. Zähneknirschend folgten die Fischer aus Ierapetra. Schweigend kehrten sie alle gemeinsam zu ihrem Kutter zurück.
    An der Kaimauer machte Zamorra eine Entdeckung, die sein längst erwecktes Mißtrauen noch größer werden ließ.
    »Nicole«, sagte er leise. »Siehst du hier irgendwo ein Motorboot, das sein Besitzer Iason O. III getauft hat?«
    Nicole Duval blickte erst ins Wasser und dann ihren Chef an. Das Erstaunen hatte ihre Augen geweitet.
    Das Motorboot, das sich Bill Fleming höchstwahrscheinlich ausgeliehen und nach Tilos gesteuert hatte, war verschwunden.
    An Bord ihres Bootes fanden die Männer die Sprache wieder. Wilde Flüche und farbige Schilderungen, was alles passiert wäre, wenn der Asketische nicht die Pistole gezückt hätte, brachen sich Bahn.
    Streit brach aus. Einige Männer, vermutlich diejenigen, deren Kinder nicht auf der Verlustliste standen, sprachen sich dafür aus, auf schnellstem Weg nach Kreta zurückzukehren.
    »Hat doch keinen Zweck. Gegen die kommen wir nicht an. Wenn im vergangenen Jahr nicht einmal die Polizei etwas erreicht hat…«
    Mehrere andere widersprachen heftig.
    »Wir sollten uns nicht so schnell ins Bockshorn jagen lassen. Die Kerle von Tilos haben etwas zu verbergen. Das sieht doch ein Blinder. Warten wir ab, bis es dunkel ist. Dann kehren wir zurück und stellen das verdammte Dorf auf den Kopf.«
    Professor Zamorra neigte der zweiten Alternative zu. Allerdings hielt er nichts davon, das Dorf auf den Kopf zu stellen. Ihm stand der Sinn mehr nach stillen Nachforschungen, bei denen er nach Möglichkeit nicht beobachtet wurde.
    Die Bootsbesatzung – Zamorra und Nicole waren inzwischen voll integriert, nachdem der Professor das verschwundene Motorboot aufs Tapet gebracht hatte – beschloß schließlich, die ganze Insel einmal zu umsegeln. Vielleicht fand sich an einer anderen Stelle irgendein Hinweis auf den Verbleib der Verschwundenen. Später würde man dann weitersehen.
    Die Leinen wurden losgemacht, und der Kutter stieß in See.
    Die Insel war doch nicht ganz so winzig, wie Zamorra
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