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0071 - Mit der letzten Kugel

0071 - Mit der letzten Kugel

Titel: 0071 - Mit der letzten Kugel
Autoren: Mit der letzten Kugel
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nicht wahr…?«
    Ich hatte das Gefühl, als blicke mich hinter den dunklen Gläsern her die starren Augen einer Schlange an. Mit einem Griff riss ich ihm die Brille ab. Die plötzliche Helligkeit vor seinen Augen bewirkte das schnelle Zusammenziehen der Pupillen. Wenn es noch irgendeines Beweises bedurft hätte, hier war er.
    »Jetzt hör mal genau zu, mein Junge«, sagte ich leise. »Ich bin kein Schläger. Weiß Gott nicht. Aber du bist ein hundsgemeiner Erpresser. Und mir geht es um das Leben eines unschuldigen Kindes. Ich gebe dir genau zwanzig Sekunden. Verrätst du mir in dieser Zeit nicht, wo ihr das Kind versteckt habt, dann drehe ich dich durch die Mangel, dass du sämtliche sieben Höllen kennenlernst. Und es ist mir bei Gott ernst damit. Wir haben nämlich keine Zeit mehr zu verlieren. Aber das weißt du ja besser als wir…«
    Ich hob meinen Arm und blickte auf die Armbanduhr.
    »Zwanzig Sekunden«, wiederholte ich. Bevor ich mich versah, hatte ich einen Uppercut am Kinn sitzen, der mich meterweit zurückwarf.
    Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich Sterne. Biss mich auf die Lippen, dass mir augenblicklich das Blut übers Kinn lief. Aber im gleichen Augenblick hatte ich auch schon meine Kanone gezogen.
    »Bleib stehen, Freeman!«, brüllte ich ihm nach. »Bleib stehen oder ich schieß dir eine Kugel in die Hüfte, dass zu zeit deines Lebens ein Krüppel bist!«
    Er drehte sich sofort um. Langsam hob er die Hände, als ich auf ihn zuging.
    »Also?«, fragte ich. »Wo ist das Kind?«
    Er zuckte die Achseln. »Ob Sie es glauben oder nicht. Ich habe keine Ahnung!«
    »Du bist nur ein bezahlter Mittelsmann, wie? Gut! Wer bezahlt dich? Wie heißt er? Wo wohnt er? Los, ich habe keine Zeit!«
    »Ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie reden!«, sagte er.
    Kostbare Minuten waren vergangen. Vielleicht war der wirkliche Erpresser, wenn es Freeman tatsächlich nicht war, inzwischen schon unterwegs zum Versteck des Kindes! Mir stiegen die Haare zu Berge.
    »Freeman«, sagte ich langsam. »Ich drücke ab, wenn du nicht redest! Aber ich werde dich nicht erschießen!«
    Er sah, wie sich mein Finger krümmte.
    »Stopp«, sagte er. »Washington möge mir verzeihen, aber ich möchte nicht aus einem Irrtum heraus zum Krüppel geschossen werden. Erlauben Sie, dass ich Ihnen meine Brieftasche zeige?«
    Er sah nicht aus, als ob er ein Schulterhalfter trüge. Ich nickte verwirrt, denn die Erwähnung Washingtons hatte mich stutzig gemacht.
    Er griff langsam zur Brieftasche, zog sie heraus, klappte sie auf und hielt mir einen kleinen Ausweis entgegen. Einen Ausweis, den ich nur zu gut kannte.
    Es war der offizielle FBI-Ausweis, wie ihn jeder G-man in den Vereinigten Staaten besitzt. Ich prüfte ihn gründlich, aber der Ausweis war echt, daran gab es keinen Zweifel. Völlig verdattert zeigte ich ihm meinen.
    Wir starrten uns an wie zwei Brüder, die sich nach dreißig Jahren plötzlich wiedergefunden haben.
    Schließlich lächelte er erlöst.
    »Na, Cotton, dann kann ich es Ihnen ja sagen. Ich bin G-man aus Washington. Harway in der Baker Street soll in den zivilen Verteidigungsausschuss berufen werden. Diese Leute darin erfahren militärische Geheimnisse. Deswegen wird natürlich jeder auf Herz und Nieren geprüft, bevor er dort aufgenommen wird. Das hatte ich mit Harway zu tun.«
    Zehn Minuten später saßen wir beide in meinem Jaguar. Und unsere Leitstelle gab mir auf meinen Anruf hin den aus Washington übermittelten Text durch:
    Walt Freeman ist FBI-Beamter in Sonderauftrag nach New York stop. Gewisser Johnson hier nicht bekannt. Ende
    Ich hatte Freeman inzwischen kurz eingeweiht. Zu meiner Überraschung sagte er: »Also deshalb!«
    »Was deshalb?«
    »Mir ist aufgefallen, dass Johnson ein Doppelleben führt. Er ist nämlich gar kein alter Mann. Höchstens dreißig. Das andere ist raffinierte Schminke. Manchmal zeigt er sich in seinem wirklichen Alter. Nur macht er dabei den Fehler, dass er den gleichen Siegelring trägt wie als alter Mann. Dadurch fiel mir sein Doppelleben überhaupt erst auf.«
    »Und mir fiel auf«, sagte ich grimmig, »dass er behauptet, kurzsichtig zu sein, und dabei eine Brille aus Fensterglas trägt. Wir haben die Baker Street filmen lassen. Einmal geht Johnson über die Straße und wendet den Kopf. Well, Sie wissen, die Brille eines Kurzsichtigen spiegelt im eigenen Glas ihre Schleifränder, wenn man die Gläser von der Seite betrachtet. Bei Johnsons Brille war das nicht der Fall, und als ich mit ihm
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