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0070 - Die Brücke ins Jenseits

0070 - Die Brücke ins Jenseits

Titel: 0070 - Die Brücke ins Jenseits
Autoren: A.F. Morland
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Gott! O mein Gott! Seht nur! Er hat… die Pest!«
    ***
    Zamorra, Namsi und Selima hatten das Lager des türkischen Heeres bereits weit hinter sich gelassen. Namsi blieb unvermittelt stehen.
    Sein Blick drückte Spott aus.
    »Wenn der Tag anbricht, wird sich das Schicksal Kara Mustaphas erfüllen!« sagte der Türke. Es klang beinahe schadenfroh. »Ich habe ihn gewarnt, habe ihm gesagt, daß ein Entsatzheer kommen, und die Stadt befreien wird. Er wollte mir nicht glauben. Das wird ihm eine beschämende Niederlage einbringen. Über das ›Kahlengebirge‹ wird Herzog Karl von Lothringen sein Heer führen. Der Großwesir hält das für ausgeschlossen, ich aber weiß, daß es so kommen wird. Und so wird auch die zweite Belagerung Wiens mit einer schweren türkischen Niederlage enden.«
    Zamorra stieß Namsi mit dem Säbel an. »Weiter!« befahl er herrisch. »Ich lege keinen Wert darauf, dabeizusein, wenn Kara Mustapha geschlagen wird. Mein Platz ist in einem anderen Jahrhundert.«
    Namsi stieß ein böses Lachen aus. »Du wirst keine schöne Zeit nach deiner Rückkehr erleben, Zamorra.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil in Wien die Pest bereits ausgebrochen ist!«
    »Du lügst!«
    »Ich sage ausnahmsweise die Wahrheit«, grinste Namsi teuflisch.
    »Woher weißt du es?«
    »Man hat es mir mitgeteilt. Auf telepathischem Wege. Das konntest du nicht verhindern.«
    Zamorra stieß den Türken vor sich her. »Bring mich endlich zu dieser verdammten Brücke, Namsi, sonst… glaub mir, ich bringe dich sonst um!«
    »Wir sind der Brücke schon ziemlich nahe«, sagte Namsi spöttisch.
    »Was regt dich so sehr auf, Zamorra?«
    Der Professor gab dem Türken darauf keine Antwort. »Selima!« sagte er hastig.
    »Ja, Zamorra?«
    »Bleib in meiner Nähe!« Der Parapsychologe erinnerte sich noch gut an seinen Sturz von der Geisterbrücke. Er wollte das Mädchen nicht auf dem Weg durch die Zeiten verlieren.
    »Was hast du mit ihr vor?« fragte Omar Namsi den Professor.
    »Sie wird bei mir bleiben«, sagte Zamorra.
    »Sie hat in deinem Jahrhundert nichts zu suchen. Sie gehört dort nicht hin.«
    »Ich gehöre an Zamorras Seite!« sagte Selima scharf. Sie warf Namsi einen trotzigen Blick zu.
    »Du wirst unglücklich sein, wirst dich nach deiner Zeit zurücksehnen, aber es wird für dich keinen Weg zurück geben«, sagte Namsi höhnisch. »Geh nur mit Zamorra. Es freut mich, wenn du leidest, das weißt du.«
    Eine Kälte war mit einemmal zu fühlen, die nicht natürlichen Ursprungs war. Zamorra schaute sich um. Alles sah irgendwie trüb aus. Namsi und Selima schienen hinter einem dünnen Schleier zu stehen.
    Der Nebel.
    Hier fing er an. Und am Ende dieses Geisternebels befand sich die geheimnisvolle Brücke, über die Zamorra ins zwanzigste Jahrhundert zurückgelangte.
    Mit festem Griff packte Zamorra den Türken am Kragen.
    »Du bist mein wertvollstes Beutestück«, sagte der Professor ruhig zu Namsi. »Wenn wir drüben sind, werden wir beide uns unverzüglich ins Allgemeine Krankenhaus begeben. Und dann wirst du deinen unseligen Fluch von Wien nehmen. Freue dich, Omar Namsi. Du wirst eine große Tat vollbringen. Du wirst Wien vor dem Untergang bewahren.«
    Immer tiefer schritten sie in den Nebel hinein.
    Plötzlich hatte Zamorra das Gefühl, auf weichen Daunen zu gehen, und es dauerte nicht lange, da hatte der Professor den Eindruck, er würde schweben.
    Immer noch hielt, er den Kragen des Türken fest.
    »Selima!« rief er. Seine Stimme flog in die endlose Weite der Vergangenheit hinein.
    »Hier bin ich!« rief das Mädchen zurück. Er konnte sie nicht sehen, aber ihre Stimme klang so nah, daß er meinte, sich keine Sorgen machen zu müssen.
    Plötzlich setzte die Turbulenz ein.
    Sie kam ganz unvermittelt, überraschte den Professor, riß ihn hoch, als wollte sie ihn in die Lüfte heben, zerrte ihn mit sich fort, schleuderte ihn mit unbändiger Kraft durch die Jahrhunderte.
    Doch diesmal war es nicht so schlimm.
    Er blieb bei Bewußtsein. Der Krummsäbel entfiel seiner Hand. Er dachte besorgt an Selima und merkte mit einemmal voll Entsetzen, daß er Omar Namsi verloren hatte.
    Schlagartig hatte er wieder Boden unter den Füßen.
    Er sah sich verwirrt um. Das war die Brücke, auf der er stand. Sein Blick fiel auf Selima. Ihr Gesicht verzerrte sich soeben in panischem Schrecken. Sie fuhr sich entsetzt an die Wangen und kreischte schrill: »Zamorra! Vorsicht!«
    Der Professor wandte sich blitzschnell um.
    Da stand Namsi in der Gestalt des grünen
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