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0070 - Die Brücke ins Jenseits

0070 - Die Brücke ins Jenseits

Titel: 0070 - Die Brücke ins Jenseits
Autoren: A.F. Morland
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Augen und den leicht zitternden Händen.
    Als Kommissar Haydn auf die Tür der Totenkammer wies und fragte. »Was nun?« Da sagte Nicole Duval. »Jetzt kann nur noch ein Priester helfen.«
    Vom Anstaltsleiter erfuhren Haydns Assistenten die Adresse des Pfarrers. Sie rasten davon, um den alten Mann sogleich zu holen. Pater Jure hörte sich an, was sie zu sagen hatten, nickte dann voller Demut und sagte: »Ich werde mit euch kommen.«
    Schnell packte er eine Stola in seine Bereitschaftstasche. Er legte ein Kruzifix dazu, das er vorher küßte, dann holte er den Weihwassersprenger und meinte: »Fertig.«
    Im Polizeiwagen brachten sie den Priester zum Krankenhaus.
    Während der kurzen Fahrt sprach niemand ein Wort. Pater Jure hatte die Hände gefaltet und betete stumm ein Vaterunser. Seine Lippen bewegten sich kaum merklich. Ab und zu war ein kurzer Zischlaut zu hören.
    Vor der Leichenkammer musterte der Pfarrer die besorgten Mienen der Anwesenden. Mit einem kleinen Lächeln hob er vor Kommissar Haydns Augen den Finger.
    »Sie hätten mich sofort holen lassen sollen, Kommissar. Wo der Teufel ist, gehört die Kirche hin.«
    »Wir wollten zuerst andere Möglichkeiten ausschöpfen«, sagte Matthias Haydn achselzückend. Und er versuchte auch den Priester zu überreden, sich gegen die Pest impfen zu lassen.
    Aber der alte Mann meinte eigensinnig: »Gott wird mich vor dieser Seuche besser schützen als jedes Medikament.«
    »Hoffentlich«, brummte Haydn nervös.
    Pater Jure traf ohne Eile seine Vorbereitungen. Er legte die Stola über seinen Kragen, bewaffnete sich mit der Bibel, dem Kreuz und mit dem Weihwassersprenger.
    Als er die Tür zur Leichenkammer aufmachte, knirschte Haydn:
    »Pater, wir drücken Ihnen alle den Daumen.«
    Der Priester musterte den Kommissar kurz. »Sie gehen wohl nicht sehr oft in die Kirche, wie?«
    »Wieso?«
    »Sonst wüßten Sie, daß wir den Aberglauben verpönen. Daumenhalten ist Aberglauben, mein Lieber. Es genügt, wenn man auf Gott vertraut.«
    Haydn senkte den Blick. Pater Jure betrat die Totenkammer. Er schloß die Tür hinter sich. Der Kommissar blickte Nicole Duval gequält an und stöhnte. »Wenn das nur gutgeht!«
    ***
    Etwas Eigenartiges passierte, als Pater Jure den Raum beträt. Die häßlichen schwarzen Pestkugeln lagen verstreut auf dem Boden.
    Jede einzelne Kugel war so prall wie ein Luftballon, den der nächste Atemstoß bereits zum Platzen bringen mußte.
    Kaum hatte der Priester seinen Fuß in den Raum gesetzt, da rollten die Kugeln vor ihm weg. Es schien, als fürchteten sie ihn, als wären sie Lebewesen, die einer drohenden Gefahr entgehen wollten.
    Furchtlos folgte ihnen der Pater.
    Mit stoischer Miene verrichtete er seine Gebete. Die unheimlichen schwarzen Kugeln drängten sich in einer Ecke des Raumes zusammen. Während Pater Jure in der Bibel blätterte, versuchte sich eine der Kugeln von den anderen zu lösen.
    Jure trug einen schmalen Kneifer auf der kurzen Nase.
    Ein einziger Blick genügte, um die Kugel zu bannen. Nun hob der Priester, während er Worte aus der Bibel zitierte, das Kreuz. Die schwarzen Pestkugeln gerieten in Panik. Ganz dicht drängten sie sich aneinander. Übereinander schichteten sie sich.
    Pater Jure ließ sie nicht mehr aus den Augen.
    Seine sehnige, leicht zitternde Hand griff nach dem Weihwassersprenger. Silbern glänzte die Metallkugel, in der sich Hunderte von kleinen Löchern befanden.
    Er holte damit aus.
    Glitzernd perlten die Weihwassertropfen durch die Luft.
    Sie prasselten auf die häßlichen schwarzen Kugeln.
    Jede Kugel, die von einem geweihten Wassertropfen getroffen wurde, zerplatzte mit einem kaum hörbaren Geräusch. Pater Jure schlug noch einmal die drei Kreuze.
    Und dann ein letztes Mal.
    Die furchterregenden Kugeln waren nicht mehr vorhanden. Es gab nichts, was den Priester beunruhigen mußte. Er kniete dankbar nieder und verrichtete abschließend ein kurzes Gebet.
    Nicole Duval, Bill Fleming und all die anderen standen indessen vor der geschlossenen Tür auf glühenden Kohlen. Sie hörten den Priester drinnen murmeln. Jeder blickte jeden besorgt an.
    Konnte es der Priester schaffen?
    Was sollte man tun, wenn es Pater Jure nicht gelang, die furchtbare Gefahr zu bannen? Sie hörten, wie sich der Pater ächzend erhob.
    Schweigend wichen sie von der Tür zurück, als sie die Schritte des Priesters vernahmen.
    Pater Jure kam aus der Totenkammer.
    In diesem Augenblick stieß der Anstaltsleiter einen bestürzten Schrei aus.
    »Mein
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