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0070 - Die Brücke ins Jenseits

0070 - Die Brücke ins Jenseits

Titel: 0070 - Die Brücke ins Jenseits
Autoren: A.F. Morland
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sprengte diese Fesseln mit seinem silbernen Talisman. Nun setzte sich Selima auf. Sie schaute den Parapsychologen wie ein Wundertier an.
    Alles an ihm war ihr fremd.
    »Woher kommst du?« fragte sie ihn verwundert.
    Er erhob sich und brachte ihr Männerkleider zum Anziehen. Während sie sich ankleidete, erzählte er ihr seine Geschichte. »Wie ist dein Name?« fragte er danach.
    »Selima«, antwortete sie leise. »Ich bin dir so unsagbar dankbar, Zamorra.«
    Der Professor wollte diesen Dank nicht haben. Er schüttelte den Kopf. »Es war meine Pflicht, dir zu helfen, Selima.«
    »Du hast mich von diesen Höllenqualen befreit…«
    »Denk nicht mehr daran.«
    »Namsi wollte, daß mich das Feuer ganz langsam umbringt.«
    »Warum?«
    Selima erzählte es dem Professor. »Er ist ein schrecklicher Teufel!« sagte sie dann. »Er ist mächtig. Er kann furchtbare Dinge tun. Die Scheusale aus dem Schattenreich sind seine schlimmsten Verbündeten. Sie unterstützen ihn bei jeder Gemeinheit. Du hättest froh sein sollen, daß du ihm und seinen Dienern entkommen bist, Zamorra. Es war ein großer Fehler, hierher zurückzukehren.«
    Zamorra strich zärtlich über Selimas schwarzes Haar. Wie ein hübscher Knabe sah sie nun aus.
    »Oh, nein«, widersprach er. »Es war kein Fehler, zurückzukommen. Ich konnte dich retten.«
    »Mein Leben gehört von nun an dir, Zamorra.«
    Der Professor lächelte. »Ich will es nicht haben. Behalte es. Kein Mensch soll sein Leben einem anderen schenken. Du hast ein Recht darauf, es selbst zu besitzen, Selima.«
    Das Mädchen blickte den Professor mit besorgter Miene an. Obwohl sie Schreckliches mitgemacht hatte, fühlte sie sich nicht matt und verbraucht. Zamorras Amulett hatte ihr neue Kräfte verliehen.
    »Namsi wird dich umbringen!« sagte das Mädchen leise. »Du hättest donauaufwärts fliehen sollen.«
    Zamorra schüttelte mit grimmiger Miene den Kopf. »Ich habe in dieser Zeit nichts verloren, Selima. Ich gehöre ins zwanzigste Jahrhundert. Nur Omar Namsi kennt den Weg dorthin. Er muß ihn mir zeigen.«
    »Das wird er niemals tun!«
    »Ich werde ihn zwingen.«
    »Oh, Zamorra, warum willst du nicht begreifen, daß du keine Macht gegen ihn hast, daß er aber hinter sich das Heer der Hölle hat!«
    Zamorra nickte. »Vielleicht würde ich einen anderen Weg gehen, Selima, wenn es einen solchen gäbe. Aber es gibt keinen. Ich habe keine andere Wahl. Hier bleiben kann ich nicht. Ich muß zurück in mein Jahrhundert. Und – dazu wird mir Omar Namsi verhelfen! Wo ist er?«
    »Beim Großwesir. Er kann in die Zukunft sehen, und er sieht die Niederlage des türkischen Heeres. Er will Kara Mustapha überreden, die Belagerung Wiens abzubrechen… Er wird bald zurückkommen. Du darfst dich nicht mehr in seinem Zelt aufhalten, wenn er es betritt. Flieh, Zamorra. Flieh, solange du noch Gelegenheit dazu hast. Wenn du möchtest, komme ich mit dir …«
    Zamorra schüttelte ernst den Kopf. »Ich bleibe, Selima.«
    »Du mußt den Verstand verloren haben«, stieß das Mädchen erschrocken hervor.
    »Ich sagte es schon. Ich habe keine andere Wahl.«
    Schritte näherten sich dem Zelt. Selimas Augen weiteten sich entsetzt. »Zu spät!« stieß sie aufgeregt hervor. »Da kommt Namsi. Nun sind wir verloren!«
    ***
    Die Aktion sollte so unauffällig wie möglich durchgezogen werden.
    Deshalb beschränkte man sich dabei auf eine Mindestzahl von Leuten.
    Die Leichenkammer des Allgemeinen Krankenhauses war inzwischen geräumt worden.
    Nicole Duval, Bill Fleming, Kommissar Haydn und seine Assistenten machten einen Schnellsiedekursus über die Pest. Vortragender war der Anstaltsleiter.
    »Die Pest«, dozierte der dickliche, rotgesichtige Primarius mit ernster Miene, »ist eine der verheerendsten Seuchen vergangener Jahrhunderte. Normalerweise werden ihre Erreger, die Pestbakterien, zunächst durch den Stich des sogenannten Pestflohs übertragen – die Pest ist eigentlich eine Nagetierseuche, zumeist waren die Ratten davon befallen –, wenn aber eine Pestepidemie einmal ausgebrochen ist, erfolgt die Ansteckung auch direkt durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch. Die Inkubationszeit beträgt zwei bis sieben Tage. Bei der Beulenpest entstehen auf der Haut Karbunkel, es kommt zu Lymphknotenschwellungen, die dann unter schwersten Allgemeinerscheinungen brandig werden und geschwürig aufbrechen…«
    Kommissar Haydn nahm seine Unterlippe zwischen Daumen und Zeigefinger.
    Sie standen vor der Totenkammer.
    Nicole warf einen
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