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0070 - Die Brücke ins Jenseits

0070 - Die Brücke ins Jenseits

Titel: 0070 - Die Brücke ins Jenseits
Autoren: A.F. Morland
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breiter Front von den Wienerwaldhängen gegen das türkische Lager in der Ebene vor.
    Im Verlaufe dieses schicksalhaften Tages wurde die türkische Belagerungsarmee vom Entsatzheer, dem sich jubelnd die aus der Festung ausbrechenden Verteidiger hinzugesellten, vernichtend geschlagen.
    Die Osmanen mußten fliehen.
    Ihre Zelte wurden niedergerissen und in Brand gesetzt.
    Und das erste Zelt, das in lodernde Flammen aufging, war das von Omar Namsi, dem besiegten Dämon…
    ***
    Pest in Wien!
    Das war ein lähmender Schock für alle, die davon erfuhren. Der stellvertretende Leiter des Allgemeinen Krankenhauses entschied, daß das gesamte Gebäude, in dem der Schwarze Tod ausgebrochen war, geräumt werden sollte.
    Nur jene Personen, die von der Seuche befallen worden waren, sollten drinnen bleiben. In aller Eile wurden Aktionstrupps zusammengestellt, die die Patienten aus den Sälen holen und aus dem Gebäude bringen sollten.
    Keinem wurde gesagt, worum es ging.
    Man wollte ein Chaos vermeiden. In hektischer Hast wurde in den anderen Blocks des Krankenhauses Platz geschaffen. Georg Neidhard, der Leichenwäscher, der von Ahmet und Mehmet niedergeschlagen worden war, versah nach wie vor seinen Dienst.
    »Verstehst du, was da vor sich geht?« fragte der Krankenhelfer Günter Brand den Leichen wasch er. Sie waren einander auf dem Krankenhauskorridor begegnet. »Warum sollen auf einmal alle Patienten von hier rausgeschafft werden?«
    Neidhard zuckte die Achseln. »Ich frag’ nicht viel, sondern tu’ meine Arbeit.«
    »Ja, aber du mußt dir doch darüber deine Gedanken machen. Nur ein Ochse denkt nicht.«
    Neidhard schob die Unterlippe vor. »Meiner Meinung nach hängt die Sache mit diesen beiden Türken zusammen.«
    »Weißt du, was Hellwag sagt?«
    »Hm?«
    »Hellwag meint, es könne sich um eine Bombe handeln, die demnächst hier hochgehen soll.«
    Neidhard schüttelte den Kopf. »Hellwag ist wie immer blöde!«
    »Wieso?«
    »Hast du nicht gehört, daß nicht alle Patienten aus dem Bau geschafft werden sollen? Die, die sich auf der Isolierstation befinden, bleiben hier.«
    »Dann stimmt vielleicht mit denen etwas nicht«, rätselte Brand.
    »Kann schon sein«, sagte Neidhard und eilte davon.
    ***
    Er sah sie und wußte, daß sie sterben würde.
    Selima war von den einstürzenden Brückentrümmern schwer verletzt worden. Es war unglaublich. Hier lag ein sterbendes Mädchen, auf dem freien Feld, weit und breit war keine Brücke mehr zu erblicken, und doch mußte Selima wegen dieser Brücke ihr junges Leben lassen.
    Sie krümmte sich vor Schmerzen.
    Zamorra kniete sich neben sie. Behutsam faßte er sie an. Er wollte ihr nicht wehtun. Ihr Körper war von unzähligen Schrammen übersät. Sie sah die Sorge in seinen Augen und bemühte sich um ein Lächeln. Doch die Schmerzen waren zu heftig. Das Lächeln wurde nur ein kurzes Zucken der Wangen.
    »Zamorra!« hauchte Selima. Schweiß klebte auf ihrer Stirn.
    »Selima!« seufzte Zamorra mit zugeschnürter Kehle. »Mädchen, was machst du für Sachen?«
    Ganz leicht zuckte sie die Achseln, das Mädchen in Männerkleidern.
    »Tut mir leid, wenn ich dir Kummer bereite, Zamorra. Ich hatte Pech.«
    »Wo hast du Schmerzen?« fragte der Professor. Sein Herz krampfte sich zusammen.
    »Überall«, seufzte Selima. »Ich werde sterben, Zamorra.«
    »Unsinn, Mädchen. Du weiß nicht, was die Ärzte heute für Wunder vollbringen können…«
    »Doch, doch. Ich werde sterben. Ich fühle es.«
    »Das darfst du nicht sagen, Selima.«
    »Vielleicht ist es die beste Lösung für uns alle«, flüsterte das Mädchen.
    Zamorra schüttelte wild den Kopf. »Der Tod ist niemals die beste Lösung!«
    »Diesmal schon.«
    »Wie kannst du so etwas Dummes behaupten?«
    Selimas verkrümmten Körper durchlief ein heftiges Zittern. Hilflos kniete der Parapsychologe neben der Türkin. Wie sollte er helfen?
    Sämtliche Knochen schien sie gebrochen zu haben. Dazu kamen schmerzhafte innere Verletzungen. Und das alles stammte von einer Brücke, die sich in Nichts aufgelöst hatte. Es war zum Heulen.
    »Du… du hast sehr viel für mich getan, Zamorra«, stieß Selima hastig hervor. Sie fühlte, daß es nun rasch mit ihr zu Ende ging, hatte dem Professor aber noch so viel zu sagen. »Du hast die Folter der blauen Flammen von mir genommen, du hast mich von Namsis magischen Fesseln befreit. Der Himmel möge dich auf allen deinen Wegen beschützen. Du bist ein guter Mensch, Zamorra. Ein tapferer Mann bist du. Ich bin
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