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0070 - Die Brücke ins Jenseits

0070 - Die Brücke ins Jenseits

Titel: 0070 - Die Brücke ins Jenseits
Autoren: A.F. Morland
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keinen Sinn, vor ihnen wegzulaufen. Zwei Männer, ein Mädchen. Ich töte sie alle drei, wenn du dazu zu feige bist!«
    »Nichts dergleichen wirst du tun!« zischte Ahmet schroff. »Unsere Aufgabe ist es nicht, eine Blutspur durch das zwanzigste Jahrhundert zu ziehen, wann wirst du das endlich begreifen, Mehmet? Wir sind über die Brücke gekommen, um Wien den Tod zu bringen. Das haben wir getan. Nun, da unser Auftrag erledigt ist, werden wir nichts mehr weiter tun, als auf Mitternacht warten – und dann kehren wir wieder dahin zurück, woher wir gekommen sind.«
    Mehmets Hand lag so fest um den Säbelgriff, daß die Knöchel weiß durch die Haut schimmerten. »Niemand hat gesagt, daß wir nicht töten sollen. Wir würden Namsi damit einen großen Gefallen tun. Er haßt diese Leute…«
    »Sie werden sterben!« sagte Ahmet zuversichtlich. »Aber nicht durch unsere Hand.«
    Mehmet fuhr mit einemmal erschrocken herum. Laub hatte geraschelt. Er lugte vorsichtig hinter dem Grabstein hervor. »Verdammt! Wieso wissen sie, daß wir hier sind?«
    »Zufall!« behauptete Ahmet.
    »Stellen wir uns ihnen?«
    »Nein. Wir ziehen uns zurück«, entschied Ahmet. »Ich schlage vor, daß wir uns trennen. Wenn wir beisammen bleiben, entdecken sie uns eher, als wenn wir jeder für sich einen anderen Weg einschlagen.«
    Mehmet nickte mit zusammengezogenen Brauen. »Wie du willst!« sagte er verstimmt. Flucht war nicht sein Stil. Er war mehr für den Kampf. Aber er wollte sich mit Ahmet nicht überwerfen, deshalb nahm er dessen Vorschlag widerspruchslos an. »Wann und wo sehen wir uns wieder?« fragte Mehmet hastig.
    »Um Mitternacht. Bei der Brücke«, flüsterte Ahmet. Sie schlugen einander kurz auf die Schulter und huschten dann zwischen den Gräbern in verschiedenen Richtungen davon…
    Der Abend brach an. Eine dunkelgraue, unheimliche Dämmerung lag über dem Zentralfriedhof. Sie wurde von feuchtkühlen Nebelschwaden begleitet, die sich auf alle Lebenden legten und ihnen bis ins Knochenmark krochen.
    Während der vergangenen Stunden war vieles geschehen. Zuerst war der Wachmann Artur Sibelius von der Rettung abgeholt worden. Dann waren zwei Funkstreifenfahrzeuge vor dem Friedhofstor Nummer zwei eingetroffen. Man hatte an Ort und Stelle Adam Cortis Aussage zu Protokoll genommen. Er mußte, keine Schwierigkeiten befürchten. Der Schaden an seinem neuen Wagen konnte in einer Werkstatt seiner Wahl behoben werden. Die Reparatur würde ihn keinen Groschen kosten. Anschließend betraten die Polizisten den Friedhof. Mit schußbereiten Waffen schwärmten sie aus. Bald trafen sie auf Professor Zamorra, Nicole Duval und Bill Fleming. Sie ließen sich von Zamorra die Situation schildern, dann sagte ein dicklicher Beamter: »Die sind längst über alle Berge. Wir werden eine Fahndung veranlassen.« Während Zamorra die flüchtigen Personen beschrieb, schüttelte der Polizist mehrmals den Kopf, als fiele es ihm schrecklich schwer, dies nicht als Unfug abzutun. Männer in Pluderhosen, mit Krummsäbel und Turban. Es war ja wirklich verrückt.
    Die Polizisten zogen ab.
    Zamorra blieb. Für ihn stand fest, daß sich die Türken immer noch auf dem Zentralfriedhof befanden. Sein Amulett verriet ihm das.
    Nun kam der Abend, und sie lagen immer noch auf der Lauer.
    Etwas Eigenartiges war passiert. Zunächst hatte Zamorras silberner Talisman sie wie ein Kompaß in die richtige Richtung geführt.
    Zu diesem Zeitpunkt waren Ahmet und Mehmet noch zusammen gewesen. Doch dann hatten sich die Türken getrennt, und von da an schien sich Zamorras Amulett für keine Richtung mehr entscheiden zu können. Nur eines war gewiß: Die Türken hatten den Friedhof noch nicht verlassen!
    Wie ein Radargerät setzte Zamorra seinen silbernen Talisman ein.
    Sie zogen Kreise auf dem Friedhof, die immer größer wurden. Keine Gruft ließen sie aus, hinter jeden Grabstein sahen sie. Nichts. Die Suche blieb erfolglos.
    Jetzt kauerten sie neben einem umgestürzten Grabstein. Die Dunkelheit nahm mehr und mehr an Intensität zu. Bald war die nähere Umgebung nur noch mit Mühe zu erkennen. Nicole Duval schüttelte sich.
    »Kalt?« fragte der Professor mit gedämpfter Stimme.
    »Ja«, gab seine Assistentin zurück.
    »Hör mal«, sagte Fleming, »meinst du wirklich, daß es noch einen, Sinn hat, länger hierzubleiben?«
    »Sie haben sich hier irgendwo versteckt«, knurrte Zamorra grimmig. »Ich weiß nicht, worauf sie warten, aber ich denke, daß es nun nicht mehr lange dauern wird,
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