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0070 - Die Brücke ins Jenseits

0070 - Die Brücke ins Jenseits

Titel: 0070 - Die Brücke ins Jenseits
Autoren: A.F. Morland
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möglicherweise gesehen.
    »Begegnet?« Der Bursche schüttelte den schmalen Kopf. Dann fing er plötzlich meckernd zu lachen an. »Doch. Ja. Einen Verrückten in Pluderhosen und Turban habe ich gesehen. Reden Sie von dem?«
    Zamorra winkte Nicole und Bill herbei. Er riß die Türen auf und sagte zu den beiden: »Einsteigen!« Und zum Fahrer sagte er ungeduldig: »Wenden Sie bitte. Fahren Sie dem Verrückten nach.«
    »Ist’s wirklich einer mit einem Dachschaden?«
    »Ja«, sagte Zamorra ernst.
    »Verwandter von Ihnen?«
    »Nein. Bitte fahren Sie endlich.«
    Das Taxi – ein alter, aber noch sehr robuster Volvo – wendete, und dann ging’s mit dröhnendem Motor hinter dem geheimnisvollen Türken her. Bald schon erfaßten die Scheinwerfer die seltsame Gestalt. Der Türke – es war Ahmet – lief soeben auf eine Brücke zu.
    »Dort ist er!« rief Bill Fleming aufgeregt.
    Ahmet betrat in diesem Augenblick die Brücke.
    »Was ist denn das für einer?« fragte der Taxifahrer.
    Niemand gab ihm auf diese Frage eine Antwort.
    Ahmet keuchte auf die Brückenmitte zu. Hier türmte sich eine undurchdringliche Nebelwand auf. Geisterhaft sah diese Wand aus.
    Ihre Front war ständig in Bewegung. Es bildeten sich dämonische Fratzen. Klauen ragten daraus hervor. Sie schienen nach Ahmet zu greifen, berührten ihn, umklammerten ihn und rissen ihn blitzschnell in den trüben Nebel hinein. Von diesem Moment an war der Mann mit der wehenden Pluderhose verschwunden.
    Das Taxi rollte einige Meter auf die Brücke.
    Plötzlich bremste der Fahrer scharf ab. Er kratzte sich verwirrt am Kopf. »Eigenartig!« stieß er mit verblüffter Miene hervor.
    »Was ist eigenartig?« fragte Zamorra hastig.
    »Diese Brücke. Eigentlich dürfte es sie nicht geben. Ich kenne mich in dieser Gegend aus. Weit und breit gibt es keine solche Brücke. Du meine Güte, ich habe heute noch keinen Tropfen Alkohol getrunken. Das gibt’s doch nicht. Wie kann ich auf eine Brücke fahren, die nicht existiert?«
    Der Taximann schüttelte mit schmalen Lippen den Kopf.
    »Warum fahren Sie nicht weiter?« fragte Zamorra nervös.
    »Also sagen Sie, was Sie wollen. Ich fahr’ da nicht drüber. Sehen Sie sich diesen Nebel an. Das sind ja regelrechte Fratzen. Gestalten sind das. Direkt unheimlich sehen die aus. Nein, mein Lieber. Soviel können Sie mir gar nicht zahlen, daß ich über eine Brücke fahre, die es nicht geben darf. Wer weiß, wohin ich da komme.« Der Taxifahrer knallte den Rückwärtsgang ins Getriebe und stieß mit dem Volvo auf der Stelle zurück. Erst als er die Brücke nicht mehr unter seinen Reifen hatte, war ihm etwas wohler.
    Zamorra wollte aus dem Wagen springen.
    Da rief der Taximann plötzlich konsterniert aus: »Da kommt ja noch so ein spaßiger Vogel gelaufen!«
    Alle blickten in die Richtung, in die der Taxifahrer wies – und sahen – Mehmet…
    ***
    Jetzt schnellte Professor Zamorra aus dem Taxi. Mehmet war stehengeblieben, als er den Wagen gesehen hatte, hatte dann schleunigst kehrt gemacht und lief nun mit weiten Sätzen querfeldein davon.
    »Meine Frau glaubt, das ist ein Schmäh, wenn ich ihr das erzähle«, sagte der Mann im Taxi. Zamorra warf ihm eine Banknote in den Schoß.
    »Für Ihre Hilfe. Wir brauchen Sie nicht mehr«, sagte der Professor hastig. Dann wandte er sich an Nicole Duval und Bill Fleming.
    »Kümmert euch um den!« Er wies hinter Mehmet her. »Ich will versuchen, mir den anderen zu kaufen!« Mehr war nicht zu besprechen.
    Zamorra machte auf den Hacken kehrt und lief auf die Brücke. Aus der Wolkenbank schwirrte ihm ein feindseliges Knurren entgegen.
    Die Fratzen waten immer deutlicher hervor. Plötzlich stießen häßliche Krallenhände aus dem düsteren Nebel. Wispern und Raunen, Fauchen und Fluchen erfüllte die Luft.
    Wie hatte der Taxifahrer gesagt? Es ist eine Brücke, die es nicht geben darf.
    Es war eine Dämonenbrücke.
    Zamorra schreckte keine Sekunde davor zurück, sie zu überqueren. Mit einer Verbissenheit sondergleichen setzte er die Verfolgung des im Geisternebel untergetauchten Türken fort. Nur noch wenige Schritte bis zur Brückenmitte. Eine furchtbare Kälte wehte ihm aus den gräßlichen Nebelmäulern entgegen. Lange, dolchartige Zähne blitzten darin auf. Die Mäuler versuchten nach Zamorra zu schnappen. Die grauenerregenden Fratzen sausten ihm mit Getöse entgegen. Eiskalte Lufthände griffen ihn und zerrten ihn in die undurchdringliche Tiefe des Nebels hinein. Ein ohrenbetäubendes Brausen hob
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