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0069 - Das Gericht der Toten

0069 - Das Gericht der Toten

Titel: 0069 - Das Gericht der Toten
Autoren: Hans Wolf Sommer
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vielspurigen Stadtautobahnen, auf denen unentwegt Blechkarawanen dahinzogen, keine Hektik, keine atemlose Betriebsamkeit. Staten Island war der ruhige Teil der amerikanischen Metropole. Und Iluguenot Beach war einer der ruhigsten Teile von Staten Island.
    Villen, in gehörigem Abstand voneinander liegend, bestimmten das Bild. Hier wohnten Leute, die es sich leisten konnten.
    Bill Fleming hatte seinen Chevrolet etwa hundert Meter von Seymours Domizil geparkt. Linker Hand spiegelte sich das Mondlicht in den dunklen Wassern der Raritan Bay. Der Autoverkehr war verschwindend gering, und Fußgänger glänzten völlig durch Abwesenheit.
    »Eine Nacht wie geschaffen zum Einbrechen«, scherzte der Historiker, als er das Fahrzeug verließ. Nicole und Zamorra standen bereits draußen.
    »Wir brechen sozusagen ein, um einen Ausbruch zu verhindern«, ging der Professor auf den Freund ein. Er zeigte dabei jedoch keine Heiterkeit, sondern war bitterernst.
    »Fertig?« fragte Bill.
    »Fertig!«
    Die beiden verabschiedeten sich von Nicole, die als Schmieresteherin zurückblieb, und huschten über die Straße.
    Sie näherten sich dem Anwesen des Millionärs von der Rückseite her. Das erste Hindernis, das sich ihnen in den Weg stellte, war eine rotbraune Mauer, fast drei Meter hoch.
    Zamorra warf einen raschen Blick in die Runde. Weit und breit ließ sich kein Mensch sehen. Die benachbarte Villa, weitgehend hinter einem Wall von Trauerweiden versteckt, lag dunkel da.
    Die Gefahr, zufällig entdeckt zu werden, war nicht sehr groß.
    »Bon«, sagte der Professor. »Wenn du mir dann jetzt in den Steigbügel helfen würdest…«
    Bill Fleming verschränkte die Hände vor dem Bauch und ließ dabei die Gelenke knacken. Zamorra setzte den rechten Fuß auf die künstliche Treppenstufe und ließ sich von Bill hochdrücken. Dann, die Mauer als Stütze benutzend, kletterte er auf die Schultern des Amerikaners. Jetzt konnte er in den Garten Seymours hineinblicken.
    Auch hier war alles ruhig. Schattenhaft zeichneten sich die Umrisse des Museumsbaus ab. Noch weiter im Hintergrund lag die Villa.
    Kein Licht brannte, so daß Mond und Sterne die einzige Lichtquelle darstellten.
    Trotzdem konnte Zamorra deutlich den hauchdünnen Draht erkennen, der die Mauerkrone zierte. Fraglos war der Draht mit einer Alarmanlage verbunden, die sofort in Aktion treten würde, wenn man den Draht berührte. Vorsichtig zog sich der Professor hoch, peinlich darauf achtend, die Alarmanlage nicht auszulösen. Dann griff er in die Tasche und holte das mitgeführt kurze Seilstück hervor. Ein Ende umfaßte er mit fester Hand, während er das andere dem wartenden Freund zuwarf. Mit Hilfe der provisorischen Strickleiter gelangte auch Bill nach oben. Die Mauerkrone war breit genug, um ihnen beiden festen Stand zu verleihen.
    Zamorra und Bill bemühten sich, die Dunkelheit mit den Augen zu durchdringen. Sie beide hatten nicht vergessen, daß es hier im Garten einen Hundezwinger gab. Höchstwahrscheinlich liefen die Tiere nachts frei herum, konnten jeden Augenblick im Blickfeld erscheinen.
    Noch jedoch war von den Schäferhunden nichts zu sehen.
    »Scheint sich um ausgesprochene Papiertiger zu handeln«, flüsterte Bill.
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Nicht unbedingt«, gab er zurück.
    »Wir haben lediglich den Vorteil, daß die Windrichtung uns begünstigt. Sie haben unsere Witterung noch nicht aufgenommen.«
    »Hoffen wir, daß es so bleibt.«
    Es blieb nicht so.
    Zamorra ging in die Hocke und sprang nach unten. Mit federnden Knien landete er auf dem weichen Erdboden des Gartens.
    Und dann waren sie auch schon heran. Ungetümen gleich brachen sie aus dem Buschwerk hervor, stürmten bellend auf den Eindringling los.
    Zamorra war vorbereitet und reagierte blitzschnell. Im Nu hatte er die Gaspistole aus der Tasche gerissen. Der erste Schäferhund schnappte bereits nach seinen Beinen, wütend knurrend und mit gebleckten Zähnen.
    Der Professor drückte ab. Das Tier verharrte mitten in der Bewegung, stieß einen hechelnden Klagelaut aus. Dann ging ein Zittern durch seinen Körper, und fiel kraftlos zur Seite, um reglos liegenzubleiben.
    Der andere Hund war gefährlicher. Er sprang den Professor an, brachte ihn mit seiner geballten Körperkraft ins Straucheln. Im letzten Sekundenbruchteil konnte Zamorra den Kopf zur Seite drehen, um den nach seiner Kehle schnappenden Fängen zu entgehen. Dieser Hund war auf den Mann dressiert und beschränkte sich nicht auf bloßes
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