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0069 - Das Gericht der Toten

0069 - Das Gericht der Toten

Titel: 0069 - Das Gericht der Toten
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Herumgetigere macht einen ja völlig verrückt!«
    Abrupt blieb Zamorra stehen.
    »Mich macht etwas ganz anderes verrückt«, erklärte er bitter. »Der Gedanke an diesen Sarkophag nämlich. Ihr wißt, daß ich eine Art sechsten Sinn besitze. Und dieser sechste Sinn sagt mir, daß sich ein schweres Unheil zusammenbraut.«
    Er ließ sich ebenfalls in einem Sessel nieder und griff nervös nach dem Whiskyglas. Aber er trank nicht, sondern stellte es hart auf den Couchtisch zurück.
    »Bill, tu mir den Gefallen und ruf diesen Seymour nochmal an. Vielleicht hat er inzwischen ein bißchen nachgedacht.«
    Der Historiker machte ein bedenkliches Gesicht.
    »Ich glaube nicht, daß es Zweck hat«, entgegnete er. »Seymour ist ein stahlharter Knochen, der normalerweise keinen Millimeter von seiner Überzeugung abgeht.«
    »Versuch es trotzdem!«
    Achselzuckend kam Fleming der Aufforderung nach. Als er wenig später in die Sitzecke zurückkehrte, konnte man ihm schon am Gesicht ansehen, daß er genauso gut hätte versuchen können, den Millionär zur Aufgabe seines Reichtums zu überreden.
    »Er hat natürlich abgelehnt«, vermutete Nicole.
    Bill nickte. »Wir sollen uns zum Teufel scheren, hat er vorgeschlagen. Außerdem würde sich das ganze Problem mehr oder weniger von selbst erledigen.«
    Der Professor beugte sich vor. »Wie meint er denn das?« erkundigte er sich.
    »Seymour hat einen anderen Spezialisten aufgetrieben, der ihm morgen den Sarg aufmachen soll. Irgendso einen indischen Guru, der hier in New York rumzaubert. Mavakrishna oder so ähnlich.«
    »Madhvakrishna?« fragte Zamorra scharf.
    »Ja, so lautet der Name.«
    Der Professor preßte die Lippen zusammen. »Auch das noch«, quetschte er hervor.
    »Kennst du den Kerl etwa?« wollte der Historiker wissen.
    »Der Mensch war bis vor kurzem in Paris. Ein Glücksritter, der sich auf Kosten seiner Anhänger ein feines Leben macht und das Geld nur so scheffelt. Zweifellos eine stark medial begabte Persönlichkeit. Und es würde mich kein bißchen wundern, wenn er sich auf schwarze Magie verstünde.«
    Bill kratzte sich am Hinterkopf. »Hört sich gar nicht gut an. Du hast den… hm … magischen Schutzschirm um den Sarkophag bereits gelockert. Wenn dieser Guru wirklich etwas von schwarzer Magie versteht und dort fortfährt, wo du aufgehört hast …«
    »Eben!«
    Gedankenverloren trank der Professor aus seinem Glas.
    »Wir müssen etwas unternehmen«, sagte er anschließend. »Wir dürfen nicht zulassen, daß Madhvakrishna möglicherweise den Sarg öffnet und dem Kaa des Neferptah zur Freiheit verhilft.«
    »Und was willst du dagegen tun?«
    »Ich weiß noch nicht genau«, antwortete der Parapsychologe.
    »Vielleicht gelingt es mir, das magische Schutzfeld wieder so zu festigen, daß Madhvakrishna nicht durchkommt.«
    »Dazu müßtest du zuerst einmal wieder an den Sarkophag herankommen«, gab der Historiker zu bedenken. »Natürlich!«
    »Seymour wird nicht damit einverstanden sein. Du weißt, was er gesagt hat. Er wird uns davonjagen, wenn wir wieder bei ihm auftauchen sollten.«
    Zamorra stand auf und trat ans Fenster. Die Dunkelheit war bereits hereingebrochen. Unten auf der Straße waren die Leuchtreklamen und Straßenlampen angegangen und zauberten bizarre Lichtmuster auf die Fensterscheibe.
    »In wenigen Stunden ist tiefe Nacht«, sagte der Professor. »Und Seymours Villa liegt ziemlich isoliert.«
    »Und?«
    »Wir könnten seinem Museum einen heimlichen Besuch abstatten!«
    Schweigen folgte seinen unmißverständlichen Worten. Nicole und Bill dachten über die Konsequenzen seines Vorschlags nach. Zamorra selbst war alles andere als begeistert von seiner Idee. Er haßte es, etwas Illegales zu tun. Und das unerlaubte Betreten eines fremden Grundstücks war fraglos nicht so ganz mit den geltenden Gesetzen in Einklang zu bringen. Andererseits konnte man dies grundsätzlich von Seymours Privatmuseum auch nicht sagen. Und last not least ging es darum, eine unter Umständen schreckliche Gefahr zu bannen.
    Bill schien zu ähnlichen Schlußfolgerungen gekommen sein.
    »Okay«, sagte er, als Zamorra dem Fenster wieder den Rücken zudrehte. »Machen wir eine kleine Privatbesichtigung. Wann geht’s los?«
    »Sofort!«
    Sie trafen ihre Vorbereitungen.
    ***
    Robert T. Seymours Villa lag in einer Gegend, die glatt vergessen ließ, daß man sich in New York, der pulsierenden, atemberaubenden Weltstadt befand. Keine Wolkenkratzer, die sich in den Himmel bohrten, keine
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