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0068 - Die Geisternacht

0068 - Die Geisternacht

Titel: 0068 - Die Geisternacht
Autoren: Hans Wolf Sommer
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waren, hatten Jaguarfell und Lendenschurz aus Gras gegen die baumwollenen Umhänge der Quetzalcoatl-Priester getauscht.
    Und sie hatten noch etwas bei sich, was sie vorher nicht gehabt hatten. Einen jener magischen grüngefederten Schlangenstäbe, in denen die überirdische Kraft des Toltekengottes ruhte.
    Jetzt war Amecameca wirklich eine schlafende Stadt. Von den aztekischen Besatzungssoldaten, die sie Stunden zuvor durch die Gassen gehetzt hatten, war nichts mehr zu sehen. Die Männer hatten sich offenbar längst in ihre Unterkünfte zurückgezogen.
    Als der Professor und sein Begleiter durch die stillen Straßen schritten, wurden sie in keiner Weise belästigt. Unbehelligt erreichten sie den Stadtrand und machten sich an den Aufstieg zum Tempel des schrecklichen Tezcatlipoca.
    Sie hatten schon mehr als die Hälfte der Strecke zurückgelegt, als Tizoc Pizana plötzlich stehen blieb.
    »Señor Zamorra…«
    Der Professor, der bereits zwei Schritte weitergegangen war, drehte sich um.
    »Ja, Tizoc?«
    Der Indianer hatte sich auf den Pfad gehockt und starrte vor sich auf den Boden.
    »Sehen Sie mal hier, Señor, Zamorra!«
    Zamorra beugte sich ebenfalls nieder. Im Dämmerlicht der ersten Sonnenstrahlen erkannte er sofort, was Pizana meinte.
    Spuren.
    Abdrücke, die eine große Katze hinterlassen zu haben schien.
    Oder ein Jaguar.
    Die beiden Männer richteten sich wieder auf, warfen prüfende Blicke um sich. Von der Bestie war nichts zu sehen, aber der Professor hatte dennoch auf einmal ein ganz unangenehmes Gefühl.
    Sie gingen weiter. Nach etwa hundert Metern machten sie noch eine Entdeckung. Am Rande des Pfades, neben einem Felsbrocken, lag ein Obsidiandolch. Die Glasklinge war gerötet.
    Blut!
    Deutlich waren in der unmittelbaren Nähe der Fundstelle Kampfesspuren auszumachen.
    Das ungute Gefühl des Professors verstärkte sich. Er hatte eine Art sechsten Sinn, der ihn befähigte, gewisse Zusammenhänge regelrecht zu ahnen.
    Nicole und Bill , dachte er, die beiden werden doch nicht etwa…
    »Kommen Sie, Tizoc«, drängte er. »Es ist möglich, dass eine unangenehme Überraschung auf uns wartet.«
    Schneller als bisher bewältigten sie den weiteren Aufstieg. In der Ferne schob sich die blutrote Spitze der Sonne über den Horizont.
    Bald wurde der Tempel des blutgierigen Gottes sichtbar. Jetzt hieß es auf der Hut zu sein. Ohne den schützenden Mantel der Dunkelheit war die Entdeckungsgefahr groß.
    Die Felsmulde, die ihnen als gemeinsames Versteck diente, war nicht mehr weit. Die Annäherung brachte Probleme mit sich. Ein schnelles Hinüberlaufen war zu risikoreich: Deshalb entschlossen sie sich, das letzte Stück kriechend zu bewältigen.
    Und sie schafften es. Ihre neuen Gewänder wurden zwar stark in Mitleidenschaft gezogen, und sie zogen sich eine Reihe leichter Hautabschürfungen zu, aber sie erreichten unentdeckt die Mulde.
    Hier traf sie dann der Schock.
    Die Mulde war leer.
    Nicole Duval und Bill Fleming waren spurlos verschwunden.
    Zamorras Gedanken jagten sich. In der Mulde gab es keinerlei Anzeichen dafür, dass ein Kampf stattgefunden hatte. Waren die beiden etwa freiwillig aus dem Versteck gekrochen? Seine dunklen Ahnungen schienen sich zu bestätigen. Die Jaguarspuren, der blutige Dolch…
    Seine Überlegungen wurden unterbrochen.
    »Señor Zamorra…«
    Pizana, der hinter einem Felsen kauerte und seine Augen auf den Tempel gerichtet hatte, wies mit ausgestrecktem Zeigefinger zur abgeflachten Spitze der Pyramide.
    Zamorra stockte der Atem.
    Auf der Plattform waren Gestalten sichtbar, eine ganze Reihe von Gestalten. Männer in Jaguarfellen, Männer, Frauen und Kinder in einfachen Lendenschürzen. Alle hatten die rotbraune Hautfarbe der Indianer.
    Alle bis auf zwei. Diese beiden waren weiß, besonders deutlich erkennbar auf Grund der Tatsache, dass sie weder Fell noch Schurz trugen, sondern nackt waren.
    Nicole und Bill!
    Sie waren in die Hände der Jünger des schrecklichen Tezcatlipoca gefallen.
    »Mein Gott«, flüsterte der Professor beinahe tonlos.
    Vor Anstrengung, möglichst genau erkennen zu können, was dort oben vorging, traten ihm beinahe die Augen aus den Höhlen.
    »Mein Gott«, flüsterte er abermals.
    »Sehen Sie etwas Genaues, Señor?«, fragte Tizoc Pizana.
    Der Professor nickte schwer. »Wenn ich mich nicht allzu sehr täusche…«, er stockte, fand es ungeheuer schwer, weiterzusprechen, »… dann sind die Schurken dabei, ihrem unseligen Gott Menschenopfer darzubringen.«
    Der
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