0065 - Schräge Töne - falsche Noten
Wenn er dort ist, sag, wir kämen vorbei, und frag, welches Zimmer er hat! Los, du hast für so etwas eine bessere Stimme als ich. Bei mir werden sie gleich misstrauisch.«
Der Jüngere suchte die Nummer des Hotels heraus, warf seinen Nickel ein und wählte.
»Wohnt in Ihrem Hotel Mr. Reis Awall?«, fragte er, als der Portier sich meldete.
»Ja, er ist heute angekommen.«
»Ist er im Hotel?«
»Einen Augenblick. Nein, er ist ausgegangen. Kann ich etwas ausrichten?«
Lesly Tanio grinste und flötete: »Das ist schade. Wir haben heute Morgen miteinander verhandelt, und ich konnte erst jetzt die Zustimmung meines Direktors bekommen. Allerdings muss sich Mr. Awall sofortentscheiden. Haben Sie keine Ahnung, wo er hingegangen ist?«
Der Portier zögerte. »Tja, ich bin nicht sicher. Mr. Awall fragte mich, bevor er fortging, was in Frisco interessant wäre, und ich nannte ihm drei oder vier Nachtlokale.«
»Welche Lokale waren es? Ich werde versuchen, ihn dort zu finden.«
Den Hörer zwischen Schulter und Ohr geklemmt, schrieb Lesly Tanio die Namen der Bars und Varietés mit.
»Vielen Dank«, sagte er höflich. »Hoffentlich finde ich ihn.«
»Soll ich Mr. Awall ausrichten, dass Sie angerufen haben? Wie ist Ihr Name, Sir?«
»Smith«, antwortete Tanio grinsend und hing ein.
Er zeigte seinem Bruder den Zettel. »Ich wette, wir finden ihn in einem dieser Läden, allerdings noch nicht jetzt, sondern erst später. Jetzt wird er wahrscheinlich irgendwo essen.«
»Wir werden nachsehen.«
»Weißt du überhaupt, wie er aussieht, Roc?«
»Nein. Wir machen es so. Du gehst in das Lokal und suchst dir einen Platz, von dem aus du einen guten Überblick hast. Ich rufe von der nächsten Telefonzelle aus an und sage, dass man ausrufen soll, Mr. Awall würde am Telefon gewünscht. Du wirst ja sehen, ob jemand darauf reagiert. Und dann haben wir ihn.«
»Und was wirst du sagen, wenn er ans Telefon kommt?«, fragte Lesly grinsend.
»Nichts. Ich hänge ein!«
***
Reis Awall hatte vorzüglich in einem chinesischen Restaurant gegessen. Er aß gern und immer viel, und der chinesische Koch hatte sich um den guten Gast besondere Mühe gegeben.
Jetzt saß Awall im Bay Moon, einer Bar mit Programm, die ihm der Portier seines Hotels empfohlen hatte.
Das Programm lief noch auf halben Touren. Zurzeit hauchte eine Sängerin ein herzblutfeuchtes Chanson in das Mikrofon, um das sich die Gäste nicht kümmerten. Awall harrte gut gelaunt, der erfreulicheren Dinge, die noch kommen sollten. Er war rundherum mit sich zufrieden. Die Verhandlungen mit dem Frazer Theater ließen sich ausgezeichnet an. Auch die Presseleute, mit denen Awall verhandelt hatte, zeigten sich aufgeschlossen. Er zweifelte nicht daran, dass er Coughs Gastspiel spätestens in zwei Tagen unter Dach und Fach gebracht haben würde.
Die Sängerin brach in einen schrecklich-schmerzlichen Schlusston aus. Awall verstand immerhin genug von Musik, um es scheußlich zu finden.
Ein paar Gäste klatschten müde. Die Dame hinter dem Mikrofon lächelte mühsam entzückt und rauschte davon.
Der Geschäftsführer trat ans Mikrofon.
»Mr. Awall wird ans Telefon gebeten. Mr. Reis Awall aus New York!«
»Will Cough jetzt schon Bescheid über den Erfolg haben«, dachte Awall, während er aufstand. Ein Kellner eilte herbei.
»Bitte, hier entlang, Sir!« Er zeigte ihm den Weg zur Telefonzelle im Foyer.
Awall zwängte seinen umfangreichen Körper hinein und nahm den Hörer.
»Hallo, hier spricht Awall! Bist du es, Larry?«
Die Leitung blieb still. Der Manager schrie noch einige Male sein »Hallo.«
Er öffnete die Zellentür und winkte den Portier herbei.
»Die Verbindung ist fort!«
»Ich werde mich sofort darum kümmern«, versicherte der Portier und eilte in die Telefonzentrale.
Wenig später kam er zurück und meldete: »Der Anrufer hat aufgelegt.«
Awall gab dem Mann zerstreut einen Dollar und überlegte, ob er New York anrufen sollte, gab den Gedanken aber wieder auf. Wenn Cough es eilig hatte, sollte er noch einmal anrufen. Außerdem stand Awall jetzt nicht der Sinn nach Geschäften, sondern nach Entspannung. Er ging in das Lokal zurück.
***
»Hier im Bay Moon ist er«, flüsterte Roc Tanio seinem Bruder zu, der ihn auf der Straße erwartete. »Er reagierte prompt auf den Anruf. Ein großer, dicker Kerl, aber es steckt keine Kraft in seinem Fett. Wir werden es leicht haben.«
»Wie machen wir es?«
»Besorge einen Wagen, möglichst einen Mercury, der ein wenig nach
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