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0065 - Gefangen in der Mikrowelt

0065 - Gefangen in der Mikrowelt

Titel: 0065 - Gefangen in der Mikrowelt
Autoren: Jason Dark
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dicht vor uns. Groß waren ihre Augen, groß wie dunkle Meere.
    »Shao…«, flüsterte Suko.
    Mehr nicht. Aber in diesem einen Wort lag alles, was er für sie empfand.
    Würde sie uns verraten? Uns – ihre besten Freunde? Würde sie uns tatsächlich opfern?
    Wir hörten den Krach nicht, der um uns herum tobte. Wir nahmen überhaupt nichts an Geräuschen wahr. Für uns gab es nur diese kleine Welt. Dieses künstliche Dreieck zwischen Suko, Shao und mir.
    Sie hockte vor uns, und dann streckte sie ihre Hand aus. Die Finger waren gekrümmt, sie bildeten ein regelrechtes Dach. Würde es uns zerschmettern oder beschützen?
    Die Spannung erreichte ihren Siedepunkt. Dann befand sich die Hand direkt über uns – und sie streichelte.
    Die Finger fuhren über Sukos Wange.
    Leicht, streichelnd…
    Was war geschehen?
    Hatte sie sich verändert? Hatte sie dem anderen, dem Bösen abgeschworen?
    Die Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Shao schien sich zu freuen, daß sie bei uns war. Hatte sie die ganze Zeit über nur gespielt? War sie zum Schein auf das Angebot des oder der Dämonen eingegangen? Fragen, auf die wir keine Antwort wußten.
    Dann hob Shao uns hoch. Zuerst Suko, anschließend mich. Sie setzte uns auf den Tisch.
    Suko schaute mich an. Ich las die Frage in seinen Augen. Was hatte das zu bedeuten? Erst machte sie uns Hoffnung, um uns anschließend den anderen zu präsentieren? Da stimmte doch etwas nicht.
    Wir saßen auf dem Labortisch. Die anderen Zwerge hatten noch nichts davon bemerkt, daß Shao uns entdeckt hatte. Sie suchten weiterhin auf dem Boden herum.
    Nur Belphegor nicht!
    Er sah Shao – und uns!
    »Da!« schrie er. »Da sind sie!«
    Bevor er noch zu uns herumwirbeln konnte, geschah es. Ein Warnschrei gellte durch das Gewölbe, brach sich an den Wänden wider und traf schmerzhaft unsere Ohren.
    Wir drehten die Köpfe.
    Und dann erklang eine laute, gellende Stimme auf, die mir eine freudige Gänsehaut über den Rücken jagte und gleichzeitig die Hoffnung bis an die Grenzen steigerte.
    Ich kannte die Stimme.
    Sie gehörte Professor Zamorra!
    ***
    Im letzten Augenblick preßte Zamorra dem neben ihm stehenden Zwerg seine Hand auf den Mund.
    Doch es war zu spät.
    Der Warnschrei zitterte bereits durch das Gewölbe.
    Den Parapsychologen hielt nichts mehr. Die restlichen Stufen überwand er mit zwei langen Sätzen, ließ die Treppe hinter sich und stand wie ein Rächer aus dem Reich des Lichts inmitten des düsteren, von rötlichem Glimmen erfüllten Gewölbes.
    Hoch hielt er den rechten Arm.
    Zwischen seinen Fingern blitzte das Amulett.
    »Sieh her, Dämon!« brüllte er. »Stell dich zum Kampf. Tod den Mächten der Finsternis!«
    Seine Stimme erfüllte auch den letzten Winkel des unheimlichen Gewölbes, und – Belphegor mußte ihn einfach hören.
    Aber er dachte gar nicht daran aufzugeben.
    Er stellte sich auch nicht zum Kampf. Im Endeffekt war er feige. Er schickte die anderen vor.
    »Packt sie!« brüllte er seinen Zwergen zu. »Macht sie fertig. Tötet sie!«
    Und die Zwerge gehorchten. Sie formierten sich zu einer breiten Reihe.
    Ich aber konnte Zamorra nicht sehen. Er war zu weit von mir entfernt. Außerdem verdeckten zahlreiche Schalen, Tiegel und Kolben mein Sichtfeld.
    Ich wartete auf Shaos Reaktion.
    Ging sie mit?
    Nein, sie blieb bei uns. Sie drehte sich sogar, deckte uns mit ihrem Körper vor feindlichen Blicken.
    Ich atmete auf.
    Suko stöhnte neben mir vor Freude. Seine Worte drangen mir an die Ohren. »Ich habe es gewußt. Ich habe es gewußt. Sie gehört nicht zu den anderen. Unsere Verbindung ist stärker. Shao gehört zu uns…«
    Ich hoffte, daß er recht hatte und daß nicht alles ein teuflisch abgekartetes Spiel war.
    Belphegor aber lief aufgescheucht in dem Gewölbe umher. Die Entwicklung paßte ihm nicht, das war klar. Auch hatte er keine Hilfe zu erwarten. Der Schwarze Tod war nicht da.
    Belphegor mußte allein kämpfen.
    Ich konnte an Shao vorbeischauen und sah den Dämon, wie er auf einen Stuhl sprang.
    Wild schaute sich Belphegor um.
    Und er sah Shao.
    »Shao!« schrie er sie an. »Hin zu den anderen!«
    »Nein!« Die Antwort hallte durch das Gewölbe.
    Belphegor brüllte auf. Weit riß er seinen rechten Arm in die Höhe, im nächsten Augenblick zuckte ein Blitz aus den Fingerspitzen, und dann entstand aus dem Nichts eine flammende Peitsche, die nach unten fiel und deren Griff sich in Belphegors Hand senkte.
    Da stand er wieder.
    Der Hexer mit der Flammenpeitsche!
    Schon einmal
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