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0065 - Gefangen in der Mikrowelt

0065 - Gefangen in der Mikrowelt

Titel: 0065 - Gefangen in der Mikrowelt
Autoren: Jason Dark
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Versuch machte, würden die Zwerge schießen.
    Seltsamerweise reagierte mein Kreuz nicht. Kühl lag es auf meiner Brust. Normalerweise zeigte das Silber an, wenn eine dämonische Strahlung in der Nähe war, doch jetzt tat sich nichts.
    Das ließ den Schluß zu, daß dieses Gift, mit dem die Pfeile getränkt waren, auf normalem und nicht auf dämonischem Weg hergestellt worden war.
    Aber solche Überlegungen führten zu nichts. Sie brachten uns nicht weiter. Mein und auch das Ziel meiner Freunde war es, hier herauszukommen.
    Und zwar in Normalgröße!
    Unsere Blicke bohrten sich ineinander. Ich schaute nicht zu Boden, kapitulierte nicht vor diesem mächtigen Dämon, sondern blickte hinein in die kalten Augen, die auch zu flammenden Rädern werden konnten, wie ich es schon einmal erlebt hatte. [2]
    Schließlich sprach ich ihn an. »Du willst mich töten?«
    »Vielleicht…« Belphegor ließ das Wort im Raum schweben und lächelte dabei zynisch.
    Ich wollte mehr wissen. »Womit?« fragte ich. »Mit der Flammenpeitsche?«
    Er ging nicht auf meine Frage ein, denn Shao meldete sich. »Tu endlich etwas!« zischte sie. »Setz dein Vorhaben in die Tat um, Belphegor. Du hast es versprochen!«
    Der Dämon nickte. »Ja, das werde ich.«
    »Und wann?« hetzte Shao. Sie war in ihrem Haß auf uns fast noch schlimmer als Belphegor, und ich fragte mich, ob sie jemals wieder so werden würde wie früher.
    Wohl kaum…
    Aber ich machte mir Zukunftsgedanken und wußte überhaupt nicht, ob ich die Zukunft noch erleben durfte. Im Moment sah es jedenfalls nicht so aus.
    Belphegor gab seinen Zwergendienern ein Zeichen. Sie handelten sofort, stürzten sich auf mich, und ich fühlte kalte Hände, die mich hochrissen, ohne daß ich mich dagegen wehren konnte.
    Suko wurde ebenfalls gepackt. Besonders Shao tat sich dabei hervor. Sie riß ihn an den Haaren, lachte irr und spie ihn an.
    Ich schloß die Augen. In meinem Innern tobte eine Hölle. Das Gefühl war kaum zu beschreiben. Wir als Zwerge, um die Hälfte der eigentlichen Körpergröße geschrumpft. Gegenstände nahmen andere Dimensionen an. Wir konnten uns nicht mehr so bewegen wie sonst und standen den einfachsten Dingen oft hilflos gegenüber.
    Es war schrecklich…
    Sie schleppten mich zu einer Trage. Es war ein mit Stoff bespanntes Holzbrett, und es stand auf vier Beinen. Ich wurde auf den Rücken gelegt, und mit Suko geschah das gleiche.
    Die Zwerge bildeten einen Kreis um die beiden Tragen.
    Belphegor sah ich nicht mehr. Er hielt sich im Hintergrund. Ein paar Zwerge waren ebenfalls verschwunden. Als sie wiederkamen, schleppten sie eine große Glashaube an, die sie über mich und die Liege stülpten.
    Das Glas war nicht fein geschliffen. Ich konnte zwar hindurchschauen, doch ich sah die Gesichter der Umstehenden als völlig verzerrte Masken.
    Suko lag rechts von mir. Auch ihn deckten sie mit einer großen Glashaube ab.
    Was hatte das zu bedeuten?
    Seltsamerweise verspürte ich keine Angst, sondern nur eine immense Neugierde. Dabei wußte ich, daß uns eine neue Teufelei des Dämons bevorstand.
    Die Zwerge traten zurück.
    Ich drehte den Kopf ein wenig nach rechts und sah die Umrisse von Sukos Körper. Auch er schaute soeben nach mir, erkannte mich ebenfalls und hob die Hand. Suko war also wieder erwacht. Ich grüßte zurück.
    Zum letzten Mal?
    Zuerst geschah nichts. Dann verdunkelte ein Schatten die Sicht nach draußen.
    Belphegor war gekommen!
    Zwischen den beiden Tragen blieb er stehen und breitete seine Arme aus, so daß die Handflächen über den Glashauben zur Ruhe kamen. An seinen Mundbewegungen erkannte ich, daß er einige Sätze sprach, konnte ihm jedoch nicht von den Lippen ablesen, welche es waren.
    Plötzlich veränderten sich seine Augen. Der kalte, gnadenlose Blick verschwand, die Pupillen begannen sich zu drehen. Aus dem eisigen Blau wurde ein leichtes Rosa und dann ein knalliges Rot.
    Feuerrot!
    Die Augen kamen mir groß vor wie Wagenräder, und dieses grelle Rot blieb nicht allein auf seine Augenpartie konzentriert, sondern wanderte als Strahl weiter.
    Auf mein Gefängnis zu.
    Ich hielt den Atem an.
    Die roten Strahlen berührten das Glas, drangen hindurch, als wäre es überhaupt nicht vorhanden, und sie trafen mich.
    Plötzlich war mein Körper eingehüllt. Gleichzeitig begann der ziehende Schmerz. Ich mußte mich beherrschen, um nicht loszuschreien, denn ich hatte das Gefühl, als würden meine Glieder zusammengepreßt. Die Kuppel über mir wuchs, verdoppelte
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