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0061 - Kino des Schreckens

0061 - Kino des Schreckens

Titel: 0061 - Kino des Schreckens
Autoren: Jason Dark
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wohlfühlen, es sei denn, man heulte mit den Wölfen.
    Tat Caroline das?
    War sie vielleicht selbst kein Mensch mehr, sondern schon zu einem Dämon gemacht worden?
    Ich schaute sie mir genau an. Ihr Blick zeigte keinerlei Hinterlist oder Mißtrauen. Sie blickte mir offen und klar entgegen.
    Ich griff unter mein Hemd und holte das Kreuz hervor. Ich wollte die sogenannte Dämonenprobe machen. Schwarzblütler, die das Kreuz sahen, reagierten meist panikerfüllt. Sie konnten den Anblick des geweihten Silbers nicht ertragen, wandten sich ab oder flohen hastig. Berühren durfte sie das Metall erst recht nicht, denn das bereitete ihnen körperliche Schmerzen.
    »Was hast du da?« fragte Caroline.
    Ich ging in die Knie und legte ihr das Kreuz in die offene Hand.
    »Oh, ist das schön«, flüsterte das Mädchen. »Darf ich es behalten, Sir?«
    »Du kannst John zu mir sagen, Caroline, und das ist mein Freund Suko.«
    »Hallo!«
    Der Chinese mußte über die Unkompliziertheit des Mädchens lächeln.
    Ich erhob mich wieder. Das Silber hatte sich erwärmt. In dieser Welt des Bösen reagierte das Kreuz entsprechend. Auf dieses Kruzifix verließ ich mich am meisten. Es zeigte an, wenn meine Feinde in der Nähe lauerten.
    Caroline gehörte nicht zu diesen Bösen.
    Aber sie wußte etwas über unsere Feinde, denn sie lebte mit ihnen zusammen.
    Und ihr Wissen sollte sie mir mitteilen.
    Ich schaute an den schmalen Schultern des Mädchens vorbei. Sah jedoch nichts Verdächtiges, sondern nur die riesigen Türme und die Staubschleier, die zwischen ihnen wie große Tücher hingen. Demnach mußten sich die anderen innerhalb der Türme befinden.
    Auch Shao?
    Ich begann, das Mädchen behutsam auszufragen. »Die Vögel tun dir nichts?«
    »Nein, sie sind meine Freunde.«
    »Die anderen auch?«
    »Meinst du den grauen Riesen?«
    Mein Blut floß plötzlich schneller durch die Adern. Jetzt hatte sie zum erstenmal dieses Monster erwähnt. »Ja, den grauen Riesen meine ich.«
    »Er ist auch mein Freund.«
    »Das ist fein, Caroline. Hast du sonst noch Freunde?«
    »Die Zwerge.«
    »Welche Zwerge?«
    »Die in den Türmen leben.«
    Suko und ich warfen uns einen raschen Blick zu. Waren wir dem Geheimnis dieses Landes jetzt ein Stück nähergekommen?
    »In den Türmen leben also Zwerge. Und was machen sie dort?« forschte ich weiter.
    »Sie warten auf den Meister.«
    »Kennst du seinen Namen?«
    »Ja, es ist Belphegor, und der Riese paßt auf, daß den Zwergen nichts geschieht.«
    Jetzt wußten wir zu einem großen Teil Bescheid. Durch die wenigen Sätze, die uns das Mädchen gesagt hatte, war ein Teil des Schleiers gerissen.
    »Frag sie nach Shao«, flüsterte Suko mir zu.
    Das Mädchen hatte Sukos Worte vernommen und gab auch eine Antwort. »Ja, Shao ist hier.«
    Suko sprang einen Schritt vor. Er faßte die Kleine an beide Schultern. »Wo ist sie? Sag es mir!«
    »Im Turm.«
    »In welchem?«
    Sie drehte sich halb und zeigte auf den größten, der den Mittelpunkt bildete. »Dort könnt ihr sie finden. Aber der Riese wird es nicht zulassen, er braucht Shao.«
    »Wofür braucht er sie?« fragte ich.
    »Sie ist die letzte. Der Riese will seinen Auftrag erfüllen.«
    Mir kam ein schrecklicher Verdacht. »Was geschieht mit ihr?«
    »Sie wird eine Zwergin – wie die anderen.«
    ***
    Shao kämpfte verzweifelt gegen das Monster an. Doch es war vergeblich. Der graue Riese war zu stark. Mit seinen mörderischen Pranken hielt er Shao fest und drückte zu. Er gab ihr keine Gelegenheit, um sich zu schlagen. Shao kam sich vor, als würden ihre Arme von einer Stahlfessel gehalten.
    Sie schrie um Hilfe.
    Doch die Schreie wurden von den Wänden des Turms regelrecht aufgesaugt, so daß auch dies nichts nutzte.
    Die Chinesin war verloren.
    Apathisch sackte sie in den Armen des Riesen zusammen. Sie wurde schlaff.
    Das Monster ließ sie zu Boden gleiten und stieß ein zufriedenes Grunzen aus.
    Das letzte Opfer war ihm sicher.
    Jetzt konnte es nicht mehr entkommen.
    Caroline hatte es gebracht. Sie konnte zwischen Gut und Böse nicht unterscheiden. Für sie war das eine ebenso normal wie das andere.
    Das Monster lachte.
    Es richtete sich zu seiner vollen Größe auf und schaute sich innerhalb des Turms um.
    Die Wände verbreiteten ein düsteres grünliches Glosen. Das Licht strich auch über die mumienhaften Zwergengestalten, die aufgereiht an der Wand standen und deren Augen haßerfüllt funkelten.
    Aber nicht nur die Zwerge befanden sich im Innern des Turmes, sondern auch
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