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0061 - Kino des Schreckens

0061 - Kino des Schreckens

Titel: 0061 - Kino des Schreckens
Autoren: Jason Dark
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wir waren auf der Hut. Diese verdammten Bestien würden sich blutige Köpfe holen.
    Es war unnatürlich schwül in diesem Horrorland. Die Luft drückte, ich konnte kaum atmen. Sehr oft wischte ich mir den Schweiß von der Stirn. Vergeblich suchte ich eine Sonne. Sie mußte verdeckt liegen, und nur ihr Widerschein erhellte das Land.
    Andere Tiere sahen wir nicht. Der Boden war kahl und mit einem graubraunen Staub bedeckt. Es gab kaum Vegetation, nur ein paar verdorrte Gräser, die hier und da wie lange Finger aus der Erde schauten und bewegt wurden, wenn wir an ihnen vorbeischritten.
    Langsam näherten wir uns unserem Ziel. Die Türme wirkten längst nicht mehr so schlank wie aus der Entfernung gesehen, sondern breit und irgendwie klobig.
    Auf mich jedoch machten sie einen drohenden, abweisenden Eindruck. Fast körperlich spürte ich die Gefahr, die von diesen Türmen ausging. Standen wir jetzt dicht vor der Lösung des Rätsels?
    Ich stieß Suko an. »Spürst du es auch?« fragte ich.
    Der Chinese nickte. »Ja, etwas ist seltsam. Wir werden verdammt auf der Hut sein müssen, John.«
    Der Fluß machte einen Bogen nach rechts und entfernte sich von uns. Wir brauchten ihn also nicht zu überqueren, um in die Stadt zu gelangen.
    Die geierähnlichen Vögel waren schon vorausgeflogen. Sie stachen hoch zu den Spitzen der Türme und ließen sich darauf nieder. Von ihrem Standpunkt aus hatten sie einen fantastischen Überblick. Auch uns konnten sie gut im Auge behalten.
    Ich glaubte daran, daß sich dieses graue Monster hier irgendwo versteckt hielt. Die Frage war allerdings, in welchem der Türme. Sie waren auch nicht alle gleich groß, standen versetzt, und der höchste von ihnen stach mir besonders ins Auge. Er bildete so etwas wie einen Mittelpunkt in dieser Turmstadt.
    Ich zeigte auf ihn. »Den sollten wir uns einmal genauer anschauen«, schlug ich vor.
    Suko war einverstanden.
    Um ihn zu erreichen, mußten wir zwischen den anderen Türmen hindurch. Jetzt sahen wir die Steine aus der Nähe. Es waren gewaltige Brocken, die man aufeinandergeschichtet hatte. Kein Mörtel hielt die einzelnen Steine zusammen, sie waren von einer urwüchsigen Kraft regelrecht aufeinandergepreßt worden.
    Welche Bedeutung hatten sie?
    »Da gibt es auch Eingänge«, sagte Suko.
    Dieser Eingang gähnte uns wie eine Höhle entgegen. Er war dunkel, doch ich glaubte, etwas Helleres schimmern zu sehen, konnte mich allerdings auch täuschen.
    Egal, wir würden es herausfinden.
    Ich zog meine Beretta.
    Plötzlich spürte ich Sukos Hand an meinem Arm. Hart faßten seine Finger zu.
    »Was ist?«
    Ich drehte mich, schaute in Sukos Gesicht und sah, daß es sehr blaß war. »Hast du den Schrei nicht gehört?«
    »Nein.«
    »Aber da hat jemand geschrien, John. Ich habe es deutlich vernommen. Ob das…«
    Er dachte sicherlich an Shao, doch er kam nicht mehr dazu, den Namen auszusprechen, denn in diesem Moment hörten wir das helle Kindersingen, und einen Atemzug später löste sich die Gestalt eines Mädchens aus dem Schatten des Turms.
    Es war Caroline Potter!
    ***
    Unwillkürlich hielt ich die Luft an. Ich war sprachlos, und Suko erging es nicht anders.
    Die Kleine kam auf uns zu. Das blonde Haar flatterte, die weißen Kniestrümpfe leuchteten. Alles kam mir so unwirklich, so irreal vor, daß ich mir über die Augen wischte, doch das Bild blieb, ich konnte es nicht verscheuchen.
    Das Mädchen war da!
    »Caroline«, sagte ich.
    Sie hatte mich verstanden, obwohl ich leise sprach. Zwei Schritte vor uns blieb sie stehen. »Du kennst mich?« fragte sie.
    »Ja.«
    »Woher?«
    »Ich habe mit deiner Mutter gesprochen.«
    »Wann?« Sie lachte freudig.
    Vorhin, wollte ich sagen, doch ich verschluckte die Bemerkung. Ich wußte selbst, wie sinnlos es war, denn der Zeitbegriff hatte in diesem Land eine andere Relation.
    »Es ist noch nicht lange her«, erwiderte ich deshalb.
    »Geht es ihr gut?« Carolines Augen leuchteten wie zwei Sterne.
    »Ja, es geht ihr gut.«
    »Daddy auch?« fragte Caroline.
    »Ja, ihm auch. Aber er und deine Mutter haben große Sehnsucht nach dir, Caroline. Sie haben Angst, daß dir etwas passiert ist.«
    »Nein, ich fühle mich wohl.«
    »Wirklich?« Ich trat einen Schritt näher und streichelte dem Mädchen über das blonde Haar. Meine Beretta hatte ich rasch weggesteckt, ich wollte die Kleine nicht erschrecken.
    Obwohl sie mir bestätigte, daß es ihr an nichts fehlte, war ich doch sehr skeptisch. In diesem Land konnte man sich einfach nicht
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